Laienchor «Klangtastisch» probt coronakonform

Das Singen hat ihnen in letzter Zeit sehr gefehlt. Zur grossen Freude aller Chormitglieder hat ihr Leiter Dani Kalt eine Lösung gefunden, wie auch in Zeiten von Corona regelmässig geübt werden kann.

Janine Tschopp

Am Dienstag haben sich 26 Sängerinnen und Sänger eines Laienchors zu einer Chorprobe getroffen. Und das tun sie jetzt regelmässig. Jeweils am Dienstagabend, um 19.30 Uhr. Wie gehabt.

Wie gehabt ist seit ein paar Monaten nichts mehr, was mit Freizeitbeschäftigungen, Vereinsleben oder gar mit Chorsingen zu tun hat. Das Chorsingen war bei der ersten Corona-Welle im Frühjahr bereits verboten, im Sommer für kurze Zeit erlaubt, und als die Fallzahlen anstiegen, wieder sehr schnell untersagt.«Das kann ja wohl nicht sein, dass wir nun schon fast ein Jahr nicht mehr proben können», sagte sich Dani Kalt, Leiter des Mundart-Chors «Klangtastisch» Anfang Jahr. Er überlegte sich Möglichkeiten, wie man trotz Corona proben könnte. «Und dann hatte ich einen Traum. Ich träumte, dass wir eine Chorprobe in den Autos durchführten», erzählt der begeisterte Musiker. Das war die Lösung. Er traf die technischen Vorbereitungen und lud seinen Chor an die erste «Autoprobe» ein.

«Drive in and sing»
Bei der Sportanlage «Bustelbach» in Stein war am Dienstagabend viel los. Über zwei Dutzend Autos kamen aus der dunklen Nacht. Beim Parkplatz angekommen wurden die Fahrerinnen und Fahrer zuerst mit Funkmikrofon, In-Ear-Kopfhörern und einer kleinen Pausenverpflegung ausgerüstet. Dann wurden sie durch Dani Kalt eingewiesen, so dass die Fahrzeuge schliesslich in einem grossen Halbkreis auf dem Platz standen. Wie sich die Sängerinnen und Sänger das gewohnt sind, gab es zuerst ein Einsingen und im Anschluss wurden die verschiedenen Lieder geübt. Ungewohnt bei der Probe war, dass sie alleine im Auto sassen und den Chorleiter und ihre Kolleginnen und Kollegen nur durch die Autoscheibe sahen.

Physischer Kontakt fehlt
«Es ist spannend so zu proben, und es funktioniert auch gut. Der physische Kontakt und das Zwischenmenschliche mit meinen Kolleginnen und Kollegen fehlen mir aber trotzdem», sagt Evelyne von Wyl, die seit vier Jahren bei «Klangtastisch» mitsingt. Frank Grether singt seit 2005 im Chor. «Es ist speziell und eine lässige Idee. Ich habe das Singen sehr vermisst, und es ist höchste Zeit, dass wir jetzt wieder proben können. Natürlich ist das Singen im Auto auf die Dauer kein Ersatz für eine normale Chorprobe. Aber dass wir uns jede Woche treffen, fördert den Zusammenhalt.»

Dani Kalt nimmt den technischen Aufwand gerne auf sich, damit er und seine Chormitglieder sich trotz Corona jede Woche zur Probe treffen können. Er rechnet nicht damit, dass das Verbot des Laienchorsingens bald gelockert wird, sondern dass es in nächster Zeit noch einige «Drive in»-Proben geben wird. «Wir können es nicht ändern, aber das Beste daraus machen», sagt Dani Kalt. Und das hat er sicher gemacht, denn ohne die «Drive in and sing»-Idee würden die Chormitglieder an diesem regnerischen Dienstagabend nicht strahlend in ihren Autos sitzen und aus voller Kehle ihre Lieblingslieder singen.