«Lieber e biz Fasnacht, als gar kei Fasnacht»

  13.02.2022 Laufenburg, Tradition, Persönlich

Martin Schmid ist ein angefressener Fasnächtler, er gilt als Urgestein der Laufenburger Guggemusig Barocker und ist amtierender Präsident des OK Städtlefasnacht. Mehr noch: Der 57-jährige Laufenburger ist ein überaus kreativer Schminkkünstler.

Hildegard Siebold

«Mein Brauchtum an Fasnacht ist die Guggenmusik», sagt Martin Schmid. Seit 1988 gehört er den Laufenburger Barockern an, war zehn Jahre lang deren Präsident und ist heute Ehrenpräsident.

Ganz besonders aber sticht er durch seine Schminkkünste aus den Reihen der Barocker hervor. Neben ihrem druckvollen Guggensound und ihren farbenprächtigen Kostümen, bestechen die Guggenmusiker nämlich vor allem auch mit ihren fantasievoll geschminkten Gesichtern in immer neu zu entdeckender Vielfalt das Auge der Guggenfans. Und wenn es um Schminkkünste geht, ist Martin Schmid mit grosser Kreativität gesegnet. Er war der einzige Barocker, der sich komplett mit aufgepinselter Farbe vor dem Spiegel selbst zuhause schminkte, während seine Guggenkollegen sich vor jedem Auftritt in die Schlange vor dem Schminkraum stellten, um sich das Guggengesicht vom Schminkteam verschönern zu lassen.

Mittlerweile gibt es aber auch Junge, welche ihm nacheifern. Früher, so erzählt er, habe sich jeder selbst ein wenig geschminkt. Das sei damals ja längst noch nicht so aufwändig gewesen wie heute. Mit der Zeit, als das Schminken immer kreativer wurde, haben sich eine kleine Gruppe gebildet, die sich gegenseitig geschminkt haben. Die Airbrush-Technik mit Spritzdüsen und Schablonen kam erst so um 1997 auf. «Wir Barocker waren eine der ersten Guggen in der Region, die diese Methode ausprobierten», erzählt Martin Schmid. Zuvor verwendeten einige farbiges Haarspray als Grundierung und malten mit Pinseln Muster auf. Damals ging auch er noch ins Schminklokal. Aber irgendwann fing er an, sich daheim vor dem Spiegel selbst zu schminken. Auslöser seien wohl die einstigen Halloween-Partys des FC Laufenburg, bei dem er lange Jahre aktiv kickte, in der alten Stadthalle gewesen. Er organisierte die Partys mit und war zuständig für die Deko. Bis zu 1500 bunt geschminkte Partyteilnehmer fanden sich jeweils ein. Auch Martin Schmids Guggenmotive wurden mit der Zeit immer ausgeklügelter und fantasievoller. Gut und gerne eine Stunde, eher mehr, investiert er in sein geschminktes Konterfei. «Ich kann das einfach», antwortet er auf die Nachfrage, ob er denn ein besonders kreativer Geist sei. «Vielleicht kommt da der Maler durch», fügt er schmunzelnd an. Diesen Beruf hat er nach der Schule gewählt, seit 1997 ist er jedoch als Hauswart zuständig für das Schulhaus Blauen und die Stadthalle in Laufenburg.

Früh mit dem Fasnachtsvirus infiziert
Geboren und aufgewachsen ist Martin Schmidt in der Laufenburger Altstadt, direkt neben dem Wasentor. Von dort hörte er als kleiner Bub schon die Tschättermusik, die ihn bis heute fasziniert, durch die Gassen der alten Gemäuer hallen. Kein Wunder, dass er mitmischen wollte. «Als Schüler zogen wir an den drei Faissen singend von Laden zu Laden, um Süssigkeiten zu ergattern», erzählt er. Später formierte er sich mit seinem Bruder Bruno und einigen Kollegen an der Fasnacht zu einer Schülerband. Mit Gitarre, Waschbrett und mit Plastiksäcken musizierten sie im Städtchen. Da war er längst mit dem närrischen Virus infiziert. Eines Tages, er war gerade auf der Heimfahrt von einem WK beim Militär, hielt er spontan vor einem Musikgeschäft an, das auf dem Weg lag. Er ging hinein und kaufte sich für 300 Franken eine Trompete. Damit marschierte er gemeinsam mit seinem Bruder in die Musikprobe der Barocker. «Ich hatte von Tuten und Blasen keine Ahnung», verrät er schmunzelnd. Will heissen, er konnte kein bisschen Trompete spielen. Noten lesen kann er immer noch nicht. Spielen aber hat er inzwischen gelernt und ist bis heute fasziniert und angefressen vom Guggenmusik machen. Dazu schätzt er die Geselligkeit und Kameradschaft bei den Barockern.

Nicht lange überlegen
Überhaupt ist Martin Schmid einer, der nicht lange überlegt, sondern einfach tut. Sei es beim selber nähen seiner Kostüme, die er immer wieder mit kleinen Utensilien aufpeppt – selbst Reissverschlüsse kriegt er inzwischen problemlos hin – oder sei es, wenn ihn der Ruf nach einer Aufgabe ereilt.

«Sie händ mich eifach überschnured», gesteht er lächelnd ein, wenn er auf sein Amt als OK-Präsident der Laufenburger Städtlefasnacht angesprochen wird, welches er seit knapp zwei Jahren innehat. Erneut lässt Martin Schmid seinen Humor aufblitzen, wenn er verrät: «Böse Zungen behaupten, seit ich Präsident bin, gibt es keine Städtlefasnacht mehr.»

Umso erfreuter ist er, dass trotz Corona-Pandemie in diesem Jahr in Laufenburg doch noch Fasnacht gefeiert werden kann. Zwar punktuell eingeschränkt, nicht wie gewohnt grenzüberschreitend, aber immerhin. So freut er sich auf die Tschättermusik im Städtle, auf die beliebten Schnitzelbänke in den Altstadtlokalen sowie auf die Guggenparty und die Fasnachtsparty, die am 25. und 26. Februar als Ersatz für das grenzüberschreitende Open-Air-Guggen-Festival und das «Häxefüür» in und um die Stadthalle in der mehreren Stadt über die Bühne gehen sollen «Lieber e biz Fasnacht, als gar kei Fasnacht», ist seine Devise.

Und wenn die närrische Saison 2022 dann zu Ende geht, wird er wie all die Jahre zuvor längst noch nicht genug von der Fasnacht haben.


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