Für den Austausch und die Vernetzung

  06.05.2022 Fricktal

Wie organisieren sich die Gemeinden betreffend ukrainische Flüchtlinge und wie können die verschiedenen Bedürfnisse abgedeckt werden? Sind doch gerade Begegnungsplattformen ein immer wieder geäusserter Wunsch. Die NFZ hat in verschiedenen Fricktaler Gemeinden nachgefragt.

Susanne Hörth

In der Schweiz leben zwischenzeitlich über 40 000 Personen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind. Das Leben in einem fremden Land fordert. Einerseits die Schutzsuchenden selbst, aber genauso die Gastfamilien und die Behörden. So reicht es längst nicht, einfach Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Menschen, vielfach Mütter und Kinder, brauchen Begleitung im Alltag. Vor allem in den ersten Wochen ist es ein Kennenlernen in ganz vielen Bereichen. Eine grosse Hürde ist oft die Sprache. Von Gastgebern wie auch den Geflüchteten ist der Wunsch nach Begegnungs- und Austauschplattformen gross. Dabei einfach einmal ohne technische Hilfsmittel in der eigenen Sprache miteinander reden, ist für die Flüchtlinge ebenso wichtig wie für die Gastfamilie im Gespräch gegenseitig von Wissen und Erfahrungen zu profitieren.

«Wir in Gipf-Oberfrick haben schon früh eine Strategie und die Zuständigkeiten festgelegt», erklärt Gemeindeschreiber Urs Treier. Als eigentliche Drehscheibe fungiere dabei die Gemeindeverwaltung. Mit der temporären Anstellung einer Koordinationsperson, die Deutsch und Ukrainisch spricht, wurde zudem eine zusätzliche Schnittstelle zwischen den Akteuren geschaffen. «Wir sehen es so, dass eine Führung und Koordination durch die Gemeinde eine gewisse Konstanz und Sicherheit für alle Beteiligten gibt», sagt Treier. «Es ist zwar mit Mehrarbeit verbunden, führt aber nach einer gewissen Zeit auch zu einem geordneten Betrieb und Klarheit.» Um auch das Kennenlernen unter den zurzeit zirka 35 ukrainischen Flüchtlingen im Dorf zu unterstützen, hat die Gemeinde am vergangenen Samstag einen Begegnungstreff organisiert. Diese Plattform soll aufrechterhalten werden.

Die Idee einer digitalen Plattform
Schon kurz nach Ausbruch des Krieges sind die ersten ukrainischen Flüchtlinge nach Stein gekommen. Mittlerweile, so Gemeindeschreiber Sascha Roth, sind in der Rheingemeinde 29 Personen mit S-Status registriert. Weitere befänden sich im Aufnahmeverfahren. Laut Roth gibt es aktuell zwar keine digitale Begegnungsplattform zu den privaten Gastgebern oder den Geflüchteten selbst. «Allerdings haben wir die E-Mail-Adressen und Handynummern aufgenommen, um später rasch einen solchen Kanal einrichten zu können.» Auf der Gemeindeverwaltung finde zudem ein reger Austausch mit diesem Personenkreis statt. Sascha Roth erzählt auch von einem erst kürzlich stattgefunden Treffen. «Im April hat die CLI Stein, die Colonia Libera Italiana, alle Ukrainerinnen und Ukrainer sowie deren Gastgeber zu einem gemeinsamen Pizza-Essen eingeladen. Auch ich durfte an diesem Anlass teilnehmen, welcher zu einem regen persönlichen Austausch zwischen den Anwesenden führte. Die Kontakte sind geknüpft und die kommunalen Anlaufstellen bekannt.»


Zusammen etwas bewirken

Austausch und Vernetzung

Die NFZ hat auch in Laufenburg und Frick nachgefragt, wie man sich um die ukrainischen Flüchtlinge organisiert. Der Wunsch nach Begegnungsplattformen ist auch in diesen Gemeinden gross.

Susanne Hörth

In Laufenburg kümmert sich der Regionale Sozialdienst um die ukrainischen Schutzsuchenden. Hierfür wurden auch die Ressourcen erhöht und eine Dolmetscherin angestellt, erklärt Stadträtin Regina Erhard gegenüber der NFZ. «Wo es erwünscht ist, vernetzen wir die ukrainischen Flüchtlinge untereinander, in dem wir ihre Nummern austauschen», fügt Marco Schwab, Leiter des Sozialdienstes hinzu. Wie mittlerweile in einigen der umliegenden Gemeinden, wird auch in Laufenburg auf privater Basis Deutschunterricht erteilt. Auf Begegnungs- und Austauschplattformen angesprochen, sagt Regina Erhard, dass dies auch in Laufenburg ein Bedürfnis sei. Mit entsprechenden Anfragen wurde der Stadtrat bereits von Freiwilligen kontaktiert. «Bei einer gemeinsamen Sitzung mit dem Regionalen Sozialdienst haben wir nun die Möglichkeiten konkretisiert.» Weiter betont Regina Erhard: «Es ist uns wichtig, dass Freiwillige, Verwaltung und Stadtrat eng zusammenarbeiten. Die weiteren Schritte sind bereits am Laufen, so dass bald gute Lösungen gefunden und präsentiert werden können.»

Kantonale Unterkunft in Frick
Auch in Frick ist der Ruf nach niederschwelligen Begegnungsmöglichkeiten gross, bestätigt Gemeindeschreiber Michael Widmer. Er weist zugleich auf die etwas spezielle Situation der Gemeinde hin. Im ehemaligen Werkhof A3 wird eine kantonale Unterkunft für ukrainische Schutzsuchende betrieben. Die Flüchtlinge sind dort maximal drei Wochen untergebracht. Spätestens dann sollten sie in eine definitive Bleibe umziehen können. Für diesen kurzen Zeitraum ein umfassendes Begleitprogramm in Frick aufzuziehen, macht wenig Sinn, sagt auch der Fricker Rolf Schmid vom Netzwerk Asyl Aargau. Auf diese Unterstützung wie auch auf die Organisation «mit.dabei Fricktal» zählen zu dürfen, ist für Michael Widmer eine glückliche Fügung. Schmid seinerseits weiss aus Erfahrungen mit gef lüchteten Menschen, dass es nicht immer einfach ist, allen Interessen und Wünschen gerecht zu werden.

«Café Welcome»
Michael Widmer macht zusätzlich auf ein Angebot, welches auf Initiative eines privaten Gastgebers aus Frick entsteht, aufmerksam. Jörg Schweizer aus Frick, der selbst eine ukrainische Familie beherbergt, habe die reformierte Kirchenpflege in Frick angefragt, ob er deren Raum im Kirchgemeindehaus für einen Treffpunkt von ukrainischen Gästen und deren Gastgeber nutzen könne. Das Einverständnis der Kirchgemeinde liegt vor. So soll nun jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat für Leute in Frick und Umgebung das «Café Welcome» inklusive Kinderbetreuung geplant.


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