Corona an Schulen: Eltern kritisieren Schulleitungen

  09.04.2021 Kaiseraugst, Rheinfelden

Mehr Fälle an Rheinfelder Schulen

Die Zahl der Corona-Fälle steigt an den Rheinfelder Primarschulen. Verschiedene Eltern äussern sich kritisch über das Vorgehen der Schulleitungen und Schulpflege. Die Schulverwaltung wünscht sich vom Kanton ein besser funktionierendes Contact Tracing.

Valentin Zumsteg

In den vergangenen Wochen hat die Anzahl der Corona-Fälle an den Primarschulen und Kindergärten in Rheinfelden zugenommen. «Leider sind die Schulleitungen mit der Situation überfordert und weisen jegliche Verantwortung von sich. Die Schulpflege verweist auf den Kanton und von Regierungsrat Gallati bekommt man kein Statement dazu», hält ein Vater fest, dessen Kinder die Primarschule Robersten besuchen. «Der Kanton Aargau verpasst es, effiziente Tests für die Schulen einzuführen, damit wir die Pandemie in Rheinfelden nicht noch weiter unbemerkt befeuern», bemängelt er.

«Alles andere als professionell»
Der Vater steht mit seiner Kritik nicht allein da. Auch andere Eltern sind unzufrieden, wie es derzeit läuft. Denn während im Nachbarkanton Basel-Landschaft an den Schulen intensiv getestet wird, passiert das im Aargau deutlich seltener. «Der Umgang der Schulleitungen mit der Situation ist aus Elternsicht alles andere als professionell», findet ein Vater, dessen Tochter das Schützenmatt-Schulhaus besucht. «Konkretes Beispiel ist die Klasse 5c im Schulhaus Schützenmatt. Erst auf Druck der Eltern wurde die Testung der gesamten Klasse am 16. März veranlasst. Ergebnis: Vier Schüler und eine Lehrperson im Kontext dieser Klasse wurden positiv getestet.» Er bemängelt, dass die Eltern keine Informationen zu weiteren Tests von Klassen und Lehrern erhalten hätten. «Für mich stellt sich die Frage, wie mit diesem unkoordinierten Vorgehen die Infektionsketten an Schulen zeitnah und wirkungsvoll unterbrochen werden sollen. Dies ist aus meiner Sicht die Grundvoraussetzung, um den Schulbetrieb über die nächsten Monate aufrecht zu erhalten und so sicher wie möglich zu gestalten.» Die wenig transparente Kommunikation zu positiven Fällen an Schulen schmälere das Vertrauen. Er würde sich wünschen, dass im Aargau wie im Baselland regelmässig an den Schulen getestet wird. «Wenn dies nicht geschieht, dann ist es umso wichtiger, dass wenigstens in den Klassen, in denen positive Fälle auftauchen, alle getestet werden.»

Bei der Schulverwaltung ist man sich der Problematik bewusst. «Die Fälle sind zunehmend, da anscheinend die mutierten Varianten einfacher übertragen werden – offensichtlich auch vermehrt auf Kinder», erklärt Heidi Federli-Bielser, Leiterin der Schulverwaltung, auf Anfrage der NFZ. «Im letzten Jahr hatten wir kaum Corona-Fälle an der Schule, jetzt kommen doch laufend neue Fälle dazu. Die Betroffenen haben sich aber meist im privaten Umfeld angesteckt», schildert sie. Im Schulkreis Schützenmatt seien fünf Schüler in einer Klasse sowie drei Schüler verteilt auf drei weitere Klassen positiv getestet worden, zudem drei Lehrpersonen. Im Schulkreis Robersten sieht es ähnlich aus: Dort waren in den vergangenen Wochen fünf Schüler in einer Klasse positiv, hier wurde die Quarantäne angeordnet. Drei weitere Schüler (Geschwister) verteilt auf drei andere Klassen waren ebenso positiv wie auch zwei Lehrpersonen. Im Schulkreis Altstadt haben sich drei Schüler (verteilt auf eine Primar- und eine Kindergartenklasse) angesteckt. Im Schulkreis Augarten war es ein Schüler.

«In Anbetracht dessen, dass wir an den Kindergärten und Primarschulen Rheinfelden insgesamt 960 Schülerinnen und Schüler unterrichten und rund 130 Lehrpersonen beschäftigen, halten sich die Fallzahlen bis jetzt in Grenzen», betont Heidi Federli-Bielser.

«Informationen kommen zu zögerlich»
Wenn jemand aus der Schule positiv getestet wird, dann meldet die Schulleitung den Fall an die Schulaufsicht des kantonalen Bildungsdepartementes, von diesem geht die Meldung an das Contact Tracing. «Für die Schulen wurde im Kanton inzwischen ein eigenes Contact Tracing (Conti) eingerichtet. Das Conti nimmt dann mit der entsprechenden Schulleitung Kontakt auf und instruiert diese über die weiteren Massnahmen. Die Schulleitung informiert die Eltern der betroffenen Klasse beziehungsweise Klassen stets transparent», sagt Federli-Bielser. Die Herausforderung für die Schulleitungen bestehe vor allem darin, die unterschiedlichen Befindlichkeiten und Einstellungen der Eltern und Lehrpersonen auszuhalten. «Für einige macht man zu wenig, für andere zu viel. Die Meinungen sind so kontrovers wie die Diskussionen rund um die Corona-Politik generell. Gerade deshalb ist es wichtig und richtig, dass sich die Schulleitungen jederzeit an die kantonalen Vorgaben halten und nicht willkürlich Massnahmen anordnen», so Federli-Bielser.

Sie wünscht sich aber vom Kanton ein besser funktionierendes Contact Tracing für die Schulen sowie eine klarere Kommunikation – auch in der Öffentlichkeit. «In den letzten Wochen haben wir festgestellt, dass die Rückmeldungen des Contact Tracings manchmal unklar sind und zu Irritationen bei Kinderarztpraxen und im Gesundheitszentrum Fricktal führen, was wiederum bei den Eltern immer wieder Unmut auslöst. Auch kommen die Informationen vom Conti oft zu zögerlich, was wiederum negativ auf die Schule zurückfällt.»


Schule im Fernunterricht

Wegen einer Häufung von Corona-Fällen hat die Schule Kaiseraugst den Präsenzunterricht eingestellt. «Wir hatten vergangene Woche 18 positive Corona-Tests bei Schülern und Lehrpersonen», erklärt Schulleiter Thomas Kaiser gegenüber der NFZ. Deswegen wurde diese Woche komplett auf Fernunterricht umgestellt. Davon betroffen ist nicht nur die Primarschule, sondern auch der Kindergarten. Thomas Kaiser hofft, dass nach den Frühlingsferien, die morgen Samstag beginnen, wieder der normale Präsenzunterricht stattfinden kann. «Ich bin zuversichtlich. Bis jetzt gab es keine neuen Fälle», so Kaiser. (vzu)


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