«Wir sind bis Silvester komplett ausverkauft»
28.12.2022 Rheinfelden, WirtschaftGrosse Nachfrage nach Shrimps aus heimischer Produktion
Shrimps aus dem Fricktal sind gefragt. Trotzdem war 2022 kein leichtes Jahr für die Rheinfelder Swiss Shrimp AG. Im Interview erklärt Geschäftsführer Rafael Waber, wo er derzeit die grössten Herausforderungen sieht.
Valentin Zumsteg
NFZ: Herr Waber, wie läuft es bei Swiss Shrimp AG über die Festtage?
Rafael Waber: Diese Zeit ist hektisch, weil wir viele spontane Anfragen für frische Shrimps erhalten. Dies von allen Seiten: Gastronomie, Private und Wiederverkäufer. Beliefern können wir aber nur jene, welche eine konkrete Vorbestellung platziert haben. Für alle anderen sind wir bis Silvester komplett ausverkauft und verweisen auf die noch erhältlichen Delikatessen mit Swiss Shrimps als Hauptbestandteil, zum Beispiel gefüllte Ravioli oder die Swiss Shrimp-Suppe. Diese Produkte, die wir in Zusammenarbeit mit Schweizer Manufakturen herstellen, sind lange haltbar.
Derzeit läuft es also rund. Wie war das ganze 2022?
Das Jahr 2022 war sehr herausfordernd für uns. Einerseits waren die ersten zwei Monate noch stark geprägt von Corona. Die Gastronomie war noch geschlossen und es war zu Beginn des Jahres unklar, wann wieder geöffnet wird. Für uns kam erschwerend hinzu, dass wir im Bereich der Aquakultur (Wachstum der Shrimps) eine Herausforderung hatten. Wir sind ein Pionier-Start-up und müssen manchmal damit leben, dass wir noch nicht alles wissen. Das braucht da und dort viel Geduld.
Sind die Auswirkungen der Corona-Krise mit der geringen Nachfrage der Gastronomie überwunden?
Ja, bezüglich der Gastronomie ist die Corona-Krise überwunden. Aufgrund der Verunsicherung setzten viele Betriebe auf tiefgekühlte Ware, welche sehr lang haltbar ist. Das hat sich wieder normalisiert. Wir spüren aber teilweise Lieferprobleme, zum Beispiel beim Einkauf von Postlarven oder Futter. Corona hat viele Spuren hinterlassen und die Wogen werden sich wohl erst im Verlauf des 2023 komplett glätten.
Sind Sie zufrieden mit dem Absatz in diesem Jahr?
Nein, wir sind aufgrund der geschilderten Probleme nicht zufrieden mit dem Absatz. Die genaue Menge kommunizieren wir nicht.
Welches sind derzeit die grössten Abnehmer?
Wir beliefern die Gastronomie und private Endkonsumenten direkt mit erntefrischen Shrimps; dies tun wir häufig und in jeweils nicht ganz so grossen Mengen. Das ist ein grosser Unterschied zum Container-Business mit importierten tiefgefrorenen Shrimps aus Übersee. Somit verfügen wir über ganz viele kleine bis mittelgrosse Kunden. Ganz grosse «Klumpen» haben wir nicht.
Was sind derzeit die grössten Herausforderungen?
Das shrimps-spezifische Know-how im Bereich der Biologie zu bekommen. Auch bei uns ist der Fachkräftemangel ein Problem. Wir mussten im Verlauf des Jahres fast das komplette Aquakultur-Team neu besetzen. Fachkompetenz müssen wir international rekrutieren. Das ist aufwändig und dauert jeweils sehr lange, bis die richtige Person gefunden wird.
Wie sieht es mit dem geplanten Ausbau aus?
Damit setzen wir uns momentan auseinander. Wir müssen allerdings zuerst die Corona-Phase verdauen und die Fachkompetenz aufbauen. Wir sind aber überzeugt davon, dass Schweizer Shrimps – wie auch andere Schweizer Lebensmittel – stark und in grossen Mengen nachgefragt werden. Auch zu einem bedeutend höheren Preis.
Welches Wachstum streben Sie mittelfristig an?
Wir gehen davon aus, dass wir künftig rund drei bis fünf Prozent des Schweizer Shrimps-Marktes abdecken könnten. Das sind je nach Betrachtungsweise über 200 Tonnen Shrimpsprodukte pro Jahr. Aber gut Ding will Weile haben. Wir setzen momentan auf die nötige Betriebsstabilität, wir wollen erst dann expandieren, wenn wir die Ressourcen dafür bereit haben.
Welche Pläne haben Sie für 2023?
Wir beschaffen eine Schälmaschine, welche unsere Shrimps automatisch schälen kann. Darauf freuen wir uns, zumal sich viele Konsumentinnen und Konsumenten pfannenfertige Shrimps von uns wünschen. Der Preis pro Kilogramm ist dabei sekundär, solange es sich um erntefrische Shrimps mit Schweizer Herkunft handelt. Bereits ausgebaut haben wir unser Besichtigungsangebot. Dahinter steht ein speziell geschaffenes Team mit Supportern/Guides aus dem Raum Fricktal. Das klappt wunderbar. Wir stehen mit Firmen in Kontakt für Partnerschaftsangebote im Bereich Tourismus.