Die Segelflugpiloten und der Wettergott
08.06.2021 SchupfartSegelfluggruppe Basel Fricktal organisierte Grand Prix in Schupfart
Es hätten vier traumhafte Tage werden können für die 13 Segelflugpiloten, die letztes Wochenende aus der ganzen Schweiz nach Schupfart reisten, um dort am ersten Fricktaler Grand Prix im Segelfliegen teilzunehmen. Der Wettergott meinte es nicht gut mit ihnen.
Janine Tschopp
«Die Hoffnung stirbt zuletzt», sagt Erwin Villiger, stellvertretender Konkurrenzleiter und Wetterspezialist anlässlich des Briefings am Freitagmorgen. 13 motivierte Teilnehmer und rund zehn Helfer sind im Hangar in Schupfart am Briefing anwesend, wo sie unter anderem den ersten Grand Prix-Tag Revue passieren lassen.
Schon am Vortag war es lange ungewiss, ob das Wetter an diesem Tag mitmachte. Als sich die Wolken über dem Jura langsam verzogen, konnte am Nachmittag doch gestartet werden. Der erste Tag war gut gelaufen. Nach knapp zwei Stunden und rund 185 Kilometern waren die Piloten wieder in Schupfart gelandet, und dieser Tag konnte gewertet werden.
Vortagessieger Ueli Messmer von der Segelfluggruppe Knonaueramt erzählt beim Freitagsbriefing von seinen Erfahrungen des ersten Tages. Es ist eine grosse Solidarität unter den Piloten zu spüren. Sie gönnen einander den Erfolg und geniessen es, zusammen zu sein und ihre Erfahrungen auszutauschen. René Schönmann aus Eiken bestätigt dieses Gefühl: «Wir sind alles Kollegen, welche die gleichen Interessen haben.» Die Zeit des Zusammenseins nutzen die Piloten, um über Instrumentierung, Flugzeugbau und über ihre Erfahrungen im Segelflugsport zu sprechen.
Starten oder nicht?
Nach dem Briefing, an welchem Fredy Zulliger, OK-Präsident und Konkurrenzleiter, über den geplanten Ablauf informierte und Erwin Villiger verschiedene Wettermodelle zeigte, gehen die Piloten langsam zu ihren Segelf lugzeugen. Pressieren müssen sie nicht, denn bisher macht sich die Sonne an diesem Freitag rar. Es hängt eine dicke Wolkendecke über der Region. Der Wetterspezialist Erwin Villiger spricht von «labiler, feuchter Luft». Die Sportler brauchen Sonneneinstrahlung. Nur so kann die Thermik entstehen, welche für das Segelfliegen unerlässlich ist.
Während die Piloten am Fachsimpeln sind, werden die Wolken dichter und dichter und kurze Zeit später regnet es in Strömen. «Die Hoffnung stirbt zuletzt», sagen sich viele der erfahrenen Piloten. Und tatsächlich: ein paar Stunden später sieht es besser aus. «Es war eine Zerreissprobe für die Piloten», erklärt Hildi Schönmann, Medienverantwortliche des Grand Prix. Immer im Ungewissen zu sein, ob man starten kann oder nicht, ist für die Piloten ziemlich anstrengend. Denn, wenn es dann wirklich losgeht, möchte man natürlich gut vorbereitet sein und die bestmögliche Leistung abrufen.
Tatsächlich. Am Freitagabend, gegen 17 Uhr werden die Teilnehmer mit motorisierten Schleppflugzeugen abgeholt. «Ich freue mich, dass es eine Wertung gibt», sagt Fabian Durrer von der Segelf luggruppe Dittingen ein paar Minuten, bevor er vom Schleppflugzeug geholt wird. Am Vortag schnitt der Junior mit dem zweitbesten Resultat ab.
Der Start war auf dem Wisenberg geplant. Von dort hätten die Piloten verschiedene Wendepunkte anfliegen müssen: Welschenrohr, Frick, die Farnsburg, den Sonnenberg und Säckingen. Anschliessend, nach rund 104 Kilometern, wären sie wieder in Schupfart gelandet.
Wettkampftag «neutralisiert»
Die GP-Verantwortlichen verfolgen die Flüge der Teilnehmer auf dem Monitor. Schon bald ist klar, dass der Pilot aus Mettauertal, Heinz Keller, wieder Richtung Fricktal zurückfliegt. Kurze Zeit später landet er beim Hangar auf dem Schupfarter Flugplatz. Seit 13 Jahren ist Keller Segelflugpilot. Er realisierte bald, dass die Thermik nicht ausreicht, die vorgegebenen Aufgaben zu erfüllen und die definierten Orte anzusteuern. So beschloss er, frühzeitig nach Schupfart zurückzukehren. Vielen Piloten machten die Wetterbedingungen und die fehlende Thermik zu schaffen, respektive verunmöglichten einen Flug nach Plan. «Entsprechend wurde die Startlinie gar nicht geöffnet, und das Rennen wurde ‹neutralisiert›. Das heisst, es gibt keine Wertung für diesen Tag», erklärt Hildi Schönmann.
Leider meinte es der Wettergott auch am Samstag und Sonntag nicht gut mit den Segelf lugpiloten. Am Sonntagfrüh gab es kurze Zeit Hoffnung, aber auch dann mussten die Organisatoren schweren Herzens entscheiden, dass die Segelflugzeuge am Boden bleiben. «Man kann das Wetter nicht steuern», sagt Josef Allenspach von der Segelfluggruppe Basel Fricktal. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung und als Förderer des Wettbewerbsflugs weiss er, wovon er spricht.
Am Boden zerstört waren weder Piloten noch Organisatoren, obwohl schliesslich nur einer von vier Wettbewerbstagen gewertet wurde. «Dass so etwas passieren kann, wissen wir, und die Piloten wissen das auch», sagt Hildi Schönmann am Sonntagnachmittag zur NFZ. Und eben: die gemeinsame Zeit, welche die Segelf lugpiloten erlebt haben, kann ihnen auch der Wettergott nicht nehmen. Der nächste Segelflug-Grand Prix in Schupfart ist in zwei Jahren geplant. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
sgbaselfricktal.ch