Stürmische Zeiten

  01.12.2022 Fricktal

Windstill ist es dann, wenn kein Lüftchen weht und sich kein Blatt bewegt; alles scheint ruhig und still zu stehen.
Ganz anders ist es jedoch im Moment in unserer Welt: Die Corona-Pandemie ist noch nicht ganz überstanden. Ein russischer Angriffskrieg ist in der Ukraine und somit in Europa im Gange. Die Energie wird aus diesem Grund knapp und teuer, Vorbereitungen für den Umgang mit einer Mangellage im Winter müssen getroffen werden. Mit den steigenden Energiepreisen steigt auch die Teuerung in Europa auf seit Jahrzehnten ungewohnte 10 Prozent. Stürmische Zeiten also!
Auch in der Schweiz sind die Auswirkungen gross. Sie sind jedoch, auch wenn die Energiepreise aufs Portemonnaie drücken, weniger heftig. Die Arbeitslosigkeit ist mit 2 Prozent erfreulich niedrig, so wie schon lange nicht mehr. Zwar steigen auch die Inflation und die Zinsen, doch die Teuerung erreicht mit rund 3 Prozent noch keinen Extremwert.
Grosse Probleme bereitet den Unternehmen aktuell, neben der Versorgung mit Energie, die Lieferengpässe bei den Waren. Das globale «Warenhaus» funktioniert nicht mehr wie gewohnt, Lieferketten sind unterbrochen oder haben Verzögerung.
Doch wir wissen, unsere Wirtschaft, unser Gewerbe sind sehr anpassungsfähig. Daher dürfen wir davon ausgehen, dass sich dies über kurz oder lang wieder einpendeln wird. Ein anderes Thema wird uns möglicherweise länger beschäftigen: Der ausgeprägte Fachkräftemangel.
Zwar scheinen für die Angestellten eine niedrige Arbeitslosigkeit und ein Arbeitsmarkt, der Arbeitskräfte sucht, auf den ersten Blick erfreulich. Wenn man den passenden Beruf, die adäquate Ausbildung hat, ist man gesucht. Man ist begehrt, möglicherweise steigt dadurch auch die Verantwortung und der Lohn.
Doch den Unternehmen bereitet der ausgeprägte Arbeitskräftemangel grosse Probleme. Dies kann dazu führen, dass die Produktion der Unternehmen zurückgeht. Mit negativen Folgen nicht nur für das Unternehmen oder die Organisationen, sondern längerfristig für die ganze Gesellschaft.
Doch was können wir dagegen unternehmen? Ich denke wir benötigen zum einen genügend richtig ausgebildete und arbeitswillige Menschen und zum anderen möglichst automatisierte und digitalisierte Abläufe.
Dabei bedeutet «richtig ausgebildet» einerseits, dass wir jene Fähigkeiten haben und erlernen, welche unsere Wirtschaft und Gesellschaft heute und morgen effektiv benötigt. Anderseits müssen genügend und gute Möglichkeiten existieren, wo diese Fähigkeiten sowohl im jungen, wie auch im höheren Alter erworben werden können. Hier sind die Ausbildungsstätten, aber auch das Gewerbe und die Industrie, gefordert.
Und Drittens, damit wir genügend dieser richtig ausgebildeten Arbeitskräfte haben, müssen diese auch gerne arbeiten wollen und bei Bedarf (und natürlich freiwillig) auch länger im Arbeitsprozess aktiv bleiben.
Ein für die Zukunft ganz enorm wichtiger Punkt ist viertens die Automatisierung und Digitalisierung. Jedes Unternehmen, jede Organisation, vor allem, wenn sie trotz allen Anstrengungen nicht genügend Arbeitskräfte findet, kann seine Leistungen nur dann weiterhin in erforderlichem Umfang und hoher Qualität erbringen, wenn die Abläufe noch automatisierter und digitalisierter sind. Gewiss, dieser Prozess der Automatisierung und Digitalisierung ist seit vielen Jahren im Gange. Er muss sich jedoch, vor allem bei anhaltendem Fachkräftemangel, deutlich beschleunigen.
Die Empfehlung an alle Gewerbetreibenden und Unternehmer, noch konsequenter in Ausbildung und Weiterbildung zu investieren, Abläufe noch stärker zu automatisieren und die Prozesse wo immer möglich und sinnvoll zu digitalisieren, dürfte nicht falsch sein.
Für alle Arbeitenden gilt demgegenüber die Schlussfolgerung, sich richtig und gut auszubilden, sich weiterzubilden, mit Freude zu arbeiten und die digitalen Möglichkeiten unbedingt als Chancen zu nutzen.
Wer dabei jederzeit einen kühlen Kopf bewahrt, eine positive Einstellung hat und versucht, intelligente Entscheidungen zu treffen, hat zudem die besten Voraussetzungen, um auch die aktuell stürmischen Zeiten erfolgreich zu bewältigen.

Nach der Ruhe kommt der Sturm, heisst es – aber nach dem Sturm kommt irgendwann auch wieder die Ruhe.


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