Im Einsatz für die Bevölkerung
10.02.2021 Fricktal, RheinfeldenDas Regionale Führungsorgan plant im Hintergrund
Bei Grossereignissen kommen die Regionalen Führungsorgane zum Einsatz. Neben der aktuellen Pandemie beschäftigt sich das RFO Unteres Fricktal derzeit mit den Auswirkungen eines möglichen Strom-Blackouts.
Valentin Zumsteg
Tief unter dem Boden, umhüllt von viel Beton und Stahl, befindet sich in Kaiseraugst der Kommandoposten des Regionalen Führungsorgans (RFO) Unteres Fricktal. «Das RFO ist ein Spezialistengremium, das seriös und still im Hintergrund arbeitet», erklärt der Rheinfelder Vizeammann Walter Jucker, Mitglied der Regionalen Bevölkerungsschutz-Kommission, bei einem Augenschein der NFZ im Kommandoposten.
Impfzentrum aufgebaut
Das Gebiet der RFO Unteres Fricktal umfasst 20 Gemeinden mit rund 55 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Im Auftrag dieser Gemeinden erstellt das RFO, das aktuell aus 18 Leuten besteht, Gefährdungsanalysen. «Wir haben 25 bevölkerungsschutzrelevante Szenarien definiert», schildert Christoph von Büren, Chef des RFO Unteres Fricktal. Zu den Gefahren gehören unter anderem Hochwasser, Chemieunfälle, aber auch Pandemien.
Im Jahr 2009 war Covid-19 noch weit entfernt, doch schon damals beschäftigte sich das RFO mit einer möglichen Pandemie. Auslöser waren die Vogelgrippe und die Schweinegrippe, die vor allem in Asien auftraten. Zu jener Zeit hat das RFO die Pandemieplanung im Unteren Fricktal an die Hand genommen und im Rheinfelder Engerfeld zu Übungszwecken ein Impfzentrum aufgebaut. «Von diesen Erfahrungen konnte das RFO Unteres Fricktal jetzt profitieren», erklärt Beat Bühler, Adjutant beim RFO. Denn als das Gesundheitszentrum Fricktal Anfang Januar 2021 vom kantonalen Gesundheitsdepartement den Auftrag erhielt, im Fricktal zwei Impfzentren aufzubauen, wandte es sich an die Standortgemeinden Rheinfelden und Laufenburg. Diese beauftragten die beiden Regionalen Führungsorgane mit der Umsetzung. Dank der vorliegenden Planung und der guten Zusammenarbeit konnten die Impfzentren in Fricktal innert kürzester Zeit aufgebaut werden. «Das Spital konzentriert sich auf medizinische Aspekte und Abläufe. Das RFO plante und organisierte die Logistik», erläutert Tanja Roth, Chefin Information. Gestern ging das erste Fricktaler Impfzentrum in Rheinfelden in Betrieb (siehe Artikel auf Seite 1). «Zum Glück haben wir den Aufbau eines Impfzentrums schon früher geprobt», sagt Christoph von Büren.
Ein Stromausfall droht
Die Pandemie ist seit über einem Jahr Realität. Ein anderes Szenario, das Christoph von Büren ebenfalls für sehr realistisch hält, ist ein europaweiter Stromausfall: «Es ist keine Frage, ob dies geschehen wird, sondern wann. Das sagen Experten.» Wie begründet diese Sorge ist, zeigt ein Vorfall am 8. Januar 2021. Damals stand die europäische Stromversorgung für eine Stunde kurz vor einem Blackout; Auslöser waren technische Probleme in Rumänien. Würde ein solcher Stromausfall mehrere Tage oder gar Wochen dauern, hätte er tiefgreifende Konsequenzen. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Treibstoff wäre gefährdet, die Telekommunikation würde zusammenbrechen. Noch schlimmer: «Das Wasser in den Reservoirs reicht einen Tag, wenn wir nicht pumpen können. Die Pumpen werden mit Strom betrieben», erklärt von Büren.
Um den Ausfall der Wasserversorgung zu verhindern, könnten künftig einige wichtige Pumpwerke mit Notstromaggregaten ausgerüstet werden. Das gleiche gilt für Tankstellen, damit im Notfall zumindest die Fahrzeuge von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei über Treibstoff verfügen würden. «Wir werden investieren müssen», betont von Büren. Das RFO wird die Entscheidungsgrundlagen für die Gemeinden erarbeiten. Auch dies ist eine typische Arbeit im Hintergrund, die aber im Ernstfall entscheidend sein kann.
Das Regionale Führungsorgan im Unteren Fricktal
Das Regionale Führungsorgan Unteres Fricktal ist zuständig für 20 Gemeinden mit rund 55 000 Einwohnern. Neben allen Gemeinden des Bezirks Rheinfelden gehören Sisseln, Eiken und Münchwilen sowie die drei Baselbieter Dörfer Maisprach, Buus und Augst dazu. Bei Katastrophen und in Notlagen beraten die Mitglieder des RFO die Gemeinderäte, schlagen Massnahmen vor und vollziehen die Entscheide der Gemeinderäte. Das RFO koordiniert die Einsätze der Partnerorganisationen, unterstützt die Einsatzleitung und übernimmt die logistische Koordination. Es sorgt für die Erfüllung von Aufträgen der Einsatzleitung oder des kantonalen Führungsstabes (KFS) und erteilt seinerseits Aufträge an die Partnerorganisationen. Das RFO bereitet sich durch Planungen und Übungen auf Einsätze vor. Die Szenarien der Gefährdungsanalyse dienen dabei als wichtige Grundlage. Wenn die Einsatzleitung nicht bei einer der Partnerorganisationen liegt, übernimmt das RFO die Einsatzleitung.
Aktuell besteht das Führungsorgan im unteren Fricktal aus 18 Personen. Zwei Funktionen sind vakant. «Es ist ein Problem, dass immer weniger Leute bereit und in der Lage sind, in diesem wichtigen Gremium mitzuwirken», erklärt der Rheinfelder Vizeammann Walter Jucker. (nfz)