Musik als Medizin

  26.04.2018 Rheinfelden

Musik tut der Seele gut. Kein Wunder sitzt der Mensch beisammen und singt – zuhause in der Stube, am Lagerfeuer oder wie in diesem Fall hier: in der Rehabilitation. Musik wirkt da ein bisschen wie Medizin. (rw)


In der Reha wird jetzt ausgezeichnet gesungen

Rheinfelder Klinik erhält ein wohlklingendes Zertifikat

Seit 25 Jahren bereits führt die Reha Rheinfelden eine Singgruppe. Jetzt wurde dieses Angebot ausgezeichnet: mit dem Zertifikat «Singendes Krankenhaus».

Ronny Wittenwiler

Clemens Kluge haut in die Tasten. Zupft die Saiten. Nach einer Weile werden die Singstimmen lauter, vereinzeltes Klatschen ist zu hören, andere stampfen rhythmisch mit dem Fuss. Alles wie gehabt in der Reha Rheinfelden, als sich die Singgruppe zum Stelldichein trifft. Das macht sie schon seit 25 Jahren. Und doch ist der vergangene Montag ein besonderer: Ab jetzt wird hier in dieser flotten Runde nicht nur einfach so gesungen, man tut das jetzt im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet.

Singen: die heilsame Kraft
Im Rahmen des wöchentlich stattfindenden Singens erhielt die Klinik das Zertifikat als «Singendes Krankenhaus» verliehen. Überbringer der frohen (Ur)Kunde waren Vertreter des internationalen Netzwerks «Singende Krankenhäuser». Die Organisation, gegründet in Deutschland, engagiert sich international für die Verbreitung heilsamer und gesundheitsfördernder Singangebote in Krankenhäusern, Altersheimen und Gesundheitseinrichtungen. Vision sei ein Gesundheitswesen, in dem die Menschen die heilsame Kraft des Singens nutzen und erleben können. Die Reha Rheinfelden ist die fünfte Institution in der Schweiz, die sich ein solches Zertifikat an die Wand hängen lassen darf.

Bestandteil der Rehabilitation
Die Ziele des Netzwerkes «Singende Krankenhäuser», so scheint es, decken sich mit dem Selbstverständnis der Rheinfelder Klinik. «Singen und Musizieren als musiktherapeutisches Angebot der Kreativen Therapien werden in der Reha Rheinfelden als fördernder Bestandteil des Rehabilitationsprozesses verstanden», sagt Beate Roelcke, Leiterin Kreative Therapien. Behandelt würden vor allem Patienten mit neurologischen Erkrankungen in allen Stadien der Rehabilitation. Beim Singen würden besonders die Sprachanbahnung, die Sprachmotorik und die Atmung gefördert, gleichzeitig weckten die bekannten Lieder und Melodien auch Erinnerungen und sind – wenn sie in der Kindheit gut erlernt wurden – auch bei massiven Sprachstörungen abrufbar. Elke Wünnenberg, die als Vorstandsvorsitzende von «Singende Krankenhäuser» das Zertifikat überreichte, sprach davon, wie gerade auch Parkinsonpatienten plötzlich wieder ein Lied von den Lippen gehe und wie nach dem gemeinsamen Singen auch das flüssige Sprechen wieder besser gelinge. Fast schon poetisch meinte Wünnenberg über die Kraft der Musik: «Sie führt uns dorthin, wo uns die Beine nicht hintragen.»

Und Musiktherapeut Clemens Kluge, der seit 2001 die Singgruppe in der Reha leitet? Der freute sich, gemäss Zertifikat jetzt mit wahrhaftig ausgezeichneten Sängerinnen und Sängern zusammenarbeiten zu dürfen. Dann zupfte er nochmals die Saiten. Haute in die Tasten. Und alle sangen mit: «Zoge am Boge.»

www.singende-krankenhaeuser.ch


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