Zwischen den Dellen – der Flurname Zwidellen
21.03.2021 Fricktal3. Teil der Flurnamen-Serie
In Frick, zwischen dem Bruggbach und der Schulstrasse, liegt das Gebiet Zwidellen. Es liegt nahe, dass der Name zweigeteilt werden kann, in die Bestandteile «zwi» und «Dellen».
Beatrice Hofmann-Wiggenhauser
Dellen ist zum schweizerdeutschen Wort Delle, Telle, Tälle zu stellen und meint eine leichte Vertiefung oder Aushöhlung. In Flurnamen verweist dieses Wort auf Vertiefungen, meist in abfallendem Gelände. «Zwi» müsste dann zum mittelhochdeutschen «zwi» zu stellen sein, das zweifach, doppelt bedeutet. Demnach müsst es sich hier um ein Gebiet mit zwei Vertiefungen, Senken handeln oder aber um eine Gewässergabelung.
Zahl Zwei in der Landschaft
Die Zahl Zwi kommt in der Namenlandschaft häufig vor. Etwa bei der Zwimatt in Hornussen. Diese Matte liegt am Zeiherbach. Auf der Siegfriedkarte aus dem 19. Jahrhundert liegt der Name der Zwimatt sowohl links als auch rechts des Baches. Hier muss der Namenforscher nicht zweimal überlegen, die Zwimatt meint eine zweigeteilte Matte, die beidseits der Bachufer liegt. Südwestlich der Zwimatt sticht nun der Name Widellen ins Auge, westlich davon liegt die Flur namens Eggendellen – die Dellen mussten in diesem Teil markant gewesen sein, dass sie gleich zwei Namen motiviert haben. Das Gelände ist tatsächlich heute noch hügelig. Nördlich der Eggendellen liegt nochmals ein Dellen-Name; die Dursdelli. Der Name Widellen geht auf die Pflanzenbezeichnung Wid, Wide zurück und somit auf die neuhochdeutsche Weide, Weidenbaum. Widellen bedeutet demnach «die Vertiefungen beim Weidebaum». Der altgermanische Baumname Weide (salix) ist nach seinen biegsamen, zum Flechten gut geeigneten Zweigen benannt. Im Neuhochdeutschen ist der Baumname gleichlautend wie die (Vieh-) weide, was häufig zu Verwechslungen führt. In der Aargauer Mundart werden die Wid-Namen mehrheitlich auf den Weidebaum und die Weid-Namen auf die Viehweide bezogen.
Der weisse Bach als Zwiselbach
Die Namen Rotzenbüel (Oberwil-Lieli), Zägg (Egliswil) oder Zweiere (Lengnau) haben eines gemeinsam. Sie sind in der heutigen Namenform mit dem vorangestellten Artikel verschmolzen. Diese Form der Agglutination eines Buchstabens kommt in der Namenlandschaft häufig vor. So bedeutet der Rotzenbüel, ursprünglich «Otzenbüel», Hügel im Besitz einer Person namens Ozzo, der Zägg, «ze Egg», beim Ecke, und die Zweiere, «ze weiere», beim Weiher. Aus diesem Grund sind auch die Präpositionen und Artikel vor dem eigentlichen Flurnamen für eine Namensdeutung immer sehr wichtig. Dies trifft auch auf den Zwiselbach in Erlinsbach zu. Der Bach ist gut dokumentiert und seit 1320 schriftlich überliefert; 1320 in der Form «Wissenbache». Der Bach hat seinen Namen wohl aufgrund weisser, heller kalkhaltiger Steine erhalten, die das Wasser des Baches hell aussehen lassen. Daher kann es sein, dass es sich beim Namen Zwidellen in Frick nicht um zwei namengebende Dellen handelt. Möglicherweise liegt eine ursprüngliche Form «ze Widellen» vor. Und Widellen bedeutet bei den Dellen bei der Weide. Der Weidebaum wächst gerne in feuchtem Gebiet, was ebenfalls ein Hinweis auf die zweite Deutung sein kann.
Beatrice Hofmann erforscht mit dem Verein Aargauer Namenbuch die Aargauer Flurnamen und ist im 2021 im Fricktal unterwegs. www.aargauer-namenbuch.ch
Fragen Sie nach: Senden Sie Ihre Flurnamen mit der genauen Ortsangabe per Mail an redaktion@nfz.ch oder per Post an: Neue Fricktaler Zeitung, Hauptstrasse 61, 5070 Frick.