Der Tunnel schneidet am besten ab

  04.04.2019 Frick, Gipf-Oberfrick

Die Gruppe «besorgte Bürger» von Gipf-Oberfrick rund um Alt-Gemeinderat Peter Rickenbach verlangt, dass die im Bericht des unabhängigen Ingenieurbüros mitfavorisierte Variante weiterverfolgt wird: ein Tunnel durch den Bahndamm, ab Dammstrasse zum Bahnhof Frick.

Simone Rufli

In der NFZ vom 26. März haben der Fricker Gemeindeammann Daniel Suter und der zuständige Gipf-Oberfricker Gemeinderat Jos Bovens übereinstimmend festgestellt, dass das beauftragte Ingenieurbüro Senn zum Schluss gekommen ist, dass «keine der beurteilten Varianten direkt und offensichtlich zu einer Lösung führt». Deshalb müsse nun gemeinsam und mit Unterstützung von Kanton und Regionalplanung an neuen Lösungen für eine Verbindung zwischen Gipf-Oberfrick und der Rückseite des Bahnhofs Frick gearbeitet werden. Dieses Vorgehen ist aber schon an der gemeinsamen Sitzung der Gruppe mit dem Gemeinderat Gipf-Oberfrick im Sommer 2017 verlangt worden. Der Gemeinderat hat sich darauf für die neutrale Beurteilung aller Varianten mit dem Einbezug von Frick entschieden.

Peter Rickenbach, Walter Fischer, Emanuel Suter, Stefan Schraner und Ramon Schmid von der Gruppe «besorgte Bürger» von Gipf-Oberfrick haben den 51 Seiten umfassenden Bericht gelesen und verlangen nun von den Behörden, dass jene Variante weiterverfolgt wird, die vom Ingenieurbüro mitfavorisiert wird, weil sie – gemäss Bericht – realisierbar und am umweltschonendsten ist: die Tunnel-Variante. «Sie macht keinen Eingriff in Privateigentum nötig, erfordert kaum Eingriffe in Wald und Gewässer, tangiert weder Hochwasser- noch Naturschutz, punktet bei der Flächeneinsparung und führt zu einer direkten Zuführung hinter den Bahnhof ohne Schleichwege», hält die Gruppe fest. Der einzige konkrete Negativpunkt im Bericht sei die Finanzierung.

Das Nadelöhr bleibt
Die Kosten für die Tunnel-Variante (Bahndammdurchstich und Weiterführung der Strasse auf der Rückseite des Bahnhofs bis zum Weiherweg) werden zum jetzigen Zeitpunkt mit rund 19 Millionen Franken veranschlagt. Viel Geld, umgekehrt zeigt der Bericht, dass auch die anderen Varianten durch die Gipf mit um die 15 Millionen nicht wesentlich günstiger ausfallen würden. Diese aber hätten teils massive Eingriffe in die Natur oder in Privateigentum zur Folge – etwa eine Strassenführung teilweise über den Bruggbach, eine Linienführung mit neuer Bruggbachbrücke durch Naturschutzgebiet oder, was am meisten wiegt, der Eingriff ins Privateigentum von Meliofeed AG, Familie Hinden und weiteren. Warum der Tunnel trotz der positiven Beurteilung bei den Behörden auf wenig Gegenliebe stösst, erklärt sich die Gruppe mit einem Folgeproblem: «Frick müsste dafür sorgen, dass der Verkehr vom Bahnhof via Lammet durch die Unterführung zum Kreisel Fläschenhals abgeführt werden kann.» Möglicherweise liege da der Grund für die ablehnende Haltung. «Denn auch jetzt, wo die neue Strassenführung durch die Lammet fertiggestellt ist, besteht das Nadelöhr unter dem Bahndamm bei der Garage Hasler noch immer.»

Vom Gemeinderat Gipf-Oberfrick werde ins Feld geführt, dass die Untergipf/Bodenmatt besser erschlossen werden müsse. «Dazu braucht es aber keine neue Brücke und Verbindungsstrasse zum Bahnhof im Gebiet Bodenmatt», so die Gruppe. Das Problem könne durch die Sanierung der Schaffnerbrücke gelöst werden, dieser Ansicht seien auch dort ansässige Gewerbetreibende. Und wenn die Überbauung der Gruhalde herangezogen werde, müsse man festhalten, dass das kein Baugebiet ist. «Die Gruhalde müsste zuerst eingezont werden.»


«Das Thema lässt keinen längeren Aufschub zu»

Der Verkehr zum Bahnhof Frick wird weiter zunehmen

Die Gruppe «besorgte Bürger» von Gipf-Oberfrick fordert die Gemeinden auf, Verantwortung zu übernehmen und das Thema Bahnhoferschliessung zu forcieren.

Simone Rufli

Die Idee, mit einem Tunnel von der Dammstrasse auf der Höhe der Tierarztpraxis Trivet via Bahndamm-Durchstich auf die Rückseite des Bahnhofs zu gelangen, ist nicht neu. Bereits 2009 hatte Peter Rickenbach diese Variante in einem Brief an den Gemeinderat Frick aufs Tapet gebracht – verbunden mit der Hoffnung auf einen baldigen Planungsbeginn. Auf die Rückseite des Bahnhofs gelangen zu können, wird deshalb wichtig, weil die bestehende SBB-Personenunterführung zur Rückseite hin erweitert werden soll (die NFZ berichtete). Auf dem Areal der Tonwerke Keller AG soll eine neue Park+Ride-Anlage entstehen, mit dem Ziel, den Individualverkehr – und zumindest einen Teil der Parkplätze – von der Bahnhofplatz-Seite wegzubekommen und Raum zu schaffen für die an- und wegfahrenden Busse.

Zehn Jahre nach der erstmaligen Erwähnung der Tunnel-Variante kommt nun das von der Gemeinde Gipf-Oberfrick beauftragte, unabhängige Ingenieurbüro Senn zum Schluss: «Die Realisierung der Variante ‹Dammstrasse Lang› (Tunnel-Variante) ist möglich, wenn die Gemeinde Frick aus finanzieller und verkehrstechnischer Sicht der Erschliessung zustimmt.» Im Bericht heisst es weiter: «Die Variante ‹Dammstrasse lang› schneidet im Gesamtvergleich aller Varianten positiv ab. Die Erschliessungsstrasse wird grundsätzlich als realisierbar beurteilt. Es wird empfohlen, dass detailliertere Abklärungen mit den betroffenen Behörden und Drittpersonen vorgenommen werden.» Untermauert werden die Vorteile der Tunnel-Variante mit einer tabellarischen Gegenüberstellung der untersuchten Varianten, inklusive Kostenvergleich. Diese Tabelle ist aber nicht auf der Homepage der Gemeinde aufgeschaltet und muss auf der Kanzlei angefordert werden.

Die Kosten sind aufzuteilen
Von 2008 bis 2015 wurden insgesamt sieben Varianten für die Norderschliessung von Gipf-Oberfrick zum Bahnhof Frick ausgearbeitet. Das Ingenieurbüro Senn hält in seinem Bericht auch fest: «Keine dieser Varianten stellte sich für alle beteiligten Akteure als eine zufriedenstellende, mehrheitsfähige und zielführende Erschliessung heraus.» Diese Aussage sei sicher richtig, wenn man davon ausgehe, dass Frick die Kosten für die Tunnel-Variante alleine zu tragen habe, mit der Begründung, die Erschliessung führe rein über Fricker Gebiet.

«Für uns ist aber klar, dass sich Gipf-Oberfrick massgeblich an den Kosten beteiligen muss», hält die Gruppe fest. «Eine Verkehrszählung aus dem Jahr 2016 zeigt ganz klar, dass 50 Prozent des Verkehrs am Dorfausgang von Gipf-Oberfrick hausgemacht ist. 5800 Autos wurden von Wittnau her kommend am Dorfeingang gezählt, Gipf-Oberfrick verlassen haben 10 800 Fahrzeuge. Im kommunalen Gesamtplan Verkehr (KGV) der Gemeinde Gipf-Oberfrick werden davon zudem 3000 Fahrzeuge täglich für die Umfahrung angenommen. Und der Verkehr wird weiter zunehmen. Allein in Gipf-Oberfrick sind derzeit rund 100 Wohnungen im Bau oder in Vorbereitung», gibt die Gruppe zu bedenken.

Zwischenlösung nötig
Weil mit einer definitiven baulichen Umsetzung gemäss Bericht erst in rund 15 Jahren zu rechnen ist, verlangt die Gruppe zudem eine Zwischenlösung. «Es wäre machbar, zum Beispiel wie in Umiken ausgeführt, auf beiden Seiten der SBB-Unterführung Frick/Gipf-Oberfrick Durchgänge zu machen und den Langsamverkehr dort durchzuführen und somit vom Strassenbereich fernzuhalten. Weiter könnte das Trottoir entlang der Dammstrasse zugunsten eines Radstreifens ins Bahn-Bord oberhalb auf die Stützmauer verlegt werden. Solche Projekte wurden bereits vor Jahren ausgearbeitet.

Gemäss der Gruppe ist aber klar: «Um nur auf die Hinterseite des Bahnhofs zu fahren und parkieren zu können, ist dies alles zu teuer. Vor irgendeiner Kostensprache muss die Durch- und Weiterfahrt im Lammet gelöst und vom Stimmvolk genehmigt sein.» Gemäss der Gruppe ist die Öffentlichkeit eingeladen, den vollständigen Bericht einzusehen und sich eine Meinung zu bilden. «Das Thema droht terminlich auszuufern, lässt jedoch keinen längeren Aufschub mehr zu. Denn einerseits ist die Dammstrasse gefährlich und andererseits drohen derzeit noch mögliche Varianten durch weitere Überbauungen verunmöglicht zu werden.»

Für die Gruppe ist klar, dass nun dringend eine Lösung gesucht und gefunden werden muss. Das Problem verschärfe sich weiter und es werde inskünftig nicht leichter, eine Lösung zu finden. «Die Möglichkeiten liegen auf dem Tisch. Jetzt gilt es für die beiden Gemeinden Verantwortung zu übernehmen und die Thematik zu forcieren.»


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