Bauen mit Stroh und Lehm
24.01.2023 SulzReges Interesse an der ökologischen Bauweise in Sulz
Das Bauen vom Eigenheim ist eigentlich nichts Aussergewöhnliches. Die ökologische Bauweise mit Stroh und Lehm, für die sich die Familie Hurter in Sulz entschieden hat, ist jedoch nicht alltäglich. So luden die Bauherrschaft, Architekten und Unternehmen zum Tag der offenen Baustelle, um Interessierten diese ökologische Bauweise näher zu bringen.
Ludwig Dünner
An der Dorfstrasse in Obersulz wurde im Jahre 2004 ein Wohnbau mit Ökonomieteil erstellt. Da die Bauherrschaft einen ökologischen Hausbau anstrebte, wurde der obere Stock zurückgebaut, um einen neuen Hausteil aufzustocken. Die Bauherrschaft und der Architekt sind erfreut, dass der Rückbau der ehemaligen Dachkonstruktion zu nahezu 100 Prozent kostenneutral war und in der Region wieder verwendet wurde. Der Ökonomieteil konnte durch die Transformation zum «Wohnbau mit Ökonomieteil» aufgewertet werden und konnte damit eine grosse Wertsteigerung im dörflichen Umfeld erfahren.
Das Projekt bietet somit nachhaltig gebauten Wohnraum, ohne dass dafür neue Flächen versiegelt werden mussten.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Da die Bauherrschaft, Natascha und Andreas Hurter, einen ökologischen Bau realisieren wollte, stiessen sie auf eine Bauweise mit Stroh und Lehm. Sie konnten sich von der Bauweise mit den unkonventionellen Baustoffen überzeugen. Die Anliegen der jungen Bauherrschaft wurden von einem Projektarchitekten, der sich seit 20 Jahren dem Bauen mit Stroh verschrieben hat und in der Schweiz und im Südtirol insgesamt über 60 Projekte realisiert hat, umgesetzt. Die Aussenelemente, welche aus Bauholz und dem nachhaltigen Dämmstoff Stroh bestehen, wurden von einem Holzbauer in Freiburg i.Br. gefertigt. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit über die Grenze fand sich mit der Firma Holzbau Kalt AG in Sulz. Der Inhaber, Roman Kalt, wäre auch an dieser Zusammenarbeit über die Grenze in Zukunft interessiert, da er als innovativer Unternehmer von der ökologischen Bauweise sehr begeistert ist.
Komplexe Zusammenarbeit
Da nur die Gebäudehülle grenzüberschreitend produziert wurde, war der örtliche Holzbauer zuständig für die Produktion der Innenwände. Die Komponenten der zwei verschiedenen Produktionsstätten, wurden beim Aufrichten auf der Baustelle zusammengefügt. Der Sulzer Holzbauer Roman Kalt zeigte am Samstag den interessierten Besuchern, auf welche Details es beim Zusammenbau der beiden Konstruktionen ankam. Mit handwerklichem Stolz wies er auf die Übergänge hin, welche passgenau ineinander gesetzt wurden. «Diese Bauweise von Komponenten, welche in zwei unterschiedlichen Betrieben gefertigt werden, ist nur mit dem heutigen Austausch der elektronischen Planungsdaten möglich» erwähnt Roman Kalt.
Beim Rundgang fiel den Besuchern eine Aussparung in der Wand auf, welche die Strohdämmung zeigt. «An diesem Ort wollen wir uns immer erinnern können, mit was wir unser Haus gedämmt haben und dies auch unseren Besuchern zeigen können» so die Bauherrin. Natascha und Andreas Furter sind von der Bauweise überzeugt, nicht nur, dass durch das «Atmen» der Wände ein angenehmes Wohnklima entsteht, sondern dass auch bei einem Rückbau des Gebäudes rund 90 Prozent der Baumaterialien wieder in die diversen Kreisläufe zurückgeführt werden können.