«Das Schwingen hat das Urchige nicht verloren»

  13.03.2022 Fricktal

In den letzten Jahren hat sich beim Schwingen vieles verändert, und der Sport ist bei Jung und Alt populärer geworden. Einiges ist aber auch geblieben wie seit eh und je: zum Beispiel das Urchige.

Janine Tschopp

Am 4. September 1921 versammelten sich einige Fricktaler Schwinger in Stein mit dem Zweck, einen «Fricktalischen Schwingerverband» zu gründen. Die erste Generalversammlung fand am 5. März 1922 im Restaurant Adler in Mumpf unter der Leitung des Präsidenten Emil Schoch statt. Weder der aargauische Schwingerverband noch der kantonale Turnerverband waren mit der Namensgebung einverstanden. So wurde der Name an der zweiten Generalversammlung von «Fricktalischer Schwingerverband» in «Schwingklub Fricktal» umgewandelt.

300 Mitglieder
Der Schwingklub Fricktal zählt heute rund 300 Mitglieder. Viele davon sind dem Verein schon fast ein Leben lang treu. So zum Beispiel auch der Präsident David Schreiber aus Wegenstetten. Mit dem Schwingen begann er als Neunjähriger. Der Verein förderte ihn. Noch während seiner Zeit als aktiver Schwinger wurde er Technischer Leiter der Aktivschwinger (von 2001 bis 2005). Vereinspräsident ist er seit 2005.

Seit jeher liegt ihm und allen anderen Verantwortlichen, der Nachwuchs sehr am Herzen. Das hat sich gelohnt, denn heute kann David Schreiber sagen, dass der Verein seit Jahrzehnten konstant unterwegs ist. «Die Aktiven haben in unserem Schwingklub gute Trainingsmöglichkeiten mit doch im Schnitt bis zu zehn Schwingern. Bei den Jungschwingern sind bis zwanzig Jungs wöchentlich bei uns im Schwingtraining. Trotzdem ist es eine Gratwanderung, und auch wir im Fricktal müssen achtgeben, dass wir den Fokus nicht verlieren. Ein Schwingklub ohne Aktiv- und Jungschwinger ist undenkbar, dennoch gibt es in der Nordwestschweiz schon solche Beispiele», erklärt David Schreiber. Die Verbindung zum Nachwuchs hat der Vereinspräsident in mehrerlei Hinsicht, denn 2014 hat auch sein Sohn Tim als Jungschwinger angefangen.

Der Schwingsport hat sich verändert
In den letzten Jahren hat sich Schwingen zum Spitzensport entwickelt. «Die Schwinger sind athletischer geworden, und der Sport professioneller und populärer», erklärt David Schreiber. Heute werden alle grossen Schwingfeste im Fernsehen übertragen, und auch im Sponsorenbereich ist einiges gegangen. «Trotzdem haben die Schwinger keine Starallüren», betont Schreiber und ergänzt: «Das Urchige ging nicht verloren.»

Obschon Schwingen stärker im Trend liegt als früher, muss heute vom Verein noch mehr für den Nachwuchs investiert werden. Einerseits wird das Freizeitangebot für die Jungen immer grösser, andererseits ist Schwingen noch immer ein Sport, bei dem die Unfallgefahr ziemlich gross ist. «Und man bekommt schmutzige Kleider», nennt Schreiber ein Argument, das gewisse Familien daran hindert, ihren Sohn schwingen zu lassen. Insbesondere in der Region Basel sei es schwierig, Schwinger-Nachwuchs zu finden, weil dort Fussball noch viel populärer ist als in ländlichen Gebieten und eine grosse Konkurrenz zu anderen Hobbys darstellt. «Das Wichtigste ist der Nachwuchs», ist David Schreiber überzeugt und erzählt von vielen Aktivitäten, welche der Schwingklub Fricktal seit Jahren unternimmt, um den Sport bei den Jungen attraktiv zu gestalten.

Grosses Jubiläumsjahr
Heuer ist ein spezielles Jahr für den Schwingklub Fricktal, denn es wird das 100-Jahr-Jubiläum gefeiert. Neben dem Schwingerausmarsch im April und dem Abendschwinget auf der Möhliner Allmend im Juli wird das eidgenössische Schwing- und Älplerfest Ende August in Pratteln ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr sein. «Es wäre schön, wenn mindestens drei Fricktaler einen Startplatz hätten und ein weiterer Eidgenosse in unserer Klubgeschichte gekrönt werden könnte», wünscht sich David Schreiber. Ende Oktober dann steigt das grosse Jubiläumsfest in der Fuchsrainhalle in Möhlin. Ende November wird die Jubiläums-GV durchgeführt.

Speziell zum 100-Jahr-Jubiläum erscheint eine rund 200-seitige Festschrift. Darin werden viele Fricktaler Schwingergrössen, welche den Verein in den letzten Jahrzehnten geprägt haben, zu Wort kommen. Es werden viele Zahlen und Erfolge, aber auch einige Anekdoten der letzten 100 Jahre aufgearbeitet.

«Schwinger ist man sein Leben lang», ist David Schreiber überzeugt und erzählt von seinen Vereinskollegen, welche gerne stundenlang mit Gleichgesinnten an einem Tisch sitzen und sich alte Geschichten erzählen. Wenn das 100-Jahr-Jubiläum nicht eine ideale Gelegenheit dafür ist?


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