Der Götti im Göttisloo in Eiken
06.02.2022 FricktalAus der Serie Flurnamen im Fricktal
In Eiken, zwischen Gründli und Chremet, liegt die Flur namens Hinter Göttisloo. Das Landstück liegt am Rand des Hardwalds, der sich bis nach Sisseln und Kaisten erstreckt. Götti ist dabei eine Abkürzung für den althochdeutschen Personennamen Gottfried. Es wird hier somit ein Besitzverhältnis angezeigt.
Beatrice Hoffmann
Loo ist ein altes schweizerdeutsches Wort für Wald. Das Wort ist beinahe ausgestorben und nur noch in Flurnamen enthalten. Das Wort geht auf mittelhochdeutsch «lo, loch» zurück, das Gebüsch, Gehölz oder Wald bedeutet. Im Althochdeutschen bedeutete es gar Lichtung oder Hain. In Flurnamen verweist Loo auf ursprünglich lichten Buschwald, der auch als Weide genutzt wurde oder oftmals auch auf Waldparzellen in Privatbesitz. Dazu auch die Verkleinerungsform Lööli, das Wäldchen, das nicht zu verwechseln ist mit dem schweizerdeutschen Ausdruck für einen Einfaltspinsel oder nichtsnutzigen Menschen.
Göttliche Flurnamen
Göttisloo ist also der lichte Wald in Besitz einer Person namens Götti beziehungsweise Gottfried. Heute ist nur noch die Bezeichnung Hinter Göttisloo bekannt, der ursprüngliche Göttisloo befand sich in einem Teil des heutigen Hardwalds. Flurnamen mit Götti gibt es einige, so etwa Göttishuse in Schinznach-Bad oder Göttichue in Wegenstetten. Während es sich bei Göttishuse mit Sicherheit um einen Siedlungsnamen handelt, ist bei Göttichue noch zu klären, wessen Kuh den Namen motiviert haben dürfte. Noch fehlen dazu historische Nachweise. Der Name Götti hat indes nichts mit der Bezeichnung «Götti» für den Taufpaten zu tun. Götti stammt vom Althochdeutschen cotin und Mittelhochdeutschen göte ab, das den Paten meint, der Mitverantwortung für die christliche Erziehung des getauften Kindes übernimmt.
Die Gott-Flurnamen hingegen verweisen mit Gott als Bestimmungswort auf Kirchenbesitz oder auf die Lage bei einer Kirche, einem Gotteshaus, oder einem Friedhof hin. Etwa der Gottesacher in Laufenburg. Damit ist eigentlich ein durch Gott geweihter Acker gemeint. Hier handelt es sich im Allgemeinen um eine Begräbnisstätte, die nicht neben der Kirche, sondern auf einem Feldstück ausserhalb des Ortes liegt. Das Wort Gottesacker für Friedhof ist seit dem 14. Jahrhundert bezeugt und vor allem für den süddeutschen Raum und die Schweiz belegt. Der Name spiegelt die Vorstellung, dass der Mensch, als Saat verstanden, im Gott geweihten Grundstück zu neuem, ewigem Leben erweckt wird. In Klingnau gibt es gar den Kaiserlichen Gottesacker, denn auch Kaiser müssen sterben, dann aber standesgemäss.
Hoch zu Ross in Himmel steigen
Wo Gott ist, muss es auch himmlische Boten geben. Die sind in Gipf-Oberfrick auf der Engelsmatte und in Mettauertal im Engelbrunnen zu f inden. Engel-Namen gehen meist auf den gleichnamigen Familiennamen zurück, der für einige Aargauer Gemeinden alteingesessen ist. In Gipf-Oberfrick ist gar im Jahrzeitenbuch aus dem 14. Jahrhundert ein Herr Engelhoch bezeugt. Und wenn die Engel in Himmel steigen – dann etwa in den Rosshimmel in Rheinfelden, der ein ehemaliger Friedhof für Pferde bezeich net, da dort einst d ie Tierkadaver vergraben worden sind.
Zurück zum Hardwald: hier wird schnell klar, dass da die Gemeindegrenze zu Sisseln verläuft, denn der dadurch verlaufende Grenzweg weist darauf hin. Auch der Rehweg könnte auf die Grenzlage verweisen. Reh ist dabei entstanden aus der Verschmelzung des auslautenden «r» des männlichen Artikels «der» und dem einstigen Substantiv «Eeweg». Das Schweizerdeutsche Wort E(e) meint Recht, Gesetz; göttliches Gesetz, aber auch Ehe. Im Alltagsgebrauch hat sich das Wort auf die Ehe reduziert, in Flurnamen sind Zusammensetzungen wie Ehag «Grenzzaun», Efridi «Grenzzaun zwischen den Zelgen, eingefriedetes Land» sowie Eeweg und Eegass «Weg, Gasse mit rechtlich geregelter Benutzung sowie Grenzweg, -gasse» noch vielfach belegt. Aber es kann auch sein, dass Ihnen dort ein Reh begegnet, erschrecken Sie also nicht.