Der Weg ist das Ziel…
05.07.2020 Fricktal39 002 Schritte von M bis M
Wer kein Ziel hat, macht sich nicht auf den Weg. Das Ziel klar vor Augen tat ich am vergangenen Freitagmorgen den ersten Schritt von ganz vielen auf meiner geplanten Route.
Bernadette Zaniolo
Freitagmorgen, 3.45 Uhr: Der Wecker klingelt, obwohl ich an diesem Tag frei habe. «Möchtest du das wirklich tun», fragt mich mein innerer «Schweinehund». Fürs Erste bleibe ich liegen, etwas länger als dann gewollt. Dann aber, nach dem Frühstück, packe ich die Walking-Stöcke und den Rucksack. Voller Motivation verlasse ich das Haus kurz vor sechs Uhr. Natürlich morgens. Es geht Richtung Laufenburg. Vorerst der Strasse entlang bis ich in Etzgen hoch in den Wald steige. Schon bald aber der erste Stopp. Nicht etwa, weil ich schon müde gewesen wäre, sondern weil mir ein schön gepflegtes Kreuz am Wegesrand auffällt. So wird das Handy gezückt und das erste Foto geknipst. Vor Rheinsulz wechsle ich ein paar Worte mit einer Frau, die um diese Zeit bereits mit ihrem Hund spazieren geht. Bauarbeiter bei der SBB-Unterführung in Laufenburg machen dann auf eine Gefahr durch ein Loch in der Nähe der Baustelle aufmerksam.
Tierische und andere Verlockungen in Laufenburg
Während ich da bei den Schreber-Gärten die Morgenluft geniesse, grüssen mich beim Vorbeifahren zwei Radfahrerinnen. Mein Essens-Proviant hätte locker bis ans Ziel gereicht, dennoch mache ich in Laufenburg Halt und nehme noch ein belegtes Brötchen mit. In der Badstube bereits der nächste Halt. Ein Schwanenpaar mit seinen Jungen zieht mich in seinen Bann. Ich verweile einen Moment am schönen Rheinufer. Die grüne Farbe des Flusses hat etwas Mystisches.
«Bleiben Sie daheim»: Ferienfeeling im Fricktal
Grösstenteils dem Rhein entlang geht die Wanderung weiter Richtung Sisseln. Unterhalb der Kaister Fischerhütte fällt mein Blick aufs Wasser. «Es war ein Karpfen», sagt ein Mann, der den Fisch ebenfalls springen sah. Die Fische, das Ufer, das Wasser und das schöne Wetter lassen Ferienstimmung aufkommen. Wie es der Bundesrat gesagt hat: «Bleiben Sie hier», auch in der Schweiz ist es schön. Mir wird wieder deutlich, wie schön das Fricktal, meine Heimat ist.
Auf dem Wanderwegweiser in Laufenburg werden 2 Stunden und 40 Minuten für die Strecke bis zur Holzbrücke in Stein angegeben. «Voll im Takt», denke ich als ich dort ankomme. Während ich mich mit einem Ehepaar über das gewaltige Littering unterhalte, blicke ich auf den Wegweiser: 4 Stunden und 40 Minuten zeigt es bis nach Rheinfelden.
Meine Hoffnung, mein Ziel heute noch zu erreichen, schwindet erstmals. Weiter geht es dem Rheinufer entlang Richtung Mumpf. Auf dem Campingplatz wird mein Wasservorrat wieder aufgefüllt. In Wallbach lasse ich mich in der Lounge des Restaurants nieder und geniesse in aller Ruhe einen Kaffee, den Blick in Richtung Rhein. Dennoch, ein Blick an den Himmel ist an diesem Tag laut Meteo Schweiz, sicher nicht falsch.
Und tatsächlich: Schwarz kommt es da aus Richtung Zeiningen. Optimistisch verlasse ich den schönen Platz und marschiere weiter Richtung Möhlin und Rheinfelden auf dem Wanderweg, gesäumt von vielen Bäumen. «Nimmt dieser Wald ein Ende», frage ich mich, als der auf kommende Wind mich vom Weg zu fegen droht und der erste Donnerschlag das nahe Gewitter ankündigt. Meine Schritte werden immer schneller. Plötzlich schüttet es vom Himmel derart kräftig, dass ich den sich bietenden Schutz eines Unterstandes nahe der Fischerhütte gerne nutze. Dies, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt lieber ausserhalb des Waldes gewesen wäre. Ich habe jedoch weiteres Glück, denn ein Paar, das mit seinen Hunden zum Auto zurückkam, nimmt mich mit und chauffiert mich verdankenswert nach Rheinfelden.
Ziel nicht erreicht und dennoch zufrieden
Rheinfelden ist jedoch nicht mein Tagesziel, sondern Basel. Dennoch: 39 002 Schritte an einem Tag und viele schöne Erlebnisse und Begegnungen sowie die Natur sind Motivation, einen weiteren Versuch zu machen. Zumal mir ein Pärchen, das in umgekehrter Richtung unterwegs war, sagt, dass es die Strecke Basel-Laufenburg in drei Etappen absolviere. Fotos: Bernadette Zaniolo