Viel Empfang für wenig Bürger

  05.04.2022 Rheinfelden

Maskenball im April: Weil in diesem Jahr wegen Corona kein gemeinsamer Neujahrsempfang durchgeführt werden konnte, luden die beiden Städte am Freitag zu einem Bürgerempfang im Badischen ein. Von Schweizer Seite hatte es nur wenige Leute. Vielleicht auch, weil strenge Corona-Schutzmassnahmen galten.

Valentin Zumsteg

Ein April-Scherz war es nicht, auch wenn der gemeinsame Bürgerempfang der beiden Rheinfelden am vergangenen Freitag durchgeführt wurde. Der Anlass sollte ein Ersatz für den Neujahrsempfang sein, der wegen Corona im Januar nicht stattfinden konnte. Doch irgendwie zündete der Funke bei der Bevölkerung nicht. Nur relativ wenige Schweizer hatten sich angemeldet und fanden den Weg in den Bürgersaal auf deutscher Seite. Eigentlich waren es fast nur Amts- und Würdenträger, ehemalige und aktuelle.

Erschwerte Bedingungen
Dies hatte zum einen damit zu tun, dass die Anzahl der Plätze auf 180 beschränkt war. Von den 90 Karten, die für die Schweizer Seite zur Verfügung standen, wurden zum anderen nur rund die Hälfte bezogen. Dies mag damit zusammenhängen, dass die Corona-Schutzmassnahmen im Badischen am Freitag immer noch streng waren. So mussten die Besucherinnen und Besucher des Bürgerempfangs das Covid-Zertifikat vorzeigen, eine FFP-2-Maske tragen und Abstand halten. Zudem wurde eine Namensliste geführt. Unter solchen Bedingungen konnte auch der Apéro, der beim Neujahrsempfang jeweils sehr geschätzt wird und die Menschen von hüben und drüben zusammenbringt, nicht im üblichen Rahmen angeboten werden. Die Gäste mussten auf ihrem Platz sitzen bleiben, die Getränke und Häppchen wurden serviert. «Wie in der 1. Klasse der Deutschen Bahn», sagte Oberbürgermeister Klaus Eberhardt. Immerhin: Die Latschari-Clique sorgte mit ihrem satten Big-Band-Sound für einen beschwingten mu si ka l ischen Ra h men. Sie spielte gar ein Medley mit Schweizer Melodien (Grüezi wohl, Frau Stirnimaa etc.), was sehr gut ankam.

«Unterschiedliche Strategien»
Insgesamt waren die Bedingungen aber nicht ideal. «Dennoch haben wir uns nach vielen Diskussionen entschieden, den Bürgerempfang durchzuführen, wohlwissend, dass wir in Bezug auf die Pandemie unterschiedliche Strategien fahren und jede Seite von sich überzeugt ist, die Herausforderungen von Corona besser zu meistern», meinte Klaus Eberhardt eingangs.

Stadtammann Franco Mazzi ging in seiner Ansprache auf den «World Happiness Report 2022» ein. Dort wird Finnland als das Land mit der glücklichsten Bevölkerung geführt, die Schweiz rangiert auf Platz vier, Deutschland auf Platz 14. «Wir leben also in den zehn Prozent der glücklichsten Länder der Welt», konstatierte Mazzi. Entscheidend für das Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger sei die soziale Unterstützung, die Grosszügigkeit untereinander und die Ehrlichkeit in der Regierung. «Tönt eigentlich ganz simpel. Was hindert uns Menschen daran, dies überall umzusetzen?»

Investitionen von 15 Millionen Franken
Neben diesen allgemeinen Ausführungen gab Mazzi einen Ausblick auf das laufende Jahr: «Wir sehen als Stadt Investitionen von brutto 15 Millionen Franken vor. Davon 50 Prozent im Bereich Bildung.» Grosse Projekte sind unter anderem der bereits begonnene Neubau der 3-Fach-Turnhalle im Engerfeld, das neue Garderobengebäude auf dem Sportplatz Schiffacker und der Start der Revision der Bau- und Nutzungsordnung. Zudem werde die Planung für das Bahnhofareal und das Gebiet rund um den Bahnhofsaal weitergeführt. «Dann erwarten wir Antworten auf die Frage, wie könnte das Konzept Tagesschulen in Rheinfelden aussehen?» Ebenfalls noch nicht geklärt ist, wie es mit den Rheinfelder Landflächen beim Entwicklungs- und Wohnschwerpunkt rund um den Bahnhof Möhlin weitergehen soll. Es gibt also viel zu tun.

Die Stadt will aber auch feiern, denn 2022 stehen verschiedene grössere Anlässe auf dem Programm wie zum Beispiel der Kantonale Musiktag, der im Juni im Städtchen durchgeführt wird. Das Jahresmotto lautet passend dazu «Rhyfälde tönt gut». «Das Jahr 2022 wird interessant. Freuen wir uns, lasst uns feiern, wenn es etwas zu feiern gibt», sagte Mazzi. Nicht zu vergessen: 2022 begeht Badisch Rheinfelden sein 100-Jahr-Stadtjubiläum – auch dies ein Grund, um gemeinsam anzustossen. Dazu meinte Oberbürgermeister Eberhardt: «Nach den vielen Auflagen durch Corona müssen wir auch unser soziales Leben wieder aktivieren.»

Bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr wieder ein Neujahrsempfang mit vielen Gästen möglich ist und der Krieg sowie die Pandemie vorbei sind.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote