Fricktal: Plötzlich wächst das Interesse an Schutzräumen

  10.03.2022 Brennpunkt, Rheinfelden, Fricktal

Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs erkundigen sich mehr Menschen, wo im Notfall ihre Schutzräume sind. Im unteren Fricktal wird derzeit ein Teil der Räume kontrolliert.

Valentin Zumsteg

So schnell wie sich die Weltlage ändert, so schnell ändert sich manchmal auch die Einstellung der Menschen: Als die Zivilschutzorganisation Unteres Fricktal vor ein paar Wochen ihre Kontrollen der privaten Schutzräume in Briefen ankündigte, reagierten zahlreiche Betroffene wenig begeistert. «Wir bekamen zu hören: Ihr braucht gar nicht zu kommen, das ist doch unnütz», erzählt Kommandant Gerhard Zumsteg. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und der indirekten Drohung Putins mit Atomwaffen sieht die Sache jedoch anders aus.

Viele Anfragen
«Fast stündlich bekommen wir derzeit Anfragen betreffend der Schutzräume. Manche Leute wollen wissen, wo sie im Notfall hin müssten. Andere bitten darum, dass wir ihren Schutzraum ausserhalb des üblichen Programms kontrollieren», erzählt Zumsteg. So etwas habe er in seinen bald 30 Jahren beim Zivilschutz noch nie erlebt.

In den 20 Gemeinden, die zur ZSO Unteres Fricktal gehören, leben insgesamt 56 754 Personen. Demgegenüber stehen dort insgesamt 3304 Schutzräume mit total 66 032 Schutzplätzen zur Verfügung. Es hat also über 9000 Schutzplätze mehr als nötig. «Der Deckungsgrad in den einzelnen Gemeinden beträgt zwischen 98 und 148 Prozent», erklärt Zumsteg.

Im ganzen Aargau stehen ebenfalls genügend Schutzplätze zur Verfügung, dies betont der Kanton. Wer über keinen eigenen Schutzraum verfügt, ist einem öffentlichen oder gemeinsamen Schutzraum zugewiesen. Die Bekanntgabe der definitiven Zuteilung erfolgt auf Anweisung des Bundes, wenn es die Lage erfordert. «Die Zuweisungsplanung wird laufend aktualisiert, sodass sie jederzeit aktuell ist. Dadurch fliessen Veränderungen wie Geburten, Todesfälle sowie Zu- und Wegzüge in die Schutzraumplanung ein», hält der Kanton fest.

Kontrolle alle zehn Jahre
Jeder Schutzplatz muss gemäss Gesetz alle zehn Jahre von der ZSO kontrolliert werden. «Die Kontrollen sind eine ständige Aufgabe für uns. Pro Jahr werden bei uns rund 300 bis 350 Plätze kontrolliert», sagt Zumsteg. Diese Woche werden wieder solche Kontrollen durchgeführt, das ist aber schon seit langem geplant und hat mit der aktuellen Lage nichts zu tun. Die Kontrollen sind für die Eigentümer kostenlos, aber obligatorisch. Die Kosten für allfällige Reparaturen müssen die Hausbesitzer hingegen übernehmen. «Je nach Grad der Mängel müssen die Reparaturen innerhalb von sechs Monaten oder bis zur nächsten Kontrolle erledigt werden. Bei kritischen Mängeln erfolgt nach sechs Monaten eine Nachkontrolle», sagt Zumsteg. In der aktuellen Situation empfiehlt er allen Eigentümern von Schutzräumen, das Ventilationsgerät für zirka 15 Minuten in Betrieb zu nehmen. «Um zu kontrollieren, ob der nötige Überdruck vorhanden ist, müssen die Schutzraumtüre und der Notausstieg vollständig geschlossen sein. Während des Betriebs öffnet sich dann die Überdruckklappe», erläutert der Kommandant.

In normalen Zeiten stossen diese Kontrollen auf wenig Begeisterung bei den Hauseigentümern, doch in den vergangenen Tagen ist das Verständnis für die Notwendigkeit deutlich gewachsen.


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