«Starke» Häuser aus früheren Jahrhunderten

  02.01.2022 Fricktal

Schwedenhäuser, die nicht dem schwedischen Baustil entsprechen

Gebaut wurden sie vielfach im 16. Jahrhundert. Weil zahlreiche der spätgotischen, imposanten Mauerbauten den Dreissigjährigen Krieg, und damit der Besetzung durch die Schweden widerstanden haben, wurden sie volkstümlich auch als Schwedenhäuser bezeichnet.

Susanne Hörth

Immer wieder ist der Begriff «Schwedenhaus» in Zusammenhang mit Dorfgeschichten zu vernehmen. Sei es etwa Oeschgen, Kaisten, Wölflinswil oder Herznach. Das heutige, vom skandinavischen Baustil her bekannte Schwedenhaus, hat aber nichts mit dem geschichtlich gemeinten Begriff zu tun. Was sich dahinter verbirgt, weiss der Ueker Historiker Linus Hüsser. «Unter den Schwedenhäusern versteht, oder besser verstand der Volksmund früher Gebäude in unseren Dörfern, die den Dreissigjährigen Krieg überstanden haben.» Der vom Historiker erwähnte Krieg dauerte von 1618 bis 1648. In seiner Erklärung führt Linus Hüsser zudem an: «Kriegshandlungen gab es im Fricktal hauptsächlich in den 1630er-Jahren. Es folgte die Besetzung durch die Schweden und Franzosen. Erst 1650 zogen die letzten französischen Besatzer aus Rheinfelden und dem Fricktal ab.»

Schwedenhäuser seien in der Regel spätgotische, steinerne Gebäude der Oberschicht zumeist aus dem 16. Jahrhundert. Ein solches Gebäude steht auch am Weisteingang zum Ortskern in Oeschgen. In der Serie «Kunstdenkmäler der Schweiz» beschreibt die Kunsthistorikerin Edith Hunziker im 2019 erschienenen Band «Laufenburg» dieses Gebäude. «Beim stattlichen, um 1600 errichteten Mittertennhaus sind Wohn- und Stallteil durch die mittig liegende geschlossene Tenne voneinander getrennt.» Auch die Autorin verwendet den Begriff Schwedenhaus in Zusammenhang mit den Einfällen der Schweden und Franzosen. In ihren weiteren Ausführungen verweist auf die verschiedenen Sanierungen und Umbauten des unter Schutz stehenden Gebäudes hin.

Solide Bauweise
Ebenfalls in diesem Kulturgüterband wird festgehalten: «Die solide Steinbauweise dieser Liegenschaften begünstigte deren Überleben.» Sie als Schwedenhäuser zu bezeichnen, weil sie den Dreissigjährigen Krieg überstanden hätten, sei somit eine irrige Meinung. Gemeinsamkeiten der Gebäude seien unter anderem die solide Bauweise aus verputzten Bruchsteinen und die steilen Satteldächer.

Als weiteres Beispiel für Fricktaler Schwedenhäuser zählt Linus Hüsser auch das «Birrihaus» in Herznach auf. Das spätgotische Gebäude mit Treppengiebeln steht unter Denkmalschutz.

Das «Schwedenhaus» in Kaisten an der Hauptstrasse wurde 1975 im Zuge des Ausbaus der Innerortsstrasse abgerissen. In der Dorfchronik «Kaisten – unser Dorf» steht hierzu geschrieben: «Bedeutende Teile des hochgiebligen Wohnhauses entstanden vor dem Zeitraum, in dem schwedische Soldatenhaufen auch Kaisten heimsuchten.»


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