«Wir harren der Dinge»

  16.07.2021 Fricktal

Das halbe Fricktal schaut in diesen Stunden auf den Rheinpegel

Der Rhein sorgt bei den Einsatzkräften der Region für grosse Anspannung. Die Prognosen sind ein dauerndes Auf und Ab.

Ronny Wittenwiler

Sitzung stattfinden, beteiligt: das Regionale Führungsorgan RFO, Feuerwehr, Zivilschutz, Stadt Rheinfelden. «Wir entscheiden dann, wie wir weiterfahren.»

Das halbe Fricktal schaut in diesen Stunden auf den Rheinpegel, und ja, zum Zeitpunkt, als die Feuerwehr die mobilen Hochwassersperren aus dem Lager in der Tempelgasse hervorholte und am Fuss der Marktgasse oberhalb Fröschweid installiert hatte – da waren auch viele Zuschauer dabei. Sie sahen also, wie sich die Einsatzkräfte für den Fall der Fälle rüsten. «Das hat auch psychologisch einen positiven Effekt», sagt Marc Leber, andererseits gibt er aber auch zu bedenken: «Für die Anrainer der Marktgasse bedeutet das aber auch: Die Situation ist jetzt wirklich ernst, womit muss man nun rechnen?»

Die Lehren aus 1999
Das Jahrhunderthochwasser von 1999, die Marktgasse unter Wasser, das ist nicht nur in den Köpfen geblieben, es hat auch Massnahmen ausgelöst. Die Hochwassersperren, die nun von der Feuerwehr ausgelegt wurden, sollen just jene Liegenschaften in der Marktgasse vor Hochwasser schützen. «Die Liegenschaftsbesitzer hatten die Hochwassersperren gemeinsam beschafft und finanziert.» Innert zwei Stunden kann die gesamte mobile Hochwassersperre in Betrieb genommen werden. Seine Feuerwehrleute, sagte Leber gestern Mittag, seien für diesen Fall in Bereitschaft. Doch der Kommandant gab sich, zumindest vorsichtig, optimistisch. «Ich hoffe und glaube, dass wir hier mit einem blauen Auge davonkommen.»

Die Krux mit den Prognosen
Irgendwann gestern zwischen 18 Uhr und Mitternacht erwartete man für das Fricktal den vorläufigen Höchststand des Rheins – und dass danach der Pegel wieder fallen würde. Aber mit Prognosen bei den aktuellen Regenfällen ist es so eine Sache. «Das ist aktuell alles so sprunghaft. Du kannst dich im Moment nicht richtig darauf verlassen, du musst einfach

warten.» Vielleicht weiss man bereits heute Freitag schon mehr. Optimismus spielte gestern mit, dass der Rhein nicht überschwappen würde. Unberechenbar bleibt er aber weiterhin in diesen Stunden und Tagen. «Der Bürger will heute absolute Sicherheit», sagt Marc Leber, gibt aber zu bedenken: «Wir müssen lernen damit umzugehen, dass es diese absolute Sicherheit nicht gibt. Das macht es schwierig für uns Entscheidungsträger. Die Anspannung ist gewaltig.»


Zur selben Zeit ein paar Meter weiter…

Am Mittwochabend, als die Freiwilligen der Feuerwehr Rheinfelden, unterstützt von einigen Einsatzkräften der Feuerwehr Möhlin, sich anschickten, die mobilen Hochwassersperren auszulegen, gingen zwei Personen derweil einem anderen Hobby nach: Mit je einem Kanu liessen sie sich auf dem Rhein treiben. Ein Bootsfahrt die ist lustig? Im Moment ist sie vielmehr lebensgefährlich – und das Regionale Führungsorgan Unteres Fricktal warnt seit Tagen vor der Gefährlichkeit des Wassers. Die beiden Feuerwehrkommandanten aus Rheinfelden und Möhlin hatten für die Bootsfahrt, vorbei an der alten Zollbrücke, nicht mehr übrig als ein Kopfschütteln. (rw)

Am Mittwochabend ging es los. Knapp zwanzig Einsatzkräfte der Feuerwehr Rheinfelden erstellten am Fuss der Marktgasse eine mobile Hochwassersperre. Hilfe bekamen sie von einigen Kollegen der Feuerwehr Möhlin, die Solidarität spielt, die Anspannung bleibt und die entscheidende Frage ebenso: Wie hoch wird der Rhein wirklich noch steigen?

Gestern Abend die nächste Sitzung
Die Prognosen sind ein dauerndes Auf und Ab. «Wir harren der Dinge, die da kommen», sagte Marc Leber, Kommandant der Feuerwehr Rheinfelden gestern kurz vor Redaktionsschluss zur NFZ. Stunden später, am Abend um 17 Uhr, sollte dann die nächste


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