Und dann kam diese E-Mail

  24.12.2021 Fricktal

Erinnerungen an eine spezielle Reise

Simone Rufli

Wo sind eigentlich all die Notfalltreffpunkte in unseren Gemeinden? Das fragten wir uns im Sommer auf der Redaktion. Ein paar schöne Ausflüge und viele Autokilometer später wusste ich es sehr genau.

Es gibt sie im ganzen Aargau – die Notfalltreffpunkte. In allen Gemeinden des Kantons, in den grösseren gleich mehrere. Der Kantonale Führungsstab (KFS) oder andere Stellen des Bevölkerungsschutzes lösen im Bedarfsfall die Besetzung dieser Notfalltreffpunkte aus – so auch bei uns im Fricktal. Die Notfalltreffpunkte können für das Absetzen von Notrufen bei Störungen der Telefonnetze, als Sammelort für Evakuierungen, als Anlaufstelle zur Information der Bevölkerung oder beispielsweise als Abgabestelle für Trinkwasser eingesetzt werden. Für all das sind sie da – im Notfall.

Gewohnte Pfade verlassen
Notfalltreffpunkte in Zeiten ohne Notfall können aber noch viel mehr. So haben sie mir in diesem Sommer zum Beispiel einen neuen Blick auf die Region, in der ich lebe und arbeite, ermöglicht. Indem ich – mit Unterstützung meiner Familie – nach und nach alle 52 Notfalltreffpunkte im Fricktal und im angrenzenden Baselbiet aufgesucht und fotografiert habe, habe ich die gewohnten Pfade immer wieder verlassen müssen. Ich habe auf meiner Reise zu den 28 Notfalltreffpunkten im Bezirk Laufenburg, den 20 im Bezirk Rheinfelden und denjenigen in Densbüren, Buus, Maisprach und Wintersingen, manche Überraschung erlebt und bin auch immer wieder mit mir fremden Menschen ins Gespräch gekommen. Wobei diese Gespräche zugegebener Massen eine gewisse Eintönigkeit aufwiesen. Sie begannen immer so: «Irgendwo hier sollte eine Tafel montier t sei n, m it dem Sig net Notfalltreffpunkt. Können Sie mir sagen, wo diese Tafel genau angebracht ist?»

Einmal erreichte mich – kaum wieder zu Hause – eine E-Mail mit folgendem Inhalt: «Sie waren heute Nachmittag mit dem Auto vor der Turnhalle in unserem Dorf und haben uns durch ein Fenster fotografiert. Dürfen wir wissen, warum Sie nicht hereingekommen sind und was Sie mit dem Foto anfangen wollen?» Den Paparazzi-Verdacht konnte ich aus der Welt schaffen. Die Tafel hing nun mal direkt unter dem Fenster an der Turnhalle. Dass hinter dem Fenster ein Sportverein sein Training absolvierte, war mir entgangen.

Viel Neues entdeckt
In grösseren Gemeinden habe ich neue Quartiere entdeckt und bin in kleineren Gemeinden in so mancher Sackgasse steckengeblieben, von der ich zuvor nicht einmal wusste, dass es sie gibt. Immer auf der Suche nach dem kürzesten Weg von einem Treffpunkt zum anderen, wodurch schon die Zusammenstellung der Route im Vorfeld eine Herausforderung war – aber auch Freude bereitet hat.

Dank den Notfalltreffpunkten habe ich auch die Gemeinden des unteren Fricktals besser kennengelernt. Und wenn ich – mit der Distanz von bald einem halben Jahr – an diese abwechslungsreiche Reise und den Gewinn, den ich für mich daraus ziehen konnte, zurückdenke, finde ich es fast schade, dass es diese Notfalltreffpunkte nur in den Kantonen Aargau, Bern, Nidwalden, St. Gallen, Schaff hausen, Solothurn und Zürich sowie in der Stadt Zug gibt.

Hoffentlich keine Ernstfälle
Auf jeden Fall wünsche ich mir, dass all diese Notfalltreffpunkte nie für das zum Einsatz kommen, wofür sie eigentlich eingerichtet worden sind.


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