Der Biber fühlt sich wohl im Aargau

  12.02.2019 Aargau, Fricktal

113 Biberreviere im Kanton – Tendenz zunehmend

Dank der Spuren, die Biber hinterlassen, kann ihre Bestandesgrösse abgeschätzt werden. Zusammen mit freiwilligen Helferinnen und Helfern erhob die Sektion Jagd und Fischerei im vergangenen Winter die Aargauer Biberreviere. Es hat sich gezeigt, dass viele kleine Gewässer neu von einzelnen Bibern besiedelt wurden. Hauptlebensraum sind aber nach wie vor die grossen vier Flüsse, allen voran die Aare und die Reuss.

Christian Tesini

Vor allem in der Dämmerung und nachts unterwegs, bekommt man sie selten zu Gesicht, die Biber. Aber sie hinterlassen Spuren von zum Teil unerwartetem Ausmass. Dank dieser Tatsache lässt sich der Biberbestand gut einschätzen. Der Kanton Aargau macht dies alle fünf Jahre nach einer standardisierten Methode. Im Winter 2018 wurde nach 2008 und 2013 also bereits das dritte Mal die Biberpopulation im Aargau geschätzt. Dieses Mal mit Hilfe zahlreicher Jägerinnen und Jäger sowie biberbegeisterten freiwilligen Kartiererinnen und Kartierer. Koordiniert wurde das Monitoring von Andres Beck, dem kantonalen Biberbeauftragten.

Biberspuren erkennen
Alle Kartiererinnen und Kartierer wurden durch Andres Beck instruiert, wie sie Biberspuren, beispielsweise frisch angenagte Bäume und Sträucher, Dämme oder Biberrutschen erkennen und kartografisch festhalten sollen. Die so gesammelten Daten von Bibervorkommen wurden danach zusammengetragen und ausgewertet.

Anhand der Dichte der Spuren und der Uferlänge, wo Spuren ununterbrochen auftreten, können Biberreviere erkannt und in ihrer Grösse bestimmt werden. Daraus lässt sich dann schliessen, ob nur ein einzelnes Tier an einem Gewässerabschnitt wohnt oder eine Familie mit mehreren Tieren ein Revier beansprucht. Diese Rückschlüsse sind nur möglich, da Biber territorial leben, dass heisst in einem auf lange Zeit definierten Gebiet, das sie gegen Artgenossen verteidigen.

345 Biber im Aargau
Das Monitoring 2018 hat 113 Biberreviere ergeben, davon 63 Einzel-/ Paarreviere (ohne Nachwuchs) und 50 Familienreviere (mit Nachwuchs). Im Vergleich zu 2013 wurden 36 Reviere mehr festgestellt. Der Hauptteil dieser neuen Reviere sind Einzeloder Paarreviere. Familienreviere sind nur vier zusätzliche registriert worden.

Während der letzten fünf Jahre hat der Biberbestand somit um geschätzt 68 Tiere auf insgesamt 345 Tiere zugenommen. Die Entwicklung gegenüber dem letzten 5-Jahresvergleich (2008 und 2013) hat sich weiter fortgesetzt. Die Zunahme erfolgte vorwiegend in der südlichen Kantonshälfte besonders an der Reuss. Der Grund dürfte in der Aussetzungsgeschichte liegen. Die Wiederbesiedlung nach den Aussetzungen vor über 50 Jahren erfolgte vom Norden her über Rhein und Aare. Im Süden besteht offenbar immer noch ein gewisses Ausbreitungspotential mit geeigneten Lebensräumen, die noch nicht vom Biber besiedelt sind.

Auffallend ist die Besiedelung von sehr kleinen Gewässern und Weihern. Zum Zeitpunkt der Kartierung waren diese Reviere jedoch vorwiegend mit Einzeltieren und Paaren besiedelt. Ob sich diese Reviere über längere Zeit halten können, bleibt abzuwarten. Wie in den Monitorings 2008 und 2013 befinden sich die meisten Biberreviere aber nach wie vor an den vier Flüssen und ihren unmittelbaren Seitengewässern. Hier wurden insgesamt 76 Reviere (67 %) registriert, davon 36 Familienreviere. Am meisten Reviere sind an der Aare (28 Reviere) und an der Reuss (24 Reviere) erfasst worden.

Es gibt Konfliktpotential
So gut die Aktivitäten der Biber ersichtlich sind, so gross kann auch der Ärger über ihre Anwesenheit sein. Vor allem an kleineren Gewässern, wo Infrastruktur oder genutztes Kulturland nahe beisammen liegen, kann es zu Konflikten kommen. Die Biber können sich mit vielem arrangieren und auf Veränderungen gut reagieren. Wir Menschen brauchen dafür mehr Zeit, um uns an lange abwesende Tiere und ihr Verhalten zu gewöhnen. In jeder Konfliktsituation heisst es aber gezielt hinzuschauen und gemeinsam mit den verschiedenen Interessenvertretern und den Betroffenen eine Lösung zu suchen. Dabei hilft seit Mai 2018 der kantonale Massnahmenplan Biber. Darin sind gewisse rechtliche Aspekte im Umgang mit dem Biber präzisiert und das Vorgehen bei Konflikten ist grundsätzlich definiert.

Quelle: Sektion Jagd und Fischerei Kanton Aargau


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