WAS DIE JUGEND DAZU SAGT

  25.01.2019 Kolumne

Jung sein im Fricktal

Man könnte denken, dass es keinen grossen Unterschied macht, wo man aufwächst, doch seit ich in Basel zur Schule gehe, habe ich bemerkt, dass gewisse Eigenheiten doch auffälliger werden. Meine Basler Freunde stöhnen genervt auf, wenn wir das Tram verpassen – 7 Minuten warten. Ich finde das nicht so schlimm, schliesslich müsste ich in meinem Dorf eine Stunde warten, wenn ich den Bus verpasst hätte. Sind wir vom Land also geduldiger? Auffallend auch die Fragen von Baslern, die mich neu kennenlernen: Ob es denn Telefonnetz gäbe bei uns? Haben wir tatsächlich keinen Subway im Dorf? Wenigstens einen McDonald’s? Nein. Haben wir nicht. Wäre für das Geschäft auch kaum rentabel.

Und dann die Fragen aller Fragen: «Was macht ihr denn auf dem Land, wenn ihr mit Freunden rauswollt?» Ja, was mache ich dann? Ich gehe in die Stadt. Wenn ich mal Zeit habe, mich mit Freunden zu treffen, dann definitiv in der Stadt. Dort können wir bequem in einem Kaffee sitzen, shoppen gehen oder spontan schauen, was für Filme im Kino als Nächstes laufen. Bei uns spontan mal das Haus zu verlassen, ist eher unspektakulär. Ins Schwimmbad könnte man vielleicht, oder ins Kino, aber das muss geplant sein. Man kann nicht einfach kurz mit dem Tram oder zu Fuss hin. Busfahrzeiten müssen berücksichtigt werden, das Kinoprogramm muss im Voraus gelesen werden. Einfach so rausgehen und schauen worauf ich grad Lust hab, kann ich hier nicht. Wo will ich hier denn auch shoppen? Kurz in den Coop oder in die Migros? Das ist natürlich nicht gerade spannend. Auch Ausgangstechnisch muss man bei uns etwas mehr Zeit investieren, um etwas zu finden, was einem passt. Clubs gibt’s bei uns ja nicht, nachts im Zug von Basel zurück ins Dorf fahren, will ich auch nicht unbedingt. Aber einen grossen Vorteil, wenn man im Fricktal lebt, gibt es: Man hat seine Ruhe. Es ist mir viel lieber, nach einem langen Tag zurück zu kommen, in mein Dorf, wo es angenehm ruhig ist. Weniger Verkehr, weniger Menschen, mehr Platz. Und dann bin ich jeweils froh, im Fricktal zu leben und abends nachhause zu kommen.

ANNIKA JANE KINGHORN

Annika Jane Kinghorn besucht die Fachmittelschule Basel (Fachrichtung Kommunikation und Medien). Die 17-Jährige wohnt in Eiken und machte ein zweiwöchiges Praktikum auf der Redaktion der Neuen Fricktaler Zeitung.


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