«Den Raum soll man nicht mit Problemen verlassen»

  25.12.2015 Ittenthal, Kurioses, Porträt, Oberes Fricktal, Kultur, Kaisten

Von Layla Hasler

«Der Raum liegt tiefer als das Haus, alle dachten wir bauen hier ein Schwimmbad», sagt Stephan Wiestner lachend und öffnet die Tür zu seinem Heimkino. «Cinema Ittenthal» leuchtet in blauen Lettern über dem Bühnenvorhang. 2008 hat Wiestner mit dem Bau begonnen und viel Herzblut in das «kleinste Kino im Fricktal», wie er es auf seiner Facebook-Seite ankündigt, gesteckt. Handwerkliche Unterstützung erhielt der Informatiker von seinem Nachbarn. Im Mai dieses Jahres hat Wiestner sein Heimkino eröffnet.

Betritt man den kleinen Filmpalast des 58-jährigen Filmfreaks steht man tatsächlich in einem realen Mini-Kino. Über der «Kinokasse» im Foyer leuchtet auf der Anzeigetafel «Willkommen im Cinema Ittenthal» auf. Es gibt nicht nur 3D-Brillen, sondern auch eine Popcornmaschine, Getränke und Süssigkeiten.

Er liebt «Dirty Dancing» und «Star Wars»

Zwölf Kinosessel befinden sich im Kinosaal. Zuschauer sind oft die Familie, Freunde und auch mal die Kinder des Quartiers. Etwas ist dem Heimkino-Betreiber ganz wichtig: «Den Raum darf man nicht mit mehr Problemen verlassen, als man herein getragen hat.» Denn Kino bedeutet für Wiestner Unterhaltung. Schwermütige Filme stehen bei ihm nicht auf dem Programm. Auch Filme mit einem offenen Ende mag er weniger. Er bevorzugt Action-, Science-Fiction- und romantische Filme. «Ich bin einer der wenigen Männer, die ‹Dirty Dancing› auswendig kennen. Ich finde ihn perfekt gemacht», sagt er lachend. Auch der Musikfilm «Pitch Perfect 2», der dieses Jahr in die Kinos kam, gefällt ihm. Ein Film, den er mit seiner 15-jährigen Tochter schauen könne. «Die Musik gefällt mir, er hat ein gutes Ende und berührt mich», erklärt er. «Es sind Märchen, etwas, das es nicht gibt in der richtigen Welt, aber schön anzuschauen, um in eine andere Welt zu versinken.» Er ist aber nicht der total verklärte Romantiker: «Sissi muss ich nicht haben.» Dafür sieht sich der Hobby-Kinobetreiber gerne die 80er Jahre Actionfilme mit Bruce Willis sowie die Terminator- und Fast&Furious-Reihe an.

Seine DVD- und Blu-Ray-Sammlung zählt 3000 Filme. Dazu kommen 3000 Musik-CDs, die er digitalisiert hat. Die Steuerung für sein Kino mit Bild, Ton, Licht, Vorhang und Lüftung hat er selber programmiert und bedient sie mit dem iPad.

Zum letzten Mal im kommerziellen Kino war Wiestner in der Nacht auf den 17. Dezember, um 00.07 Uhr an der Premiere zu «Star Wars» Episode 7. Diesmal in der Schweiz. Für die Episode 1 ist er 1999 extra nach London geflogen, um die Premiere einen Monat früher als dem offiziellen Start in der Schweiz zu sehen.


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