Das Angebot ist nicht mehr rein katholisch

  22.05.2022 Fricktal, Jugend

Die Jugendseelsorge Juseso Fricktal wird 50 – und ökumenisch

Es begann als charismatische Bewegung in der Hochzeit der Jesus-People und entwickelte sich zur heutigen Fachstelle, die die Jugendarbeit im Fricktal über die Kirche hinaus koordiniert. Zum 50. Geburtstag der Juseso Fricktal blickt Geschäftsführer Simon Hohler zurück und voraus.

Boris Burkhardt

Die katholische Jugendseelsorge im Fricktal beansprucht für sich, eine der ältesten in der Schweiz zu sein: 1972, vor 50 Jahren, wurde sie in Rheinfelden gegründet. Simon Hohler aus Herten ist heute hauptamtlicher Geschäftsführer einer Fachstelle; bei der Gründung war die Juseso aber als Zweckverband der 24 römischkatholischen Kirchgemeinden im Fricktal organisiert und bis 2018 ein Verein. Die Juseso organisiert regelmässige Veranstaltungen im Fricktal wie Ostertreffen, Talentbühnen, Jugendgottesdienste und Ministrantentreffen; lädt die Jugendlichen aber auch ein, in Ranft, Taizé oder auf dem Jakobsweg die Welt zu entdecken. Mit dem Beitritt der reformierten Kirchgemeinde Wegenstettertal ist die Juseso dieses Jahr auch ökumenisch geworden.

Das Jubiläum wird den ganzen Sommer über mit verschiedenen Veranstaltungen für Jugendliche gefeiert. Zu den Höhepunkten gehört eine interaktive Stadtrallye durch Laufenburg mit Quizfragen zur Juseso, das «Badi-Event» in Rheinfelden sowie die Pilgerreise auf dem portugiesischen Jakobsweg von Porto nach Santiago de Compostela vom 18. bis 26. Juli. Eine offizielle Feier wird es aber auch noch geben, mit einem Jubiläumsgottesdienst in Stein am 29. Oktober und anschliessendem Apéro.

Die Juseso war in den Anfangsjahren als loser Zweckverband stark geprägt von ihrem Gründer Lothar Zagst, einem engagierten Priester in Rheinfelden; das erste Büro befand sich in der Brodlaube in Rheinfelden. Zagst bewegte sich im Umfeld der Erweckungstheologie und ging 1978 auch nach Südamerika. Wie Hohler aus Erzählungen weiss, «muss es ein ganz charismatischer Mensch gewesen sein». Das Ostertreffen, das dieses Jahr nach Corona erstmals wieder am Karfreitag und Karsamstag in Gansingen stattfand, gibt es schon von Anfang an – «auch wenn es heute anders aussieht». Allerdings sei Zagst kein Sozialpädagoge gewesen; die Angebote und Unternehmungen der Juseso hätten damals eine ganz starke theologische Ausrichtung gehabt. Erst seit rund 20 Jahren arbeiten Sozialpädagogen in der Juseso.

Hohler selbst, Jahrgang 1982, verheirateter Vater dreier Töchter zwischen zwei und zehn Jahren, ist seit 2014 in der Juseso aktiv, die mit der Umstrukturierung 2018 von Rheinfelden nach Frick zog. Mit seinem Studium der Sozialen Arbeit an der Katholischen Fachhochschule in Freiburg im Breisgau vereint Hohler die heutigen Ansprüche an die Juseso perfekt. Er engagierte sich bereits im Jugendkreis und in Sommerlagern seiner heimischen Pfarrei. Vor dem Wechsel zur Juseso arbeitete Hohler sechs Jahre im Jugendreferat der Stadt Badisch-Rheinfelden. Mit einem kleinen Stellenpensum ist er zudem im Seelsorgeverband Fischingertal für den ausserschulischen Religionsunterricht der Oberstufe zuständig.

