Stadtgärtner sagen den invasiven Neophyten den Kampf an
19.05.2018 Fricktal, RheinfeldenValentin Zumsteg
Die Namen der Pflanzen sind schön, ihre Wirkung ist aber verheerend: Exotische Gartenpflanzen wie die Nordamerikanische Goldrute, Ambrosia, Drüsiges Springkraut, Riesen-Bärenklau, Kirschlorbeer, Essigbaum oder Asiatischer Staudenknöterich breiten sich rasant aus und werden für die einheimische Flora und Fauna zum Problem. Auch der Sommerflieder/ Schmetterlingsstrauch sowie der Götterbaum sind eine Bedrohung. «Das Problem der invasiven Neophyten werden wir wohl nie mehr ganz in den Griff bekommen. Wir setzen aber alles daran, dass es nicht grösser wird», erklärt Paul Näf, Leiter der elfköpfigen Gärtnergruppe im Rheinfelder Werkhof.
Mit heissem Wasser gegen den Staudenknöterich
Weil die Vegetation in diesem Jahr früher dran ist, haben die Stadtgärtner auch früher mit den Problempflanzen zu tun. «Es ist wichtig, dass wir sie erwischen, bevor sie blühen, sonst versamen sie sich wieder», so Näf. Im Fokus steht vor allem der Asiatische Staudenknöterich. «Diese Pflanze bekämpfen wir am intensivsten, denn sie kann einen grossen Schaden an Böschungen und bei Strassen anrichten», erklärt der Gärtnermeister. Es brauche in der Regel mehrere Jahre, bis man den Knöterich an einem befallenen Standort erfolgreich ausgemerzt habe. «Er macht tiefe und lange Wurzeln. Am einfachsten würde man ihn mit Herbizid bekämpfen, doch das darf man zum Beispiel im Wald oder an Gewässern nicht einsetzen.»
Seit vergangenem Jahr kommt in Rheinfelden im Kampf gegen den Asiatischen Staudenknöterich versuchsweise ein Heisswasser-Gerät zum Einsatz. «Die ersten Resultate sind vielversprechend. Wir prüfen derzeit, ob sich die Anschaffung eines solchen Geräts lohnt.» Das heisse Wasser verbrüht die Pflanze ohne Chemie. Diese Methode kann im Wald oder am Bachufer angewendet werden.
In Rheinfelden sind mehrere Dutzend Standorte bekannt und erfasst, wo der Staudenknöterich vorkommt. Paul Näf zeigt auf eine Liste und eine Karte, auf der akribisch festgehalten wird, ob es gelungen ist, die Pflanze zurückzudrängen. «Beim Schwimmbad, beim Bahnhofsaal und beim Waldfriedhof wächst er beispielsweise», so Näf. Auch in zahlreichen privaten Gärten wuchert er.
«Wir können niemanden zwingen»
Wenn die Stadtgärtner invasive Neophyten auf Privatgrundstücken feststellen, dann versuchen sie die Eigentümer auf das Problem aufmerksam zu machen. Es werden auch Broschüren abgegeben. «Wir können aber niemanden zwingen, diese Pflanzen zu eliminieren. Eine Ausnahme bilden die Ambrosia-Pflanzen, diese müssen der Gemeinde gemeldet und bekämpft werden», schildert Näf. Er weist in diesem Zusammenhang auf einen Informationsflyer des Kantons hin, der im Internet heruntergeladen oder beim Stadtbauamt bezogen werden kann.
Obwohl die invasiven Neophyten teilweise schwierig zu bekämpfen sind, ist Näf zuversichtlich, dass die Verbreitung eingedämmt werden kann. «Die Leute sind heute sensibilisierter. Und es gibt viele einheimische Arten, die als Ersatzpflanzen dienen können.»
Auf der Internetseite des Kantons Aargau findet man weitere Informationen zum Thema:
Einheimische Alternativen
Die Nordamerikanischen Goldruten und der Sommerflieder sind für das Auge schöne Pflanzen, doch auch sie gehören zu den invasiven Neophyten. Als einheimischer Ersatz für die Goldruten bietet sich der Gemeine Gilbweiderich oder das Echte Johanniskraut an, der Sommerflieder kann durch Roten Holunder ersetzt werden. Auch für viele andere Arten gibt es einheimische Alternativen: Blut-Weiderich statt Drüsiges Springkraut; Wald-Geissbart statt Asiatischer Staudenknöterich; Eibe oder Stechpalme statt Kirschlorbeer; Vogelbeerbaum oder Walnussbaum statt Essigbaum und Götterbaum. (nfz)