Rheinfelden unter Strom – vom Dreiland in die Welt

  03.04.2020 Rheinfelden

Eine Ausstellung, eine Vernissage und ein Zeitsprung

Wenn das Wörtchen «wenn» nicht wäre … würde das Fricktaler Museum in dieser Woche die neue Sonderausstellung 2020/2021 eröffnen können. Nun ist es anders…

Ute W. Gottschall

Das Museumsteam arbeitet schon seit einiger Zeit im Home-Office oder zeitversetzt im Haus zur Sonne, feilt noch an den Details, plant mit dem Gestalter die Umsetzung des Aufbaus, um – sobald die Türen wieder geöffnet werden dürfen – parat zu sein und zu vollenden, was nun seit Monaten bereits vorbereitet wird. Doch des «wenn» ist es noch nicht genug… Wenn es im 19. Jahrhundert keine findigen Köpfe gegeben hätte, dann gäbe es das Ausstellungsthema nicht – oder ein anderes – aber viel einschneidender wäre, es gäbe KEINEN STROM!

Können Sie sich das vorstellen – ohne Strom?
Ja – ok, mal nach einem Gewitter, für kurze Zeit ist das schon machbar, aber so ganz ohne? – Kochen auf dem Holzofen oder wer schon modern war auf dem Gasofen, dunklere Strassen lediglich mit Gaslicht beleuchtet – aber nicht erhellt. Schummriges Kerzenlicht oder eine Petroleumlampe, die dauernd betreut werden will, funzelige Beleuchtung bei der Arbeit, keinen Computer, kein Telefon, kein, kein, kein.. alles, was für uns heute so selbstverständlich scheint. Oder wissen Sie wie ein Kühlschrank ohne Strom funktioniert, wie Frauen und Mädchen sich im Schweisse ihres Angesichts und unter Einsatz ihrer Gesundheit mit der Wäsche abmühen mussten, bevor elektrische Bügeleisen bekannt waren.

Radio ohne Strom gibt es nicht, wir müssten selbst singen. Wir könnten weder fernsehen noch im Internet surfen, nicht per Mail oder über soziale Medien mit Freunden kommunizieren. Informationen erhielten wir nur schriftlich. Wenn wir uns das heute vorstellen, so ganz ohne Strom, das wäre eine brisante Lage, da geht es uns doch wirklich noch gut.

Glück gehabt!
Wenn es also Schweizer Industriepioniere wie Agostino Nizzola und Charles E.L. Brown nicht gegeben hätte, sässen wir heute anders da – Glück gehabt! Und das alles am Entstehungsort im Aargau, wo doch viele mit dem Kanton Aargau nicht in erster Linie Industrie und Fortschritt verbinden... wenn man es nicht besser weiss. Um dieses Wissen präsenter zu machen, hat der Verein «Industriewelt Aargau» das Projekt #ZeitsprungIndustrie initiiert. Der Aargau gehört seit bald 300 Jahren zu den wichtigen Industriestandorten der Schweiz. Geschichte, Gegenwart und Zukunft sind von der Industrie geprägt. Das Fricktaler Museum hat mit der IG Pro Steg und im Projekt mit weiteren Partnern aus Bildung, Industrie und Kultur Projektvorschläge erarbeitet, welche im Projekt #ZeitsprungIndustrie Schlaglichter auf unterschiedliche Zeiten und Schauplätze der Industrie werfen.

«Rheinfelden – Unter Strom! Vom Dreiland in die Welt»
Die Ausstellung im Fricktaler Museum fokussiert einmal mehr Rheinfelden und seine Geschichten. Ein dankbares Thema, wie wir in den letzten Jahren immer wieder sehen konnten. Die Ausstellung steht dabei ganz im Zeichen des Stroms und den Auswirkungen auf unsere Region. Ausgangspunkt und wichtiger Themenschwerpunkt ist das in Rheinfelden 1898 in Betrieb genommene, erste grosse Wasserkraftwerk Europas. Rheinfelden und das Kraftwerk stehen für den Fortschritt und nicht nur in Rheinfelden, sondern die Technologie ging vom Dreiland – Schweiz, Deutschland, Frankreich – in die Welt. 1904 gelang mit den Kraftwerken Rheinfelden und Beznau erstmalig die Verknüpfung zweier Inselnetze zu einem Verbundnetz – eine wirklich bahnbrechende Pionierleistung der beiden Schweizer Ingenieure Nizzola und Brown. Natürlich ist auch das alte Kraftwerk und der Steg über den Rhein, dessen beider Verlust wir noch heute mit gemischten Gefühlen memorieren, thematisiert, denn die Geschichte der Stadt und insbesondere die Entstehung und Entwicklung von Rheinfelden/Baden ist eng damit verbunden.

Welchen Wandel aber bedeutete die Einführung von Strom für Rheinfelden und das Fricktal? Was veränderte sich für die Menschen im Alltag, in ihrem Zuhause, auf der Strasse oder am Arbeitsplatz? Was bedeutete die Einführung von Strom für den Betrieb der Kurhotels und anderer Unternehmen? Sie dürfen gespannt sein auf die Ausstellung, auf interessante Exponate und auf das Begleitprogramm, welches mit Führungen und Geschichten aufwarten wird.

Freuen wir uns
Freuen wir uns demnach auf die Zeit, wenn wir wieder ins Museum können. Sobald die Daten bekannt sind, wird die Homepage des Fricktaler Museums in Bezug auf Öffnungszeiten und Veranstaltungen aktualisiert werden. www.fricktaler-museum.ch – bis jetzt ist alles nur verschoben und noch nicht aufgehoben.


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