Die Fachstelle wird seit 2018 im Auftrag der 25 Mitgliedskirchgemeinden von der Kirchgemeinde Frick/Gipf-Oberfrick getragen. Die neue Struktur sieht vor, dass Hohler als Geschäftsführer die kirchliche Jugendarbeit im Fricktal koordiniert, die kommunale und kirchliche Jugendarbeit vernetzt und die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt. Die Fachstelle ist laut Hohler der einzige kirchliche Ausbildungsbetrieb für Jugendarbeit in der Region und hat oft FHNW-Studenten als Praktikanten. Die Fachstelle bietet ausserdem Weiterbildung für Jugendliche und Erwachsene unter anderem in der Erlebnispädagogik an. Judith Knecht kümmert sich in einer 10-Prozent-Stelle um das Sekretariat, Kirchengutsverwalterin Barbara Moser um die Buchhaltung.

In den römisch-katholischen Kirchengemeinden sind seit 2018 eigene Jugendarbeiter angestellt, die Angebote vor Ort selbst gestalten und für regionale Projekte und Veranstaltungen mit der Fachstelle zusammenarbeiten. Es gibt für jeden der Pastoralräume Region Laufenburg, Oberes Fricktal, Mittleres Fricktal und Möhlinbach sowie für die beiden noch eigenständigen Pfarreien Rheinfelden und Kaiseraugst einen Jugendarbeiter. Für die grossen Einheiten der Pastoralräume, meint Hohler, lohne sich die Anstellung eines Jugendarbeiters wieder. Einige der jetzigen Jugendarbeiter waren Teil des Geschäftsführungsteams der Juseso vor 2018, die jeweils ein Resort betreuten.

Die Ökumene in der Juseso will Hohler ausbauen: Sowohl Reformierte als auch Christkatholiken hätten Interesse. «Wir sind uns bewusst geworden, dass unser Angebot bereits so offen ist, dass es nicht mehr speziell als römisch-katholisch gelten kann», sagt Hohler. Gemäss ihrem Leitbild versteht die Juseso «Kirche als ökumenische Bewegung, welche die Werte, für die Jesus eingetreten ist, weiter bewahren und umsetzen will». Entsprechend versuchen die Angebote laut Hohler ohne Katechismus und Bibel in der Hand christlich-ethische Antworten auf die Lebensfragen der Jugendlichen zu geben, zum Beispiel beim diesjährigen Ostertreffen «Was macht mich glücklich?». Andererseits gab es mit dem virtuellen Kreuzweg in Laufenburg über eine App einen konkreten Bezug zum Kirchenjahr. Richtlinie für die Juseso Fricktal ist die «Magna Charta der kirchlichen Jugendarbeit in der Deutschschweiz».

In den Fricktaler Pfarreien sei die offene, kirchliche Jugendarbeit noch wenig ausgebaut: «Es gibt in den Pfarreien relativ wenig Jugendräume.» Räume als Treffpunkt seien aber neben Reisen der häufigste Wunsch der Jugendlichen, lautet Hohlers Erfahrung. «Räume hat die Kirche genug», fügt er hinzu; «aber die wenigsten sind jugendgerecht ausgestattet.» Dabei hülfen meistens schon ein Sofa und ein Pooltisch. Wichtig ist Hohler ausserdem, dass die Angebote geographisch verteilt stattfinden: «Für Jugendliche aus dem Oberen Fricktal ist der Weg für einen Gottesdienst nach Rheinfelden doch etwas weit.»

Die Mitbestimmung der Jugendlichen in den Pfarreien will Hohler stärken. Die Juseso habe seit vielen Jahren ein «All Star Team» von 14 Jugendlichen, die das Jahresprogramm mitgestalten sowie eine eigene Projektgruppe für die Ostertreffen. Um die Jugendlichen nach der Firmung in der kirchlichen Jugendarbeit halten zu können, will Hohler auch die Angebote für jungen Erwachsene ausbauen. «Das ist keine leichte Aufgabe», weiss Hohler: «Auf der anderen Seite ist es sehr wertvoll, junge Menschen zu finden, die sich für die kirchliche Jugendarbeit engagieren wollen.»


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