Leitartikel zum Jahresanfang

Wer zu einer Bergtour aufbricht, eine Wanderung in Angriff nimmt oder mit seinem Boot in See sticht, verschafft sich zuallererst einen Überblick über die allgemeine «Wetterlage». Dies hilft abzuschätzen, was einen erwarten und wie man sich eventuell darauf vorbereiten könnte. Immer mit dem Wissen, dass es erstens anders kommt und zweitens als man denkt.

Sich einen Überblick über die allgemeine Lage zu verschaffen, kann auch im eigenen Leben hilfreich sein. Dies kann dabei unterstützen, die richtigen Schritte zu tun.

Auch der Jahresanfang bietet eine gute Gelegenheit, einen Blick auf die Grosswetterlage zu werfen. Was sehen wir am fernen Horizont?

Politisch und international stehen die Zeiten wohl eher auf Sturm. Das Aufrüsten von Putins Russland gegen die Ukraine, die zunehmende Machtpolitik Chinas gegenüber Taiwan, die zutiefst gespaltene USA, der besorgniserregende Zustand der Türkei unter Erdogan, die weiterhin problematische Situation in Afrika und im Nahen Osten stehen wie dunkle Wolken am Horizont.

Im Bereich Wirtschaft läuft der Motor vieler Branchen bei uns zum Glück wieder rund, andere leiden jedoch nach wie vor sehr stark unter den Auswirkungen der Pandemie. Dass jedoch generell Einiges nicht im Gleichgewicht ist, zeigt auch der Blick auf die Immobilien- und Aktienpreise. Das Preisniveau bewegt sich in zum Teil exorbitanten Höhen. Die drohende Inflation und entsprechend steigende Zinsen werden dies über kurz oder lang wieder korrigieren, mit den entsprechenden Auswirkungen. Steht von dieser Seite also eine Gewitterfront bevor? Auch die ersten Ausläufer der Klimaveränderung sind als gewaltiges Sturmtief am Horizont sichtbar.

Und gesellschaftlich? Das Verhalten vieler Menschen unmittelbar nach dem Ausbruch der Pandemie war vorbildlich, geprägt von gegenseitiger Rücksichtnahme und Unterstützung. In den vergangenen Monaten haben sich die Fronten hingegen eher verschärft und Egoismus und Intoleranz haben zugenommen. Doch es scheint aus heutiger Perspektive, dass sich die dunkelsten Wolken der Pandemie nach und nach verziehen könnten.

Und was bedeutet dies für uns, die Schweiz und unser Fricktal? Die Schweiz ist keine eigenständige Insel, sondern wird sehr stark auch von aussen, den Strömungen der Welt beeinf lusst. Doch im Innern leben wir in einem sehr stabilen und gesunden Land, mit vielen engagierten Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. Es gibt wenig Anzeichen, dass sich dies innert Kürze dramatisch verändern sollte.

Und was entscheiden Sie, als Kapitän an Deck, nun in den ersten Tagen des neuen Jahres 2022 vor dem Auslaufen Ihres Schiffes und rufen Ihrer Mannschaft zu?

Ich denke, es könnte wie folgt lauten: «Meine Damen und Herren, wir laufen aus! Wir stechen in See und erreichen neue, zum Teil unbekannte, aber lohnenswerte Ziele. Dabei beobachten wir Wind und Wetter genau und schauen, dass wir immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel haben. Daher gilt: Kontrollierte Fahrt voraus!»

Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen alles Gute und auf Ihrem Kurs gute «Fahrt».