«Es tut weh, 80 Kindern absagen zu müssen»

  12.02.2021 Fricktal

Keine Schneesportlager, dafür neue Fragen

Am Tag vor Beginn der Sportferien, in deren Verlauf Hunderte von Fricktaler Schulkindern in den Schnee gereist wären, erzählt Damien Müller, Hauptleiter im Team Skilager Gansingen, was das Corona bedingte kantonale Verbot von Schullagern gerade jetzt auslöst – und was für künftige Lager zu beachten ist.

Simone Rufli

Wäre es ein normales Jahr, Damien Müller sässe heute Abend auf gepackten Koffern und mit ihm 80 Kinder und Jugendliche aus Gansingen, Mettauertal, Sisseln, Laufenburg und Kaisten. Aber eben, es ist kein normales Jahr. Es ist ein Pandemie-Jahr und darum finden in diesen Sportferien im ganzen Fricktal keine Schneesportlager statt. Und dabei war alles so schön aufgegleist. Im Fall von Gansingen war das Lagerhaus in Elm längst reserviert und ebenso der Reisecar für den Transport der 80 Kinder im Alter von neun bis 17 Jahren. «Dann kam der Kanton und sagte Nein», stellt Damien Müller lapidar fest und «überlacht» sein Bedauern. Was will er auch sonst. «Der Entscheid ist absolut verständlich», sagt er und dass viele Kinder das auch verstehen. «Auch die Eltern haben Verständnis und trotzdem tut es weh, wenn man 80 Kindern absagen und diese Freude nehmen muss.» 20 Jahre Lagertätigkeit. 20 Jahre Freude am Organisieren und Freude an der Freude anderer. Und dann Corona.

So wie Müller das verlorene Lagerleben bereits jetzt vermisst, werden es im Fricktal dieser Tage unzählige andere Lagerleiterinnen, Lagerleiter, Kinder und Jugendliche tun.

Damien Müller hat die Hauptleitung über das Skilager Gansingen vor drei Jahren übernommen. Zusammen mit Nathan Erdin und Dieter Kern bildet er das OK. In diesem Jahr war die Nachfrage nach Lagerplätzen so gross, dass bereits vor dem Corona bedingten Lagerverbot zahlreichen Kindern hatte abgesagt werden müssen. «80 ist die Obergrenze, mehr können wir mit einem Car nicht transportieren. Dazu kommen 20 Betreuungspersonen. Alles Freiwillige, denen diese Woche mit den Kindern und Jugendlichen einfach Freude macht.»

Finanzielles Risiko
Denkt Müller an kommende Lager, fragt er sich: «Wie unbeschwert kann man so ein Lager noch leiten?» Zusätzlich zur Verantwortung für das Wohl der Kinder rücke jetzt bei allen Involvierten das finanzielle Risiko bei Absagen ins Zentrum. «Wir haben gerade den Vertrag für das Jahr 2022 im Lagerhaus in Elm bekommen. Darin ist neu der Rücktritt vom Vertrag so geregelt, dass wir bei einer Absage im Zeitraum von 24 bis 12 Monaten vor Lagerbeginn bereits 40 Prozent der Kosten zu tragen haben. Müssen wir innerhalb von zwölf bis acht Monaten vor dem Lager absagen, bezahlen wir 60 Prozent der Kosten, zwischen acht und vier Monaten 80 Prozent und von vier Monaten an die vollen hundert Prozent.» Ein Risiko, das sich für viel Geld zwar versichern lasse, aber noch gebe es viele neue Fragen abzuklären.
Immerhin: In diesem Jahr fallen noch keine Kosten an. Weil der Kanton die Durchführung des Lagers verbietet, werden die dem Lagerhaus-Vermieter geschuldeten Kosten in der Höhe von 6000 Franken von der Erwerbsersatzordnung (EO) übernommen. «Darüber sind wir natürlich froh, denn als Verein, der erst vor zwei Jahren gegründet worden ist, haben wir noch nicht so grosse Reserven.» Jetzt seien sie aber bemüht, die Reserven aufzustocken.


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