«Einmal Rennfahrer, immer Rennfahrer»
19.10.2021 Schupfart«Einmal Rennfahrer, immer Rennfahrer»
Motocross: Viele ehemalige Fahrer und Fans trafen sich in Schupfart
40 Jahre nach den letzten Motocross-Rennen in Schupfart wurden am Sonntag in einer einmaligen Veranstaltung alte und neue Maschinen in Demoläufen vorgeführt. Als Höhepunkt fand um 13 Uhr ein Revival-Lauf statt, an dem ehemalige Rennfahrer der Schupfarter Motocross-Rennen, die zwischen 1967 und 1981 stattfanden, mitmachten. Die NFZ unterhielt sich mit Rennfahrern, welche die Schweizer Motocross-Geschichte mitgeprägt hatten.
Clara Willers
«Die Fahrzeuge kenne ich ja. Lustig ist es, weil man hier Leute sieht, die man Jahrzehnte lang nicht mehr getroffen hat», schilderte der ehemalige Rennfahrer Max Urech, dessen Werkstatt in Leimbach zwischen 1974 und 2018 schweizweit bekannt für Motocross-Gestelle und Sprungfedern war, im Gespräch. «Meine Generation wollte an der Weltmeisterschaft fahren», sagte der 72-Jährige. Dass das Motocross in der Schweiz einst eine ganze Generation begeistert hatte, zeigen wenige Zahlen. Max Urech erinnerte sich an 22 Rennen im Jahr 1972, die er allein innerhalb der Schweiz fahren konnte und an 35 000 Zuschauer, die 1973 an ein Motocross-Rennen in Wohlen (AG) kamen.
Bekannte Gesichter
Der Kanton Aargau beheimatet viele Motocross-Fans. Am Sonntag trafen wir unterwegs im «Rennpark» der älteren Motocross-Maschinen unter vielen anderen auf den Murianer «Bad Boy» Dani Müller, der nach einer erfolgreichen Motocross-Karriere zwischen 1999 und 2006 im Supermoto in der höchsten Klasse viermal Schweizer Meister wurde, sowie auf Fritz Graf. Der Gränicher ist zwölffacher Schweizer Meister und Gewinner des Schupfarter Rennens von 1975. Zur Freude aller Passanten präsentierte er nebst seinem Motorrad auch das Oldtimer-Auto, mit dem er schon vor über fünfzig Jahren nach Schupfart gefahren war.
Selbst Motocross-Fahrer aus der Welschschweiz kamen
«Auch heute noch fahre ich von einem Rennen zum anderen», erklärte Pius Oehen, der vor über 40 Jahren seine erste Töff-Montur bei Max Urech gekauft hatte. «Einmal Rennfahrer, immer Rennfahrer.» Der 65-jährige Altwiser (LU) und Mitglied des Oldtimer Motocross Club Schweiz (OMC) war schon 1979 einmal in Schupfart, allerdings als Zuschauer, sodass er am Sonntag nicht am Revival-Lauf, sondern nur am Demolauf der Solomaschinen 1976 bis 2021 mitfahren durfte. Auch ein paar Worte Französisch hörte man am Sonntag. So haben die beiden Westschweizer Gilbert Wicht und André Schmidt, auch Mitglieder beim OMC, ebenfalls den Weg nach Schupfart auf sich genommen, um an den Demoläufen mitzufahren.
Das ganze Geld in den Töff stecken
Familiär wirkte die Motocross-Szene durch die zahlreichen Wiedersehen mit Aussagen wie «Me gseht alli Lüüt, gäll» und viele fröhliche Gesichter. «Status war bis in die 1990er-Jahre hinein kein Thema», bestätigte Max Urech. Das ganze Geld habe er als junger Mann hauptsächlich in den Töff gesteckt und Bequemlichkeit war nicht Prioriät. Eine Woche bestand aus zwei Trainings, der Erwerbstätigkeit und aus der Rennfahrt am Wochenende, zu der man mit anderen mit einem einfachen Transporter samt Freundinnen gefahren ist. «Wenn jemand im Rennpark ein Problem hatte und ein Ersatzteil brauchte, half man sich. Auf der Strecke zählte jedoch einzig und allein das Gewinnen.» Weniger zahlreich, aber ebenfalls präsent, waren am Sonntag die Frauen auf der von vier Bauern zur Verfügung gestellten Rennbahn. Dabei war schon die Rennfahrerin Vreni Inderbitzin, Urechs ehemalige Partnerin, in den 1970er und 1980er-Jahren regelmässig erfolgreich. «Wenn Vreni in den Sattel steigt, zittern die Männer», befand eine Schweizer Zeitung 1977. Die Schwyzerin, die seit vielen Jahrzehnten in den USA lebt, war 1984 die erste Frau in der Schweizer Motocross-Geschichte, die ein Rennen gewann.
Starkes Schupfarter Organisationskomitee
Eine solide Arbeit zeigte das Organisationskomitee rund um den VMC Schupfart mitsamt Helferinnen und Helfern. Weder bei den Parkplätzen noch auf der Rennstrecke kam es zu unangenehmen Überraschungen. «Es waren sehr viele Leute und ein fröhliches Kommen und Gehen», resümierte denn auch Doris Müller, Präsidenti n des Velo-Moto-Clu bs Schupfart, am Sonntagabend. Angesichts der zahlreichen Wiedersehen und guten Gespräche bei strahlendem Herbstwetter war klar: Das Ziel des VMC Schupfarts, durch ein «Revival» die guten alten Motocross-Zeiten wieder auf leben zu lassen, wurde erreicht. «Es gibt einige Bekannte, die durch die 3G-Regel das Revival nicht besucht haben», schilderten dennoch einige der interviewten Rennfahrer.