Das Fricktal ist keine Alternative für Salzabbau in Muttenz
01.02.2019 FricktalDie Schweizer Salinen AG möchte im Gebiet Rütihard in Muttenz Salz abbauen. Das Projekt stösst auf grossen Widerstand. Falls es scheitert, wird dann im unteren Fricktal der Salzabbau forciert? Nein, sagt das Unternehmen.
Valentin Zumsteg
Im unteren Fricktal baut die Schweizer Salinen AG seit vielen Jahrzehnten Salz ab – bislang stiess das Unternehmen dabei kaum auf Widerstand. Etwas anders sieht es derzeit ein paar Kilometer weiter westlich aus. Der geplante Salzabbau im Gebiet Rütihard in Muttenz (BL) weckt viel Kritik. Eine «IG Rütihard» wehrt sich vehement gegen die Pläne des Unternehmens. Das Erholungs- und Landwirtschaftsgebiet «Rütihard», das sich im Besitz der Bürgergemeinde Muttenz befindet, soll vor jeglichen Eingriffen zur Salzgewinnung bewahrt werden, fordert die Interessengemeinschaft. Unter diesem Aspekt ist noch ungewiss, ob die Schweizer Salinen AG, die den 26 Schweizer Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein gehört, ihre Pläne verwirklichen kann oder ob das Projekt scheitert.
Falls die Sache bachab geht, würde dann der Salzabbau im unteren Fricktal forciert? Bei den Salinen winkt man ab: «Der Plan für den Abbau im Aargau wird unabhängig vom Entscheid Rütihard verfolgt», erklärt Sprecherin Nicole Riethmüller auf Anfrage der NFZ. Im Fricktal möchten die Salinen den Konzessionsvertrag bis 2075 verlängern und während dieser Zeit weiterhin Salz fördern und verarbeiten (die NFZ berichtete). Darauf habe die Entwicklung in Muttenz keinen Einfluss.
«Wir benötigen den Abbau des Salzvorkommens unter der Rütihard, um die Schweiz zuverlässig mit Salz versorgen zu können. Ansonsten droht eine Salz-Versorgungslücke ab 2025. Total 4,5 Millionen Tonnen Salz würden der Schweiz fehlen. Als Folge davon würde der Selbstversorgungsgrad auf die Hälfte sinken», führt Riethmüller weiter aus. Davon wäre nicht nur das Speisesalz betroffen, sondern ebenso das Auftausalz, das Regeneriersalz, das Viehsalz oder das Gewerbe- und Industriesalz. Riethmüller: «Die Installationen für die Spezialsalze befinden sich in der Saline Schweizerhalle, weshalb diese Saline angewiesen ist auf den Salzabbau unter der Rütihard.»
Im Fricktal wird derzeit schwerpunktmässig auf den Feldern im Gebiet Bäumlihof abgebaut, diese befinden sich zwischen der Autobahn und der Hauptstrasse in Möhlin. «Einen vergleichbaren Widerstand wie in Muttenz gab es im Aargau nicht. Wir konnten mit den involvierten Parteien Lösungen finden und wir tun alles, um mit den Landeigentümern, Landwirten, Gemeinden dem Kanton sowie den Naturschutzverbänden und der Bevölkerung ein gutes Einvernehmen zu pflegen», betont Riethmüller.
Süsse Fakten für den Salzriesen
Gemäss Studie: Abbau und Produktion im eigenen Land ist die beste Lösung
Schweizer Salz ist umweltfreundlicher als importiertes: zu diesem Schluss kommt eine wissenschaftliche Studie. Das spielt der Schweizer Salinen AG in die Hände.
Ronny Wittenwiler
RIBURG. «Wir wollten unsere Argumente mit wissenschaftlichen Fakten stützen», sagte Urs Hofmeier am Donnerstagmorgen. Es war die Antwort des Geschäftsführers der Schweizer Salinen auf die Frage nach dem Warum. Das Unternehmen präsentierte die Resultate einer in Auftrag gegebenen Studie, welche die Ökobilanz von Schweizer Auftausalz und von importiertem Siedesalz, Steinsalz und Meersalz untersuchte. Das Resultat spielt der Schweizer Salinen AG in die Hände, zumal unter dem Strich und verkürzt festgehalten wird: Schweizer Salz ist umweltfreundlicher als importiertes.
