Gelungenes Farbkonzept wertet den Kirchenraum auf
01.05.2020 SulzDie Innenrenovation der Sulzer Pfarrkirche ist abgeschlossen
Vor 45 Jahren erhielt die Kirche Sulz letztmals eine grundlegende Renovation. Seither dominierte ein nüchternes Weiss-Grau den Kirchenraum. Nun wollte man zumindest einen Teil der damaligen Fehler wiedergutmachen.
Dieter Deiss
Die in den Jahren 1870 bis 1872 erbaute katholische Kirche von Sulz wurde 1975 unter Leitung des Zürcher Architekten Walter Bosshart renoviert. Es war die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Hoffnung und der Glaube an eine innere Erneuerung der Kirche machten sich breit. Dies sollte damals auch in der renovierten Sulzer Kirche zum Ausdruck gebracht werden. Der Hochaltar, die beiden Seitenaltäre, die Kanzel und die Beichtstühle wurden herausgerissen, Wand- und Deckenmalereien wurden übertüncht oder abgedeckt. Die prächtige Holzkonstruktion der Empore machte einem kalten Betonbau Platz. Das gesa mte I n nere erh ielt ei nen weiss-grauen Anstrich. Anstelle der ehemals farbigen Kreuzwegstationen traten, passend zum Gesamtkonzept, nüchterne Kreuzwegdarstellungen des Kunstmalers Willi Helbling. Rückblickend betrachtet ist man sich heute weitgehend einig, dass die damalige Renovation ein totaler Fehlgriff war.
Ein gelungenes Werk
Beinahe zwei Millionen Franken würde eine an sich nötige Gesamtrenovation der Kirche Sulz kosten. Für die nicht auf Rosen gebettete katholische Kirchgemeinde Sulz ist dies schlichtweg zu viel. An der Kirchgemeindeversammlung vom November 2018 wurde ein Kredit von 300 000 Franken bewilligt für die allernotwendigsten Massnahmen. Den grössten Anteil dieses Kredits beansprucht der Neuanstrich des Innenraums. Nebst den Malerarbeiten fällt hier insbesondere der dafür nötige komplizierte Gerüstbau ins Gewicht. Nach Abschluss der Arbeiten darf jetzt zweifellos von einem gelungenen Werk gesprochen werden.
Beim Betreten der Kirche sticht sogleich der in tiefem Königsblau gehaltene Chorraum ins Auge, während die Seitenflügel in braunorange bemalt sind. Mit einem breiten Goldband sind die 1975 zugemauerten Nischen der ehemaligen Seitenaltäre dargestellt. Seitenwände und Decken im Schiff sind in warmen beige-weissen Tönen gehalten. Im Chor fallen zwei Dinge auf: Das grosse Kreuz mit dem Christuskörper und der prächtig golden glänzende Tabernakel. Letzterer wurde 1975 vom Zürcher Bildhauer Caminada gestaltet, wurde dann aber zum Zwecke einer einheitlichen Gestaltung mit weisser Farbe überstrichen.
Deckenmalereien bleiben verborgen
Die Deckenmalereien wurden 1975 mit Spanplatten abgedeckt. Auf Empfehlung eines zugezogenen Statikers mussten die Platten zusätzlich verschraubt werden, erzählt Markus Obrist, Mitglied der Kirchenpf lege und zuständig für das Bauwesen. Eine Entfernung der Spanplatten zum Zwecke der Sichtbarmachung der Deckenmalereien wäre nicht finanzierbar gewesen, weil insbesondere die Malereien durch das Aufbringen der Platten seinerzeit relativ stark beschädigt sind.
Abgeschliffen wurden sämtliche Böden im Kircheninnern und teils neu versiegelt. Im Chorraum legte man einen farblich abgestimmten Teppich. Abgeschlossen ist auch die Sanierung des Daches, zudem habe man in den Turmtreppen die maroden Handläufe ersetzen müssen, ergänzt Obrist. Im Aussenbereich wurden bei allen drei Eingängen die Treppen erneuert und beim Haupteingang zusätzlich in der Mitte ein Handlauf angebracht. Während die Seitentüren bereits renoviert sind, laufen beim Hauptportal im Moment noch die Renovationsarbeiten am dortigen, teils äusserst maroden Sandstein.
Zu den Kosten meint Markus Obrist, dass wohl der bewilligte Kredit nicht ganz ausreichen würde, was bei einem solchen Unterfangen freilich nicht überraschen könne. Er zeigte sich aber sehr zufrieden über das Ergebnis. Die Kirche ist übrigens über den südlichen Nebeneingang wieder frei zugänglich. Wann dann in der renovierten Kirche erstmals wieder ein Gottesdienst stattfinden wird, steht im Moment noch in den Sternen bzw. liegt in den Händen des Bundesrates.