Stadtwald Rheinfelden – Natur & Energie pur

  12.08.2021 Rheinfelden, Natur

Die Rheinfelder Waldfläche beträgt heute rund 800 Hektaren, ziemlich genau die Hälfte des Gemeindebanns, ein erstaunlich hoher Waldanteil im Vergleich zur durchschnittlichen Bewaldung des Kantons Aargau von bloss 35 %.

Wald ist voller Leben
Der überwiegend mit standortheimischen Laubbäumen bestockte Stadtwald ist ein naturnaher, artenreicher Lebensraum. Mehr als 30 000 Tier- und Pflanzenarten, fast die Hälfte aller in der Schweiz vorkommenden Arten, leben ganz oder teilweise im und vom Wald und können ohne diesen nicht existieren.

Totholz gehört zu einem naturnahen Wald und ist unglaublich reich an Leben. Unzählige Insekten, Springschwänze, Milben, Asseln, Tausendfüsser, Bakterien, Pilze und Regenwürmer leben im und vom Totholz und kümmern sich um dessen Zersetzung und die Humusbildung im Boden. Bereits in einer Handvoll Waldboden leben Milliarden von kleinen und kleinsten Organismen.

Liebeserklärung an die Eiche
Der einheimischen Eiche (Stiel- und Traubeneiche) kommt in Rheinfelden eine besondere Bedeutung zu. Hier gedeihen die Eichen prächtig. Jahrhundertelang wurden sie hier wie vielerorts in ganz Europa ihrer Früchte und ihres wertvollen Holzes wegen gefördert. Noch heute erinnern viele mächtige Eichen im Stadtwald an die frühere Waldbewirtschaftung.

Eichen sind darüber hinaus wahre Meister der Biodiversität. Mit 300 bis 500 Arten bieten sie deutlich mehr Tieren und Pflanzen Lebensraum als andere Baumarten. So leben auf Eichen drei Mal mehr Käferarten als auf Fichten oder Linden und fünf Mal mehr Pilze als auf Buchen. Eine eigentliche Charakterart eichenreicher Waldungen ist der Mittelspecht, der im Rheinfelder Wald noch recht häufig ist.

Eichen bezaubern und beeindrucken. Wer kommt nicht ins Staunen, wenn er vor einer mächtigen alten Eiche wie der «Grossen Österreicher-Eiche» steht, der Sterneiche Nr. 6 im Steppberg. Die im Jahr 1944 als Symbol für die Sterne im Rheinfelder Wappen ausgeschiedenen, für alle Zukunft stehen zu lassenden 9 Sterneichen und die in den Jubiläumsjahren 1891 und 1991 der Schweiz gepflanzten 2 Bundeseichen zeugen von der grossen Verbundenheit der Rheinfelder Bevölkerung mit der Eiche. Der Waldlehrpfad «ZEICHENWALD» und der Rundgang ist auf den Homepages der Ortsbürgergemeinde und Tourismus Rheinfelden ersichtlich.

490 Hektaren Eichenwaldreservate im Stadtwald Rheinfelden
Das untere Fricktal ist das bedeutendste Eichenfördergebiet des Kantons. Ein Drittel der aargauischen Eichenwaldreservatsflächen befindet sich in Rheinfelden und seinen vier Nachbargemeinden. Die Ortsbürgergemeinde Rheinfelden hat fast 60 % des Stadtwalds als Eichenwaldreservate ausgeschieden. Die Vereinbarungen zwischen Waldeigentümerin und Kanton regeln die Nutzung der hiebsreifen alten Eichen und die Begründung junger Eichenbestände. Während im ganzen Kanton jährlich gut 20 Hektaren Eichenjungwald neu gepflanzt werden, sind es allein im Rheinfelder Stadtwald jährlich 2 Hektaren. Auch im Hinblick auf die zu bewältigenden Herausforderungen des Klimawandels gehört die wärmeliebende und trockenheitstolerante Eiche zu den vorrangigen Förderbaumarten. Eichenförderung ist eine sinnvolle Investition in den Wald von morgen. Die Eiche soll dadurch langfristig mit einem angestrebten Bestockungsanteil von rund 20 % (heute ca. 10 %) zu einer tragenden Hauptbaumart des Rheinfelder Stadtwaldes werden.

Wald tut uns allen gut
Wälder gliedern die Landschaft, dienen als Windschutz und verhindern Bodenerosion. Sie filtern und schützen das Grundwasser und können in ihren tiefgründigen, porenreichen Böden viel Wasser speichern und dadurch bei Starkniederschlägen den Wasserabfluss dämpfen und Hochwassern vorbeugen. Und Wälder schützen uns vor vielen weiteren Naturgefahren wie Hangrutschen oder Steinschlägen. Unzählige Waldbäume produzieren Sauerstoff, der für unsere Atmung lebensnotwendig ist.

Der Wald ist auch eine wunderbare Klimaanlage. Waldbäume spenden Schatten, wirken als Staubfilter, befeuchten durch Verdunstung die Waldluft und reichern diese mit einer Vielzahl an ätherischen Ölen an. Bei sommerlicher Hitze ist es unter dem Schatten spendenden Kronendach des Waldes rund 4 Grad kühler als im Freiland, im Winter dagegen ist es im Wald spürbar wärmer und milder als im Offenland. Im Wald kann man tief durchatmen und sich durch die saubere, gesunde und angenehm würzig riechende Waldluft erfrischen lassen. Ein Waldaufenthalt tut Körper, Geist und Seele gut. Es ist mittlerweile durch viele Studien erwiesen, dass sich Waldbesuche positiv auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken (Senkung von Blutdruck und Herzfrequenz, Weitung der Lunge), das Immunsystem stärken und beim Stressabbau helfen. «Waldbaden» ist in den letzten Jahren zu einem Gesundheitstrend geworden: Abschalten, den Alltag hinter sich lassen und dann in den Wald eintauchen und achtsam die Natur mit allen Sinnen wahrnehmen und auf sich wirken lassen.

Grossflächiger Naherholungsraum vor den Toren der Stadt
Der siedlungsnahe Waldgürtel ist die grüne Lunge der Stadt Rheinfelden und ein wichtiger Naturerlebnis- und Naherholungsraum der Bevölkerung. Die meisten Erholungssuchenden bewegen sich bei ihren Waldbesuchen auf den Waldstrassen. Im Rheinfelder Wald steht ihnen dazu ein Wegnetz mit total 75 KiIometern befestigten Naturstrassen zur Verfügung. Ohne Zweifel, der Wald ist unschätzbar wertvoll und stärkt Gesundheit und Lebensfreude. Also, worauf warten wir noch? – Ab in den Wald, zum Spaziergang oder zum Waldbad!

Im Wald wächst ein genialer Rohstoff
Als ob das noch nicht genug wäre, wächst im Wald in grosser Menge ein einmaliger Bau- und Werkstoff mit hervorragenden technologischen Eigenschaften und unschlagbarer Ökobilanz. Jedes Holzstück ist ein Unikat. Mit Holz kann man heute fast alles bauen: Brücken, Hallen, Hochhäuser u.a.m. Der Schweizer Holzbau boomt, aber aufgrund von fehlenden Verarbeitungskapazitäten wird viel Rohholz aus der Schweiz exportiert und noch mehr verarbeitetes Holz importiert. Holzbauten werden in der Schweiz heute leider überwiegend mit ausländischem Holz erstellt. Die beiden kuppelförmigen Salzlagerhallen der Schweizer Salinen AG in Rheinfelden, der Saldome 1 (Baujahr 2004/05, Durchmesser 93 m, Höhe 31 m) und der Saldome 2 (Baujahr 2011/12, Durchmesser 120 m, Höhe 32.5 m) gehören zu den grössten Holzkuppeln Europas und wurden mit Rheinfelder Holz gebaut.

Im Wald steckt viel Energie
Holz ist chemisch gespeicherte Sonnenenergie. Genutzt wird diese meist als Wärmeenergie. Bei der Verbrennung wird die chemische Energie des Holzes in Wärmeenergie umgewandelt und gasförmiges Kohlendioxid (CO2) in die Luft abgegeben. CO2 ist ein Treibhausgas und dessen Anreicherung in der Atmosphäre trägt massgeblich zum Klimawandel bei. Holzenergie aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ist aber klimaneutral und kein Treiber der globalen Erwärmung. Die gleiche Menge an Kohlendioxid, die beim Wachstumsprozess der Atmosphäre entzogen und im Holz gebunden wurde, wird bei der Verbrennung oder beim Vermodern des Holzes wieder freigesetzt. Holzenergie kann also beim geforderten raschen Ersatz der klimaschädlichen fossilen Energieträger (Erdöl, Erdgas und Kohle) auf dem Weg zu einer klimaneutralen Schweiz im Jahr 2050 einen wertvollen Beitrag leisten. Zwei Drittel des im Rheinfelder Stadtwald geernteten Holzes wird heute als Energieholz in den Rheinfelder Wärmeverbunden verwertet. Energieholzpolter für Rheinfelder Wärmeverbunde sind heute das Hauptprodukt des Rheinfelder Forstbetriebs vor der Veredelung zum Holzhackschnitzel: Hochmechanisierte und kostengünstige Holzernte und Holzverarbeitung bis zum Endprodukt, klimafreundlicher Wärmeenergie aus Holz – Benefit für Stadt und Wald!

Forstbetrieb Rheinfelden – 7 Forstleute zur Betreuung von Wald im Ausmass von 2100 Fussballfeldern
Der Forstbetrieb Rheinfelden bewirtschaftet mit den Gemeindewaldungen der Ortsbürgergemeinden Rheinfelden, Magden und Wallbach sowie den Staatswaldungen Chisholz in Wallbach und Zeiningen sowie Böwald und Frauenwald in Olsberg eine Betriebsfläche von total 1500 Hektaren Wald mit einer jährlichen Nutzung von rund 12 000 m3 Holz. Das Mitarbeiterteam des Forstbetriebs besteht aus zwei Förstern, vier Forstwarten und einem Forstwart-Lernenden. Der maschinell gut ausgerüstete Forstbetrieb kann in Zusammenarbeit mit privaten Forstunternehmungen eine hoch mechanisierte und kostengünstige Holzernte praktizieren. Entgegen aller Unkenrufe ist die mechanisierte Holzernte für den Waldbestand schonender, vor allem aber erheblich weniger gefährlich als die motormanuelle Holzernte mit der Motorsäge. Strassenunterhalt, Waldpflege und Baumfällungen sind aber nicht nur für die Holzgewinnung, sondern auch für einen sicheren Erholungswald notwendig, zumal der Klimawandel den Bäumen derart zusetzt, dass diese immer mehr Dürräste in ihren Baumkronen aufweisen. Unsere Forstprofis geben jeden Tag ihr Bestes, damit der Stadtwald der Bevölkerung als sicherer, naturnaher und attraktiver Naherholungsraum erhalten und zugänglich bleibt. Und unsere Bitte an die Waldbesuchenden? Verhalten Sie sich rücksichtsvoll, halten Sie den Wald sauber und beachten Sie im Interesse ihrer eigenen Sicherheit unbedingt alle Holzschlagabsperrungen – Herzlichen Dank dafür!


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