Wenn Liebe Grenzen überwindet

  08.05.2020 Fricktal, Rheinfelden

Maria und Jürgen: eine romantische Liebesgeschichte zu Corona-Zeiten

Seit dem Lockdown fuhr Maria Lo Voi mit ihrem Rad unzählige Male an den Rheinfelder Zoll, mit der Absicht, ihren Lebenspartner auf der badischen Seite zu besuchen. Ohne Erfolg, bis auf vergangenen Samstag. In der Zwischenzeit machte er ihr einen Heiratsantrag, der an Romantik kaum zu übertreffen ist.

Janine Tschopp

«Jetzt bin ich der glücklichste Mensch», sagt Maria Lo Voi am vergangenen Montagnachmittag zur NFZ. Endlich hat sie wieder einmal ein Wochenende bei ihrem Lebenspartner, mit dem sie seit 14 Jahren liiert ist, verbringen dürfen. Nach einer langen Zeit der Trennung feierte das Paar das Wiedersehen.

«Es war mir nicht bewusst, dass wir uns so lange nicht sehen werden»
Es war Dienstagmorgen, 17. März, als sich Maria Lo Voi nach einem Wochenende im Schwarzwald von ihrem Lebenspartner Jürgen verabschiedete. Er wohnt in Badisch Rheinfelden und sie auf der Schweizer Seite, wo sie auch einen Friseursalon führt. Es war ihr klar, dass der Bundesrat am Tag zuvor aufgrund der Corona-Pandemie einen gesamtschweizerischen Lockdown anordnete, aber: «Beim Abschied war mir nicht bewusst, dass wir uns so lange nicht sehen werden.»

Immer wieder schnappte die 52-Jährige ihr rotes Rad und fuhr an die Rheinfelder Grenze. Sie sprach mit den deutschen Bundespolizisten und bat diese darum, ihren Lebenspartner besuchen zu dürfen. Immer und immer wieder bekam die Frau, die in Grenzach-Wyhlen aufgewachsen ist und einen italienischen Pass hat, einen Korb und fuhr traurig nach Hause.

Sie telefonierten tausend Mal
Während Maria Lo Voi von den letzten Wochen erzählt, kommen ihr immer wieder die Tränen. Gefühlte tausend Mal hätten sie und ihr Lebenspartner in dieser schwierigen Zeit telefoniert, und sie habe ihm Postkarten geschrieben. Immer setzte sie sich, während sie mit ihm telefonierte, auf ihren Balkon und schaute über den Rhein, um ihrem Liebsten so nahe wie möglich zu sein.

«Guck nach Deutschland», sagte Jürgen zu Maria, als er sie am 26. April, um 8.26 Uhr anrief. Sie sah, dass ihr Lebenspartner im Park oberhalb des Salmegg-Parkdeckes Luftsprünge machte. «Was siehst du noch?», wollte er wissen. Beim Parkdeck hing ein weisses Tuch mit Buchstaben, die sie nicht lesen konnte. Sie holte ein Fernglas bei ihrer Nachbarin. Dann sah sie es: «Maria, willst Du mich heiraten?», stand auf dem Leintuch. Zudem waren dort zwei Herzen mit den Buchstaben M und J. Kurze Zeit später fuhr sie an den Zoll. Jürgen auch. Von weitem fragte er: «Und?» Sie antwortete: «Ja.»

Wie so oft schon erkundigte sie sich auch am vergangenen Samstag, 2. Mai, ob sie ihren Lebenspartner in Deutschland besuchen dürfe. Diesmal hatte sie Rosen im Gepäck, weil sie und Jürgen feiern wollten. «Es gibt nichts einzuwenden», sagte der Zöllner, nachdem sie verschiedene Fragen beantwortet hatte. Sie durfte tatsächlich passieren. «Als ich bei Jürgen angekommen bin, haben wir uns ewig nicht mehr losgelassen. Wir tranken eine Flasche Champagner, assen Spaghetti Bolognese und tanzten stundenlang.» Nach fast sieben traurigen Wochen der Trennung verbrachten Maria und Jürgen endlich wieder ein gemeinsames Wochenende. Jetzt sind sind die glücklichsten Menschen der Welt.


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