«Ein Stück Lebensfreude»

  08.02.2020 Fricktal, Tradition, Musik

Mitglied in einer Guggenmusik, zeitaufwendig, aber schön

Bei vielen Guggenmusiken im Fricktal mangelt es an Nachwuchs. Viel Arbeit und intensive Zeiten kommen auf die Mitglieder zu, aber trotzdem sind die Fasnachtstage die schönsten im Jahr, für alle die sich in den Guggen engagieren.

Miriam Häusler

Kaum ist die Fasnacht vorbei, beginnen schon wieder die Vorbereitungen für die Fasnachtstage im kommenden Jahr. «Der frühe Vogel fängt den dicksten Wurm», lautet das Motto von Urs Zumsteg von den «Gasseschränzer» Rheinfelden. «Nach der Fasnacht wird zuerst im Verein das Motto fürs nächste Jahr ausgemacht, das Kostüm ausgearbeitet, die Stücke definiert und arrangiert sowie der Tourplan erstellt und das Probeweekend organisiert», erklärt Simon Schraner von den «Chinzhaldeschränzer» Eiken. Neben den vereinsinternen Aufgaben organisieren beide «Guggen» jeweils einen Fasnachtsball, mit welchem sie ihr Budget auf bessern können oder leisten Helfereinsätze an Veranstaltungen während dem Jahr.

Auf die Frage, ob bei so viel Arbeit die Freizeit nicht zu kurz kommt, sind sich die Beiden einig: «Natürlich nicht!» Denn all diese Dinge, sind Freizeit. Es ist ein Hobby und ein Hobby ist Teil der Freizeit. «Es ist gut möglich, dass es stressige und intensive Zeiten gibt, aber trotzdem macht es Spass und trägt zur Lebensfreude bei», findet Simon Schraner. Urs Zumsteg fügt an: «Etwas Anspannung kann auch helfen, dass man gute und positive Arbeit abliefert. Letzten Endes sind es das Feuer und die Leidenschaft, die es ausmachen.»

Ein Stück Tradition
Viel Arbeit und Aufwand und das alles für eine so kurze Zeit im Jahr. Doch es ist es wert, denn die Fasnacht ist Tradition. «Bei der Fasnacht geht es letztendlich nicht nur um Party, sondern auch um das Leben von Traditionen, Kulturen und Vereinen. Tugenden, welche in der schnellen und digitalen Welt leider immer mehr verloren gehen», findet Urs Zumsteg. «Generell kann man sagen, dass es an Nachwuchs fehlt», bedauert Simon Schraner. «Es liegt einerseits daran, dass die Guggen den Nachwuchs nicht genug ansprechen und fördern», findet Urs Zumsteg, «andererseits, weil durch den fehlenden Nachwuchs die Guggen überaltern und weniger attraktiv für die Jungen wirken. Die älteren Mitglieder sind dann auch irgendwann nicht mehr gewillt, den ganzen Aufwand mitzumachen.» Aufgrund der abnehmenden Mitgliederzahl mussten beide Guggen Massnahmen ergreifen. «Vor etwa sechs Jahren waren wir an einem Punkt, wo wir uns Gedanken machen mussten, wie es weitergehen kann, da auf einen Schlag ein Drittel der Mitglieder aufgehört haben. So beschlossen wir dann auch, eine Gugge ohne Trompeten zu werden», erzählt Simon Schraner. «Die ‹Gasseschränzer› Rheinfelden waren in den 90er-Jahren eine grosse Gugge mit gegen die 50 Personen», erinnert sich Urs Zumsteg. «Seit den 2000er-Jahren ging dann die Mitgliederzahl stetig zurück und eine kleine Gruppe spaltete sich ab und machte eine eigene Guggenmusik. Darum formten wir uns im Jahr 2014 zu einer Kleinformation und Wagengruppe um.»

Trotz Mangel an Nachwuchs und viel Arbeit, brennen Urs Zumsteg und Simon Schraner weiter mit Leidenschaft für ihr Hobby. «Für mich persönlich handelt es sich teilweise um ein Lebenswerk», so Urs Zumsteg, «die Leidenschaft sich für etwas einzusetzen und sich für die Allgemeinheit zu engagieren. Es ist eine grossartige Freizeitbeschäftigung.» Ähnlich denkt auch Simon Schraner: «Zum einen ist es das Musizieren in der Stilrichtung Guggenmusik, was mich reizt, zum anderen tut es gut, einmal im Jahr aus dem Alltagstrott auszubrechen, das Leben nicht so ernst zu nehmen und ein bisschen gesellig zu sein. Es ist ein Stück Lebensfreude.»


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