Seien wir alle ein bisschen bäumig

  24.12.2019 Fricktal

Mein 2020: Das wünsche ich mir – und Ihnen

Mögen wir uns oft genug daran erinnern: Auch der höchste Baum ist nichts ohne seine Wurzeln.

Zu Weihnachten wollen wir mal nicht so sein und verraten an dieser Stelle seinen Namen nicht – denn ich kann Ihnen versichern, liebe Leserinnen und Leser: Es war bereits ein Kraftakt, ihn zu überzeugen, er möge sich doch jetzt bitte endlich neben eine «seiner» Tannen stellen und sich ablichten lassen. Das war am 11. Dezember, zwei Tage später folgte die Geschichte dazu in der Zeitung und mich erreichte eine SMS, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Der Reihe nach.

Das etwas andere Interview
Geplant war ein kurzer Artikel über die Weihnachtsbäume der Gemeinde Möhlin. Als fragile kleine «Pflänzchen» gesetzt, wachsen sie über die Jahre heran, werden gehegt und gepflegt vom Forstpersonal. Stets zu Weihnachten verkauft die Gemeinde bis 500 Exemplare davon. Möhlins Revierförster Urs Steck, bei dem wir unsere Anfrage für eine entsprechende Berichterstattung deponiert hatten, wusste gleich, wer darüber besonders gut Auskunft geben könnte: Erraten, es ist der Forstwart auf diesem Bild, der nach fünfzig Jahren just am Tag der Veröffentlichung unserer Geschichte in Pension ging. Hatte er gerade noch bereitwillig Auskunft über jede einzelne Nadel am Gehölz gegeben, so war es dann bald einmal vorbei mit seiner Plauderei, als wir ihn in den Fokus rücken wollten. Herausgekommen ist ein Interview, das ich so noch nie zuvor geführt hatte: Meine Fragen waren im Schnitt dreimal länger als seine Antworten.

Es schien, als hätte sich der Mann gefragt, wozu das ganze Tamtam, wozu dieser Zirkus um ihn, den «hundsgewöhnlichen Waldarbeiter», wie er sich selbst bezeichnete. Vielleicht aber gab er genau damit die Antwort gleich selbst. Denn zwei Tage nach dem Gespräch, exakt am Tag der Veröffentlichung, die Tinte kaum getrocknet, bekam ich eine SMS:

«Einfach erfrischend ehrlich, seine Worte in der NFZ. Auf dem Boden geblieben der Typ. Finde ich schön, heute, da viele nach Diplomen, Titel, etc. lechzen.»

Selbstverständlich, man könnte es auch ganz einfach mit dem Satz aus einer Werbung sagen: Er hat doch einfach nur seinen Job gemacht. Dass dieser Mann dabei aber in all den Jahren nicht nur demselben Arbeitgeber, sondern – wie es scheint – vor allem auch sich selbst treu geblieben ist, soll an dieser Stelle folgenden Gedanken nähren: Ob Arbeiter oder Akademiker, ob hoch die Karriereleiter und ab durch die Decke: Bodenhaftigkeit tut uns allen gut. Denn auch der höchste Baum ist nichts ohne seine Wurzeln. Mögen wir uns gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit oft genug daran erinnern.

PS: Weil der Mann auf dem Bild bereits beim ersten Artikel nicht aufs Foto wollte, haben wir dieses Mal dem Waldmeier Beat einen Balken über die Augen gelegt.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote