Mit viel Herzblut im Einsatz für die Natur
11.11.2016 Kommende Events, Oberes Fricktal, Mettauertal, NaturVon Janine Tschopp
Behutsam öffnet Meinrad Bärtschi die Kunststoffboxen im Mühleweiher. Noch behutsamer nimmt er einen männlichen und dann einen weiblichen Steinkrebs hinaus und zeigt ihn der NFZ-Reporterin. Er erklärt, dass die Begattung teils schon über die Bühne ging, und die Weibchen die Eier bald ausstossen werden. Die Eier werden dann an den kleinen Ruderfüsschen unter dem beweglichen Schwanzteil des Weibchens befestigt. Dort verbleiben sie während der Winterruhe, bis die Jungen nächstes Jahr im Juni schlüpfen werden.
Derzeit sind in jeder der drei «Begattungsboxen» zehn Weibchen und drei Männchen untergebracht. Die Kunststoffboxen im Weiher bei der alten Mühle in Mettau bilden das Kernstück der Steinkrebszucht. Die Zucht ist Teil eines Projekts des Kantons Aargau, Sektion Jagd und Fischerei, welches zum Ziel hat, die einheimischen Krebse zu erhalten und zu fördern.
Die Bestände der einheimischen Krebsarten sind in der Vergangenheit stets zurückgegangen. Dies aufgrund massiver Veränderungen in den Gewässern. Dazu zählen Wasserverschmutzung, Gewässerverbauungen sowie die Ausbreitung fremder Krebsarten und Krankheiten. Hinter dem Projekt «Steinkrebszucht» stehen neben dem Kanton auch weitere Akteure. So der Verband Oberfricktalischer Natur- und Vogelschutzvereine (VONV), welchem Meinrad Bärtschi als Präsident vorsteht. Das Projekt wird auch durch die Fischerzunft der Stadt Laufenburg, die Gemeinde Mettauertal, mehrere regionale Naturschutzvereine, die IG Steinkrebse, den Forstbetrieb Mettauertal-Schwaderloch sowie den Jurapark Aargau unterstützt. Zudem erhält es grosse Unterstützung durch Karin und Ueli Irmiger, auf deren Land sich die Zucht befindet.
Vor drei Jahren erste Jungkrebse in Sulz ausgesetzt
Im Mai 2013 sind die ersten Jungtiere in der Mettauer Krebsenzucht geschlüpft. 120 davon wurden rund fünf Monate später im Krebsenbach in Sulz ausgesetzt. Auch in den zwei darauffolgenden Jahren wurden dem Bächlein junge Krebse übergeben. Vor ein paar Wochen kam es zur Erfolgskontrolle. Sechs Personen vom VNOV krochen in einer Nacht Mitte Oktober durch den Bach und stellten fest, dass sich die ausgesetzten Krebse erfreulich entwickelt haben und die Weibchen begattet sind. «Es ist geglückt. Wir haben zirka 20 Krebse entdeckt, davon auch einige begattete Weibchen. Wir nehmen an, dass sicher 100 davon im Bach sein werden», freut sich Meinrad Bärtschi und ergänzt: «Zwischenzeitlich haben wir sogar ein Weibchen entdeckt, das bereits Eier trägt. Wir dürfen davon ausgehen, dass sich der Bestand nun selbständig weiterentwickelt.» Nach drei aufeinanderfolgenden Jahren in Sulz wurden die Jungkrebse diesen Herbst erstmals im Galterbach in Gansingen ausgesetzt.
Besondere Naturwerte vor der Haustüre
Meinrad Bärtschi und Urs Leber vom VONV haben in den letzten Jahren zahlreiche Exkursionen im naturnahen Gebiet rund um die Krebszucht in Mettau durchgeführt. Sei dies für Naturschutzvereine, Schulklassen, Fischer oder für den Jurapark. «Wir haben gemerkt, dass ein grosses Interesse vorhanden ist. So ist schon vor längerer Zeit die Idee eines Parcours entstanden, mit welchem wir der Bevölkerung die besonderen Naturwerte direkt vor der Haustüre näher bringen wollen.» Der Parcours, der aus zwölf Posten besteht, ist nicht ausschliesslich auf den Steinkrebs ausgerichtet. So erfahren Schulklassen und interessierte Gruppen auch vieles über andere Tiere, wie beispielsweise die Ringelnatter, den Eisvogel, die Wasseramsel, die Wildbienen oder treffen auf Lieblingsplätze der Eidechse.
Meinrad Bärtschi, Urs Leber sowie Mitarbeiter des Forstbetriebs Mettauertal-Schwaderloch und viele freiwillige Helfer haben in den letzten Monaten intensiv Hand angelegt und das naturnahe Gebiet rund um den Mühleweiher gestaltet. Als einzelne Parcours-Posten sind unter anderem eine Brutwand für den Eisvogel, ein Holzstapel als Versteck für Kleintiere sowie ein überdimensionaler Steinkrebs als Puzzle entstanden. Zudem wurde die Bachbrücke saniert und überdacht. Ausser zahlreichen Arbeitsstunden steckt auch viel Herzblut im Projekt. Die Begeisterung für die Natur ist bei Meinrad Bärtschi und Urs Leber auch im Laufe des Gesprächs immer wieder zu spüren. Hie und da ruft ein Vogel, die beiden schauen sich an. «Das war der Eisvogel», freuen sie sich gemeinsam. Und Urs Leber erklärt: «Wenn ich hier bin, geht mir das Herz auf. Es ist meine Ladestation.»
Die offizielle Eröffnung des Steinkrebs-Parcours bei der alten Mühle in Mettau geht am 12. November, um 10 Uhr über die Bühne. Künftige Exkursionen im naturnahen Gebiet rund um die Steinkrebszucht finden auf Anmeldung (bei Meinrad Bärtschi, Telefon 062 875 22 19) statt.