«Kleinspitäler spielen eine wesentliche Rolle»
04.04.2019 Aargau, Laufenburg, RheinfeldenZur Diskussion über die Zukunft der Regionalspitäler: Die optimale Spitalgrösse liegt zwischen 100 und 200 Betten – heisst es in einer Analyse aus dem Jahr 2014 eines Autorenteams um den Berner Professor Hans Hoppeler.
Valentin Zumsteg
Die Zukunft der Regionalspitäler ist ungewiss. Mit der geplanten Totalrevision des Aargauer Spitalgesetzes und der Vision «Spitallandschaft 2035» zeichnet sich eine starke Zentralisierung ab. Die kleineren Spitäler in den Regionen sollen sich Richtung Gesundheitszentren entwickeln, welche die stationäre (medizinische) Grundversorgung in der Akutsomatik abdecken, aber schwergewichtig ambulante Leistungen erbringen. Dadurch würden vor allem die Kantonsspitäler gestärkt. Daran haben die kleineren Spitäler, darunter auch das Gesundheitszentrum Fricktal (GZF), keine Freude. Sie fürchten um ihre Zukunft.
«Grössere Spitäler nicht günstiger»
Diese Pläne sorgen seit längerem für Diskussionen. Ein Leser der NFZ weist nun auf eine Analyse von Professor emerit. Hans Hoppeler (Universität Bern), Dr. Jürg Müller und Oliver Richner hin, welche 2014 in der «Zeitschrift für Gesundheitspolitik» veröffentlicht wurde. Wenn sich in der Zwischenzeit auch gewisse Zahlen verändert haben mögen, bleiben die Schlüsse, die gezogen werden, interessant für die aktuelle Debatte: «Im Spitalwesen der Schweiz besteht ein Trend zur Zentralisierung; betroffen sind vor allem periphere Kleinspitäler. Es wird dabei übersehen, dass die optimale Spitalgrösse zwischen 100 und 200 Betten liegt und grössere Spitäler aufgrund negativer Skaleneffekte und Komplexitätskosten nicht günstiger betrieben werden können sowie keine bessere Versorgung bieten», lautet eine der Kernaussagen der Analyse. Das Gesundheitszentrum Fricktal mit seinen Spitälern in Rheinfelden und Laufenburg zählt aktuell 134 Betten im Akutbereich (106 in Rheinfelden inklusive Villa Robersten und 28 in Laufenburg). Hinzukommen 23 Betten im Pflegeheim Rheinfelden und 72 im Pflegeheim Laufenburg.
«Die Zentralisierung im Spitalwesen wird vordergründig hauptsächlich finanziell begründet. Allerdings scheint die Schliessung von Kleinspitälern nicht in jedem Fall den gewünschten Spareffekt zu erzielen. Zum Beispiel wurden im Kanton Bern zwischen 1999 und 2013 nicht weniger als 13 Kleinspitäler geschlossen. Trotzdem ist die Spitalproduktivität im Kanton Bern in diesem Zeitraum vom Mittelfeld auf den letzten Platz in der Schweiz abgefallen», halten Hans Hoppeler und seine Mitautoren fest.
Sie betonen aber, dass nicht jedes Spital alles anbieten kann und muss. «Es ist vermutlich nicht nur medizinisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll, wenn sich kleinere Spitäler auf Interventionen beschränken, welche mit einer gewissen Regelmässigkeit durchgeführt werden können.»
«Mehrbelastung der Hausärzte»
Weiter weisen sie auf die wichtige Bedeutung der Regionalspitäler für die Hausärzte im jeweiligen Gebiet hin. Eine Schliessung des Spitals würde zudem zu einer «erheblichen Mehrbelastung» der Hausärzte führen und würde die jetzt schon grossen Rekrutierungsschwierigkeiten für Hausärzte in ländlichen Gebieten weiter verschärfen.
