Mäusejäger aus dem Hinterhalt

  14.03.2020 Fricktal

Kornweihen können auch im Fricktal beobachtet werden

Winterzeit ist Kornweihenzeit. Von Dezember bis Anfang März sind regelmässig einige Dutzend Tiere zu Gast. Wer die schönen Greifvögel beobachten möchte, wird auch im Aargau fündig, so etwa im Melerfeld.

Beni Herzog

Der elegante Greifvogel gleitet im langsamen, gaukelnden Suchflug tief über die Felder. Dabei hält er die Flügel V-förmig nach oben. Unvermittelt wechselt er mit einem Haken die Flugrichtung und lässt sich zu Boden fallen. Durch dieses typisches Jagdverhalten unterscheiden sich Kornweihen von anderen Greifvögeln wie Bussard und Milan, die meist in «höheren Regionen» patrouillieren. Kornweihen nutzen gezielt die Deckung im Gelände aus und setzen auf den Überraschungseffekt. Ihre Hauptbeute besteht vor allem aus Feldmäusen – im Winter bis zu zehn Mäusen pro Tag. Daneben jagen sie auch andere kleine Säugetiere bis zur Grösse eines Kaninchens, seltener Vögel und Reptilien. Manchmal verfolgen Kornweihen ihre Beute am Boden auch zu Fuss.

Kornweihen haben etwa die Grösse eines Mäusebussards, die Weibchen sind etwas grösser als die Männchen. Auffallend ist der leuchtend-weisse Bürzel bei beiden Geschlechtern. Die Männchen sind grau mit schwarzen Flügelspitzen, die Weibchen haben eine braune Grundtönung mit hellem Flügelmuster. Das Federkleid der Jungvögel ähnelt demjenigen des Weibchens.

Kornweihen brüten nicht in der Schweiz
Kornweihen brüten nicht in der Schweiz, sie sind jedoch als Durchzügler im Frühling und Herbst, vor allem aber als Wintergäste zu beobachten. Von Dezember bis Anfang März sind regelmässig einige Dutzend der schönen Greifvögel zu Gast. Sie bevorzugen dabei grosse, meist landwirtschaftlich genutzte Flächen, wo sie auch im Winter genügend Nahrung finden. Einen Schwerpunkt bildet das Grosse Moos zwischen Neuenburger-, Bieler- und Murtensee. Die dort überwinternden Kornweihen finden sich am Abend an gemeinsamen Schlafplätzen ein. Wenn über längere Zeit eine geschlossene Schneedecke liegt und die Nahrungssuche erschwert ist, ziehen sie weiter südwärts. Auch im Aargau gibt es einige Orte, wo Kornweihen überwintern oder zumindest für einige Tage stationär sind, so etwa im Birrfeld, am Hellikerberg bei Schupfart oder im Melerfeld zwischen Möhlin und Wallbach. Letzteres erwies sich in den vergangenen Jahren als zuverlässigster Ort für die Winterbeobachtung von Kornweihen.

Die Brutgebiete der Kornweihe in Europa teilen sich in zwei Schwerpunkte auf. Einer liegt in Nordskandinavien und im nördlichen Russland. Hier bewohnt sie feuchte bis trockene Habitate wie die offene Taiga, Moore, Heidelandschaften und Steppen. Das zweite Verbreitungsgebiet ist Westeuropa von Schottland über Frankreich bis Spanien, wo sie vielfach in Getreidefeldern brütet – daher wohl ihr deutscher Name. Während die westeuropäische Population ganzjährig im Brutgebiet bleibt, überwintern die Vögel aus den nördlichen Brutgebieten in Mitteleuropa.

Quelle: Milan 4/2019, BirdLife Aargau


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