Warum es in der Wolfheulete nicht heult

  04.06.2021 Fricktal

5. Teil der Flurnamen-Serie

Der Hund ist bekanntlich des Menschen bester Freund. Es liegt also nahe, dass der Hund auch Eingang in die Welt der Flur- und Ortsnamen gefunden haben muss. Im Fricktal beispielsweise liegt der Flurname Hundsrugge – und dies gleich mehrfach, nämlich in Zeiningen, Gipf-Oberfrick, Frick und Bözberg.

Beatrice Hofmann

Der Hundrai in Herznach und Hundsbüel in Kaisten gesellen sich dazu. Der Name Hundsrugge bezeichnet eine einem Hunderücken ähnliche, leicht rundliche Geländeform. Bei Hundsrai und Hundsbüel ist die Bedeutung aber weniger schmeichelhaft. In Flurnamen kommt der Hund oft schlecht weg. Mit Hund bezeichnete Landstücke sind meist von geringem Ertrag oder schlecht gelegen.

Wo Hunde sind, sind Katzen nicht weit, besonders in Zeiningen, denn dort liegen Chatzewadel und Chatzestirne. Die Chatzef lue und der Chatzenacher liegen in Obermumpf, der Chatzechopf in Olsberg; in Wallbach ist der Chatzenstig belegt und die Chatzeholde bezeichnet einen steil abfallenden Wald in Zuzgen. Auch um die Katze steht es in der Namenlandschaft nicht besser. Namen mit dem Element Chatz stehen für Wertloses oder Geringes, aber nicht nur: So verweist der Chatzewadel, was so viel wie Katzenschwanz heisst, auf das markante Vorkommen des Schachtelhalms, Chatzestirne und Chatzechopf sind wie der Hundsrugge Namen, die eine Geländeformation bezeichnen, die dem Tierkörperteil ähnlich sind. Und der Chatzestig ist eine metaphorische Bezeichnung für einen steilen, schlecht begehbaren Pfad, auf dem sich nur eine Katze ohne in Gefahr zu geraten bewegen kann.

Der Wolf heult nicht in der Wolfheulete
Aber auch Wildtiere finden Eingang in die Namenwelt. So hat die Dachshalde in Kaiseraugst ihren Namen aufgrund eines markanten Baus erhalten. Der Flurname ist erstmals 1465 in einem Urbar des Klosters Olsberg belegt. Gleich westlich angrenzend schliesst sich die Flur Wolfheulete an, was den Dachs nicht gestört haben dürfte, schliesslich gehört dieser nicht zu seiner Beute. Wobei der Name zwar auf das Vorhandensein des Wolfes hinweist, das Element Heulete hingegen nicht des Wolfs schauriges Geheul wiedergibt, sondern eine Verkleinerungsform zu Schweizerdeutsch Hau ist. Ein Hau ist ein Gebiet, in diesem Nutzholz geschlagen wird.

In Rheinfelden finden wir etwa den Rosshimmel. Wobei der Rosshimmel schöner tönt, als der Ort wirklich war – und das nicht etwa aufgrund der Autobahn, die heute diese Flur durchquert. Im Rosshimmel wurden verendete Pferde und anderes Vieh verscharrt.

Ekliger Igel
Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass nur Nutz- und Wildtiernamen in die Flurnamenlandschaft eingegangen sind. Eine Vielzahl weiterer, nicht immer angenehmer Tiere zieren die Fricktaler Namen. Nein, der Igelacher in Kaisten verweist nicht auf die nachtaktiven, scheuen und stachligen Schneckenfresser. Vielmehr ist davon auszugehen, dass nicht Igel, sondern Egel, gemeint sind, denn der Igelacher stösst direkt an den Oberkaisterbach an. Der Name ist bereits im 16. Jahrhundert schriftlich überliefert. Ebenfalls in Kaisten liegt am Kaisterbach die Flur Egel, die ebenfalls auf die Egelschnecken zurück geht. Diese lanzettenförmigen Würmer, die auch zum Blutschröpfen genutzt wurden, leben gerne in Sümpfen, Weihern und sonstigen feuchten Stellen. Auch der Wallbacher Egelseehof hat seinen Namen vom nebenanliegenden Ägelsee (Zeiningen), der auf der historischen Siegfriedkarte aus dem Jahr 1893 noch Igelsee genannt wurde.


Beatrice Hofmann erforscht mit dem Verein Aargauer Namenbuch die Aargauer Flurnamen und ist im 2021 im Fricktal unterwegs. www.aargauer-namenbuch.ch

Fragen Sie nach: Senden Sie Ihre Flurnamen mit der genauen Ortsangabe per Mail an redaktion@nfz.ch oder per Post an: Neue Fricktaler Zeitung, Hauptstrasse 61, 5070 Frick.


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