Es ist angerichtet
13.08.2015 Kunst, Oberes Fricktal, LaufenburgVon Layla Hasler
Kunst aus Keramik war bis vor ein paar Jahren verpönt. «Mit dem Material verbindet man schnell das Kunsthandwerk, Töpfereien, Alltagsgeschirr. Weniger den künstlerischen Ausdruck», sagt Cornelia Ackermann, Kuratorin des Rehmann-Museums in Laufenburg. Erst in den letzten Jahren gewinnt die Keramik in der zeitgenössischen Kunst mehr Ansehen. Was viele nicht wüssten, so Ackermann, auch Museumsvater Erwin Rehmann, vor allem bekannt für seine Eisenplastiken, beschäftigte sich eine Zeitlang mit der Keramik. Er hatte einen Auftrag des inzwischen verstorbenen Unternehmers Heinrich Gebert (Geberit-Gruppe). In Vallauris in Südfrankreich konzipierte Rehmann in der Zeit von 1987 bis 1992 eine grosse Gartenanlage mit keramischen Skulpturen. In Vallauris, das schon im 16. Jahrhundert durch die Herstellung von Keramik bekannt wurde, entstanden auch Picassos Keramikarbeiten.
Für die Ausführung der Arbeiten für Gebert war Rehmann auf die Unterstützung eines Fachmanns vor Ort angewiesen. Diesen fand er in Claude Brice. Dieser war auch autorisiert, entworfene Keramikarbeiten des französischen Künstlers Fernand Léger (1881 bis 1955) zu produzieren. In der Ausstellung kann nun das Relief «Les Acrobates en fond rouge» bewundert werden, eine Leihgabe der Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell. Mit Claude Brices Unterstützung realisierte Rehmann in dessen Atelier beispielsweise eine Brunnenanlage, Wolkengebilde oder zwei Menschenpaare. Einzelne Objekte werden nun im Rehmann-Museum ausgestellt und mit vier weiteren, vor allem jüngeren Künstlern, in den Dialog gesetzt. «Bien cuit» heisst die aktuelle Ausstellung. «Das Keramikwerk kann für Überraschungen sorgen, kann kaputt herauskommen oder ganz anders als erwartet. Als Kunstschaffender ist man dann froh, wenn das Werk gelungen ist. Ganz im Sinne von ‹bien cuit›», erklärt Ackermann.
Künstler im Dialog
Matthias Frey (1953) ist gelernter Keramiker, Bildhauer und Dozent an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. Er arbeitet seit Jahren mit Sanitärkeramik. In der aktuellen Ausstellung sind Hirschgeweihe und Elefantenrüssel, eine Art überdimensionale Kleiderhaken, ausgestellt. Ein weiteres Kunstwerk «Milk spill» hält den Moment fest, in dem ein Milchtropfen nochmals in die Höhe schnellt, bevor er versiegt. Das Konzept von Uwe Karlsen (1954) aus Meggen (LU) ist es bestehende Werke zu deformieren. Er arbeitet auch mit dem edlen, kostbaren Material Porzellan. Selina Baumann ist die jüngste Künstlerin (1988). Sie zeigt körperhafte Kreaturen. Einige wirken fragil, andere erinnern an Gedärme. Martina Böttiger (1980) integriert für die Ausstellung eine bestehende Museumsvitrine in ein Wandregal mit teils verspiegelten Rückwänden und arrangiert darauf korallenartige Objekte. Sie erinnern an Souvenirshops mit Keramikobjekten in den Ferien.
Die Vernissage ist am Samstag, 15. August, 18 Uhr im Rehmann-Museum Laufenburg.