Zweifel am Status Quo
Die Verantwortlichen der Schweizer Salinen gaben mit gutem Grund diese Studie in Auftrag. Die Schweizer Salinen produzieren jährlich rund 300 000 Tonnen Auftausalz, um die Mobilität im Winter sicherzustellen. Sie lagern den Rohstoff für den landesweiten Winterdienst in grossen Hallen ein, um den Bedarf jederzeit decken zu können. Dieses Modell sei in letzter Zeit von verschiedener Seite in Frage gestellt worden, halten die Schweizer Salinen fest. Die Argumente: Mit dem Import von Auftausalz lägen Alternativen zur einheimischen Salzgewinnung vor; zudem sei die Einfuhr von ausländischem Salz, insbesondere Meersalz, ökologisch vorteilhafter. Die Studie widerlegt nun just jene Argumente. Untersucht wurden dabei der CO2-Fussabdruck und der sogenannte Umweltfussabdruck. Der Umweltfussabdruck bewertet neben der Schadstoffbelastung von Luft, Wasser und Boden auch den Ressourcenverbrauch und die Abfallbelastung. Und beim CO2-Fussabdruck kommt die Studie zu einem klaren Schluss: Schweizer Siedesalz schneidet am besten ab. Mit ein Grund ist, dass die Schweizer Salinen ihren Strom seit Anfang 2018 zu einhundert Prozent aus Wasserkraft beziehen.
Es sind generell süsse Fakten für den Schweizer Salzriesen, wie sie Studienleiterin Cornelia Stettler von der beauftragten Umweltberatungsfirma (Carbotech AG) wie folgt zusammenfasste: «Der Transport spielt eine entscheidende Rolle für die Ökobilanz von Auftausalz. Die Vorteile einer weniger energieintensiven Salzproduktion im Ausland werden durch den Transport und dessen Auswirkungen wieder zunichte gemacht. Die Optimierung der heimischen Produktion in Riburg mit dem Einsatz erneuerbarer Energien führt insgesamt zum besten Ergebnis.»
«Import von 300 000 Tonnen nicht realistisch»
Darüber hinaus würden neben ökologischen Faktoren auch weitere Argumente für Abbau und Verwendung von Schweizer Salz ins Gewicht fallen. Franz Götzfried, Experte für den europäischen Salzmarkt, spricht dabei die Versorgungssicherheit an. Er war anlässlich der Studienpräsentation ebenfalls zugegen und erklärte: «Europaweit herrscht seit ein paar Jahren eine Knappheit an Siedesalz. Ein Import von jährlich 300 000 Tonnen Siedesalz ist nicht realistisch. Einheimisches Siedesalz ist dagegen in ausreichender Menge verfügbar.» Ausserdem sei, so der Experte, das Schweizer Siedesalz dem importierten Meersalz und Steinsalz punkto Qualität überlegen. «Die Salzqualitäten aus dem Import sind teilweise ungenügend.» Kurzum: Schweizer Auftausalz sei die beste Lösung für den Winterdienst – und abgesehen von der Ökologie spielt auch die Ökonomie eine bedeutende Komponente. «Die Schweizer Salinen sichern damit die Mobilität im Winter», sagte Hofmeier gestern Morgen. Und weniger Mobilität würde auch einen massiven Verlust der Wertschöpfung bedeuten.
Die Studie ist nicht direkt aus einer Not heraus entstanden. Doch will man sie bei den Schweizer Salinen wohl als Referenz verstehen in einer immer wieder kontrovers geführten Diskussion über Sinn und Unsinn des Salzabbaus im eigenen Land.
Weitere Infos zur Studie im Internet.