Es ist ruhiger geworden im Städtchen
19.03.2020 RheinfeldenSeit Dienstag sind die meisten Läden, alle Restaurants und Freizeiteinrichtungen geschlossen. Das Städtchen hat sich verändert – und die Geschäftsleute machen sich um ihre Betriebe Sorgen.
Valentin Zumsteg
Das öffentliche Leben ist ein anderes als vor wenigen Tagen: Waren am Sonntagnachmittag die Terrassen der Restaurants noch gut besucht, sind jetzt alle Restaurants, Cafés und Bars geschlossen. Der Bundesrat hat am Montag die Massnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Krise verschärft. Fast sämtliche Geschäfte sowie alle Freizeitbetriebe sind seit Dienstag zu. Ebenso Coiffeursalons oder Kosmetikstudios. Die Schliessung gilt vorerst bis 19. April. Ausgenommen sind unter anderem Lebensmittelläden, Apotheken, Take-Aways, Tankstellen und Banken.
«Es trifft uns hart»
«Ich habe Verständnis für diese Massnahmen, auch wenn sie uns hart treffen», erklärt Christian Pelaez. Er und sein Team führen im Städtchen die National-Bar, die Piazza-Bar, das Restaurant Gambrinus und die Brötli-Bar bei der Stadtbibliothek. «Der Umsatz ist in den vergangenen beiden Wochen schon stark zurückgegangen. Die Brötli-Bar haben wir bereits am Samstag geschlossen», schildert Pelaez. «Ich mache mir existenzielle Sorgen, so wie wohl viele Gastrobetriebe. Ein Monat ohne Umsatz geht vielleicht, aber danach bricht es vielen das Genick. Wir haben bereits Kurzarbeit angemeldet und stehen mit der Versicherung in Kontakt», so Pelaez. Um Lösungen zu finden, sucht er den Kontakt mit den Vermietern. «Jetzt müssen alle zusammenhalten», betont Pelaez. Er beschäftigt acht Festangestellte und zwölf Mitarbeiter auf Stundenlohn-Basis.
«Hoffen auf Solidarität»
Andy Neaves, Wirt auf der «Rheinmühle», bietet Take-Away an und hofft so, einen Teil des Umsatzverlustes wettmachen zu können. «Die meisten Angestellten sind in den Zwangsferien», erklärt Neaves. Doris Weber vom Modegeschäft «Tragbar» steht beim Augenschein der NFZ vor ihrem geschlossenen Geschäft. «Ich muss noch Päckchen entgegennehmen. Jetzt sind kreative Lösungen gefragt. Ich hoffe auf die Solidarität von allen.»
Ähnlich tönt es von Hans-Peter Jäger, der in Frick, Rheinfelden und Basel drei Papeterien führt. «Wenn die Leute telefonisch oder online etwas bestellen, dann schicken wir ihnen die Produkte per Post», erklärt er. Man müsse sich der Situation anpassen, so gut es gehe. «Ich hoffe, wir können diese neue Situation bewältigen und wirtschaftlich überleben. Gespannt bin ich, wie die staatliche Hilfe funktioniert», erklärt er.
Brigitta Fend hat im Februar ihr Geschäft «Nur so», das unverpackte Lebensmittel anbietet, eröffnet. «Die letzten beiden Wochen waren schlecht. Ich konnte noch keine Stammkundschaft auf bauen. Ich lasse es auf mich zukommen, wie sich die Sache entwickelt. So etwas hat hier noch niemand erlebt», erklärt sie.
«Vom Dienst freigestellt»
Die Wellness-Welt «sole uno» im Rheinfelder Parkresort hatte am Wochenende noch offen. Es durften sich maximal 100 Personen (inklusive Mitarbeiter) im Betrieb auf halten. Seit Dienstag ist aber auch hier Schluss. «Die Gesundheit unserer Gäste und Mitarbeiter steht immer an erster Stelle», erklärt Sven Malinowski. Deswegen hatte das Unternehmen noch vor dem Entscheid des Bundesrates bekannt gegeben, dass der Betrieb eingestellt wird. «Für den technischen Unterhalt und verschiedene Revisionsarbeiten, die normalerweise in den umsatzschwächeren Sommermonaten durchgeführt werden, verbleiben einige Mitarbeiter im Betrieb. Alle anderen sind bis auf Weiteres vom Dienst freigestellt», führt Malinowski weiter aus. Das Park-Hotel am Rhein bleibt geöffnet. «Alle Restaurants, bis auf den Speisesaal für Hotel- und Residenzgäste, sind geschlossen; die Verpflegung für die Salina Rehaklinik und die Mitarbeitenden ist gewährleistet. Selbstverständlich werden alle Vorsichtsmassnahmen wie die Abstandsregeln eingehalten», schildert Malinowski.
Das Rheinfelder Städtchen ist nicht ausgestorben, zahlreiche Geschäfte, die Waren für den täglichen Bedarf verkaufen, sind offen. Es hat auch noch Leute in den Gassen, aber man hält Abstand. Was auffällt: Erstmals sieht man einige Menschen, die Schutzmasken tragen.