Die SP ist zurück im Rheinfelder Stadtrat
15.06.2021 Politik, RheinfeldenNach vier Jahren der Absenz ist die SP mit Claudia Rohrer wieder im Rheinfelder Stadtrat vertreten. Die vier Bisherigen sind von den Stimmbürgern klar bestätigt worden.
Valentin Zumsteg
Beim zweiten Versuch hat es geklappt. Nachdem sie bereits bei den Wahlen vor acht Jahren angetreten und damals nicht gewählt worden ist, schaffte die SP-Grossrätin Claudia Rohrer diesmal den Sprung in die Rheinfelder Exekutive. «Ich freue mich sehr über mein persönliches Ergebnis. Die Freude wird aber etwas getrübt, weil die SP nicht mit zwei Leuten im Stadtrat vertreten sein wird», erklärt Claudia Rohrer. Denn Parteikollege Tom Steiner, der ebenfalls antrat, hat die Wahl verpasst.
«Bestätigung für den bisherigen Kurs»
Claudia Rohrer holte am Sonntag 1817 Stimmen und wurde als Fünfte gewählt. Vor ihr platzierten sich alle Bisherigen. Das beste Ergebnis erzielte Stadtammann Franco Mazzi (FDP), der auf 2411 Stimmen kam. «Ich habe Freude an diesem Ergebnis. Man weiss nie, wie es herauskommt.» Dass alle Bisherigen klar wiedergewählt worden sind, interpretiert Mazzi als Bestätigung für den bisherigen Kurs. «Ebenfalls positiv ist, dass die SP künftig wieder im Stadtrat vertreten sein wird», sagt Mazzi.
Das zweitbeste Ergebnis holte seine Parteikollegin Susanna Schlittler, die vor vier Jahren neu in den Stadtrat gewählt wurde und diesmal 2293 Stimmen auf sich vereinen konnte. «Ich freue mich über dieses Resultat und bin dankbar. Ich sehe es als Zahltag für die bisher geleistete Arbeit.» Ebenso wertet sie es als positiv, dass die Bisherigen bestätigt wurden und die SP neu wieder im Stadtrat vertreten sein wird: «Es braucht alle an Bord.» Freude hat sie ebenso, dass sie künftig nicht mehr die einzige Frau ist. Klar schaffte auch Dominik Burkhardt (GLP) die Wiederwahl. Er erhielt 2195 Stimmen. «Ich bin sehr zufrieden. Das ist ein sehr gutes Ergebnis.» Er habe schon im Wahlkampf gespürt, dass er auf eine breite Unterstützung von links bis rechts zählen könne. Vizeamman Walter Jucker (SVP) erreichte 1964 Stimmen. «Das ist ein gutes Resultat», sagt auch er. «Als Vertreter einer Polpartei ist es immer etwas schwieriger.» Als sehr erfreulich wertet er die für Rheinfelden hohe Wahlbeteiligung von 47,9 Prozent.
Keine Parteilosen gewählt
Wo es Gewinner gibt, muss es bei dieser Ausgangslage auch Verlierer geben. Tom Steiner von der SP holte 1632 Stimmen. Er übertraf damit zwar das absolute Mehr von 1551 Stimmen, wurde als Überzähliger aber nicht gewählt. «Ich hätte es gerne gemacht. Ich finde es aber super, dass Claudia Rohrer gewählt worden ist. Es war sicher ambitioniert von der SP, zwei Leute reinbringen zu wollen.» Auch Claus Pfisterer (parteilos) hat mit 1570 Stimmen das absolute Mehr übertroffen, schaffte die Wahl aber ebenfalls nicht. «Das ist ein gutes Ergebnis. Ich habe auf Anhieb viele Stimmen geholt.» Die Wahl verpasst hat schliesslich auch Michael Derrer (parteilos), der auf 1452 Stimmen kam. «Ich bin schon etwas enttäuscht. Der Unterschied zu den Gewählten ist grösser als ich erwartet habe.» Er habe sich aber erst vor gut fünf Wochen entschieden, zu kandidieren. «Dafür haben wir sehr viel erreicht.»
Auch wenn im ersten Wahlgang bereits alle Stadtrats-Sitze für die Amtsperiode 2022/2025 vergeben sind, müssen die Rheinfelder nochmals an die Urne, denn am 26. September werden Stadtammann, Vizeammann und die Kommissionen gewählt.
Fazit: In den kommenden vier Jahren besteht der Rheinfelder Stadtrat aus zwei FDP-Leuten, einem GLP-Vertreter, einem SVP-Mann und einer SP-Frau. Die Parteilosen haben keinen Sitz mehr. Der Frauenanteil hat sich von 20 auf 40 Prozent verdoppelt.
Gewählt und nicht gewählt
Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei 47,9 Prozent. 2017 waren es 32,6 Prozent. Das absolute Mehr beträgt 1551 Stimmen.
Gewählt:
Franco Mazzi, FDP, bisher, 2411 Stimmen
Susanna Schlittler, FDP, bisher, 2293 Stimmen
Dominik Burkhardt, GLP, bisher, 2195 Stimmen
Walter Jucker, SVP, bisher, 1964 Stimmen
Claudia Rohrer, SP, neu, 1817 Stimmen
Nicht gewählt:
Tom Steiner, SP, neu, 1632 Stimmen
Claus Pfisterer, parteilos, neu, 1570 Stimmen
Michael Derrer, parteilos, neu, 1452 Stimmen
KOMMENTAR
Nicht auf den Lorbeeren ausruhen
Trotz Corona erlebte Rheinfelden einen lebhaften Wahlkampf. Acht Kandidatinnen und Kandidaten traten mit unterschiedlichen Ideen an und versuchten, die Gunst der Wählerschaft zu gewinnen. Blickt man auf die Wahlbeteiligung von 47,9 Prozent, so kann festgestellt werden, dass die Mobilisierung der Stimmberechtigten für Rheinfelder Verhältnisse gut gelungen ist, auch wenn die nationalen Abstimmungen sicher geholfen haben. Vor vier Jahren waren es lediglich 32,6 Prozent.
Alle Bisherigen schafften am Sonntag die Wiederwahl ohne Probleme. Dies darf – allen Unkenrufen zum Trotz – als Bestätigung der bisherigen Arbeit gedeutet werden. Es soll aber kein Grund sein, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Denn in den kommenden Jahren stehen wichtige Projekte an, zum Beispiel die Neugestaltung des gesamten Bahnhofareals und die Revision des Bauzonenplans. Dass die SP künftig auch wieder im Stadtrat vertreten ist, könnte helfen, breit abgestützte Lösungen zu finden.
VALENTIN ZUMSTEG
valentin.zumsteg@nfz.ch