Zusammenfassend heisst es in der Analyse: «Periphere Kleinspitäler spielen eine wesentliche Rolle für die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung. Sie dienen den Hausärzten als Basis, bieten für Grundversorger bevorzugte Weiterbildungsstellen und ermöglichen einen qualitativ hochwertigen Notfalldienst. Zusätzlich leisten sie einen gemeinwirtschaftlich wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Lebensqualität in Landgebieten.» Es darf also weiter diskutiert werden über die Zukunft der Spitäler im Aargau.
117 Mio. Franken Umsatz
Positives Geschäftsjahr für das Gesundheitszentrum Fricktal
Das vergangene Jahr stand beim Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) im Zeichen von wichtigen strategischen Veränderungen – insbesondere in Laufenburg. Als klares Bekenntnis zu diesem Standort lanciert das GZF die Kampagne «Im Spital Laufeburg laufts!»
Bei den Verantwortlichen des Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) ist man zufrieden mit dem Geschäfstjahr 2018. Das GZF weist 2018 mit einem Umsatz von 117 Millionen Franken und einem Gewinn von rund 60000 Franken ein gutes finanzielles Ergebnis aus. Im stationären Bereich konnte mit 8614 stationären Austritten (2017: 8543) erneut ein Höchstwert erzielt werden. Den grössten Zuwachs (+10 Prozent) wurde im Bereich der Inneren Medizin verzeichnet. Der vorübergehende Rückgang in der Allgemein- und Viszeralchirurgie hängt zusammen mit dem strategischen Entscheid, den Operationsbetrieb am Standort Rheinfelden zu konzentrieren. Seither entwickelt sich dieser Bereich erneut positiv und zeigt, dass der Entscheid sich als richtig erweist. Nach dem Start der Klinik für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie im Mai 2017 hat sich dieser Bereich mit über 100 Fällen im 2018 gut entwickelt. Auch die Anzahl Geburten konnte im Jahr 2018 mit einem Zuwachs um 6,2 Prozent wieder deutlich gesteigert werden.
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Akutspital betrug im Jahr 2018 4.3 Nächte. Auch der ambulante Bereich mit 45731 ambulanten Eintritten (2017: 42887) entwickelte sich positiv und wuchs um 6,6 Prozent.
Neu auch «Tiere im Pflegeheim»
Ein wichtiger Schwerpunkt besteht darin, die Attraktivität der Pflegeheime mit innovativen Konzepten und Projekten zu steigern. In Laufenburg, wo das Pflegeheim mit seinen 72 Betten eine zentrale Rolle spielt, wird in Kürze für die Bewohner ein neuer Speisesaal eingerichtet, der den sozialen Austausch in geselligem Ambiente fördert. Mit dem Einzug der zwei Katzendamen «Woody» und «Lucky» in Laufenburg wurde das Konzept «Tiere im Pflegeheim» realisiert. Deutlich ausgebaut wurde auch das Angebot der Aktivierungstherapie. Weitere kreative Ideen sind derzeit m Gedeihen.
Die GZF-Verantwortlichen halten in ihrem Geschäftsbericht auch fest: «Eine wichtige strategische Weichenstellung erfolgte im September 2018, als in Laufenburg ein standortspezifisches Leistungsangebot umgesetzt wurde.» Die Konzentration des Operationsbetriebs in Rheinfelden habe sich gut etabliert und der Standort Laufenburg entwickle sich positiv. Als klares Bekenntnis zu diesem Standort lanciert das GZF die Kampagne «Im Spital Laufeburg laufts!» Dr. med. Priska Grünig, Chefärztin der Medizinischen Klinik in Laufenburg und Verantwortliche für den Notfall sowie Ärztliche Leiterin für den Standort Laufenburg, zieht eine erste positive Bilanz: «Sowohl die Patienten als auch die ansässigen Hausund Spezialärzte der Region zeigen sich erfreut darüber, dass wir in Laufenburg weiterhin ein Akutspital und ein Pflegeheim betreiben. Insbesondere die Weiterführung der 24-Stunden-Notfallstation, in der rund um die Uhr ein Arzt zugegen ist, war der Bevölkerung ein wichtiges Anliegen. Wir sind somit an 365 Tagen, rund um die Uhr für die Menschen im oberen Fricktal da.» (mgt)