Geknickte Bäume
30.01.2021 FricktalSchadenslage im Wald beschäftigt die Forstleute
Seit 2006 gab es im Fricktal nicht mehr solch massive Schneemengen. Räumequipen, Feuerwehren und Bauämter haben inzwischen erfolgreich ihre Problemstellungen gelöst. Aber wie die Schadenslage in den Wäldern aussieht, ist vielerorts noch unklar und deren Behebung wird die Forstbetriebe noch länger beschäftigen, wie eine Umfrage bei Förstern zeigt.
Paul Roppel
Die weisse Pracht brachte nicht nur eitel Freude, sondern vorübergehend auch Verkehrschaos, einen eingestellten öffentlichen Verkehr und wegen der Schneelast viele abbrechende Äste und umstürzende Bäume. Zwischen Mumpf und Obermumpf lagen Bäume quer über die Kantonsstrasse und weitere neigten sich bedrohlich zur Fahrbahn, so dass die Strecke aus Sicherheitsgründen für fünf Tage gesperrt blieb (die NFZ berichtete). Andernorts herrschte Hochbetrieb, um die prekäre Lage in den Griff zu bekommen. «Unser Forstteam hat zusammen mit dem Gemeindewerk Winterdienst ausgeführt und beim Schneeräumen im Dorf mitgeholfen», zeigt Roman Gisin, seit einem Jahr Förster in der Gemeinde Kaisten, die Prioritätensetzung auf.
Jungeichen vom Schnee umgedrückt
Die Hauptwege in Flur und Wald seien inzwischen befahrbar und vom Fallholz befreit worden. Velowege und die Erholungsräume seien zugänglich. «Wegen der Schneemassen war uns der Zugang zum Forstwerkhof anfänglich gar nicht möglich», fügt er an. «Es liegen sicher noch rund 40 Zentimeter Schnee beim Schinberg, was die Anfahrt zum Räumen verunmöglicht», meint er. «Deshalb werde ich voraussichtlich erst in einer Woche eine Gesamtübersicht über die Schadenslage haben», sagt Gisin. Er hat beobachtet, dass rund zehn Prozent der vor einigen Jahren in Richtung Oeschgen angepflanzten Eichen von der Schneelast zu Boden gedrückt und vernichtet wurden. Im einige Kilometer südöstlich und topografisch höher gelegenen Forstbetrieb Homberg-Schenkenberg, wo unter anderen die Gemeinden Zeihen, Bözen, Effingen und Hornussen integriert sind, liege teilweise bis zu einem halben Meter Schnee und verunmögliche den Zugang, begründet Forstleiter Rolf Treier, weshalb er keine Aussage über die Schäden machen kann. «Wir haben die wichtigsten Wege und vor allem Bachläufe von Holz und Bäumen geräumt», erzählt er. Er hat viele Fichten und Rottannen gesehen, bei denen der Schnee einige Meter des Wipfels abgedrückt hat. «Das sind dann die Angriffstellen für den Borkenkäfer», macht er sich Sorgen.
Holzpreis deckt den Aufwand nicht
Das Fallholz werde sein Team erst nach den Frühlingsstürmen aus dem Wald holen, meint er, das sei am effizientesten; bei früherem Einsatz müsse man sich am selben Ort eventuell mehrmals betätigen. Sorgen bereitet ihm der Holzpreis. «Der finanzielle Aufwand für das Herausholen des Schadholzes ist nicht mehr gedeckt», bedauert er. Positiv wertet er, dass der Waldboden nach den Trockenperioden nun mal so richtig durchnässt worden sei, was auch von Urs Steck, Förster vom Forstbetrieb Region Möhlin, erwähnt wird. Den Überblick über die Schadenslage in den fünf angeschlossen Gemeinden Hellikon, Mumpf, Obermumpf, Zeiningen und Zuzgen hat er noch nicht komplett, aber er schätzt, dass fünf bis zehn Prozent einer Jahresernte an Schadholz anfallen. Offensichtlich ist in den vielen Privatwäldern an Hanglagen in Obermumpf vermehrt Fallholz entstanden. «Vor allem im nicht durchforsteten und dichten Wald haben umstürzende Bäume benachbarte Bäume wie Mikadostäbe mitgerissen», meint er. Er rechnet damit, dass einige Waldstrassen noch für die nächsten drei Wochen gesperrt bleiben.
Vorsicht ist geboten
«Die Räumung von Strassen und Fusswegen hat bei uns Priorität, nachdem nun entlang des Magdenerbaches das Fallholz entfernt worden ist», erklärt Bruno Staudacher, Revierförster vom Forstbetrieb Rheinfelden. Er will sich bis Ende Woche einen Gesamtüberblick verschaffen. Er weist die Waldgänger aber jetzt schon auf eine längerfristig andauernde Gefahrenquelle hin und mahnt zur Vorsicht: Es müsse damit gerechnet werden, dass abgebrochene und in den Wipfeln hängengebliebene Äste jederzeit herunterfallen können.