«Wir haben zusammengehalten und Fortschritte gemacht»

  03.03.2022 Fricktal, Kultur

Auch die Fricktaler Guggen haben zwei schwere Jahre hinter sich Um die Mitglieder beieinander und die Musik auf Niveau zu halten, war während der langen Corona-Zwangspause bei den Fricktaler Guggen Kreativität gefragt: Nur jeweils von Spätsommer bis Frühherbst waren Proben und unbeschwertes Zusammensein möglich.

Boris Burkhardt

Am letzten Freitag gab es für die Barocker nach zwei Jahren Zwangspause doch noch ein versöhnliches Ende bei der «Gugge-Party» in einer ausverkauften Laufenburger Stadthalle in Festlaune. Das war ziemlich genau zwei Jahre nach dem letzten Auftritt 2020. (Der 25. Februar war damals der Fasnachtszischtig.) «Wir hatten damals schampar grosses Glück», erinnert sich Präsidentin Fadrina Gertiser: «Bis auf das letzte Wochenende verlief die Fasnacht für uns 2020 noch normal.» Danach sahen sich die Laufenburger Guggenmusiker aber erst wieder zur ersten Probe im August 2020 wieder – die Proben waren damals auf fünf Musiker begrenzt.

Guggenmusiken hatten es während der Corona-Zwangspause doppelt schwer: Wie andere Cliquen durften sie keine Fasnacht feiern; wie andere Musikvereine konnten sie kaum proben. Um Motivation und Zusammenhalt hochzuhalten, war Kreativität gefragt. Die Chinzhalde-Schränzer aus Eiken hatten 2020 erstmals für alle Mitglieder ein Weihnachtsgeschenk, einen Flachmann mit der Gravur «Nicht-Fasnacht 2021», wie Präsident Simon Schraner berichtet. Den Mitgliedern habe der soziale Kontakt gefehlt: «Das merkte man sehr gut an der Stimmung.»

«Das war ein ganz schöner Moment»
An der Fasnacht 2021 hatten die Chinzhalde-Schränzer einen einzigen Auftritt: Die erlaubten fünf Musiker spielten «ganz kurzfristig» nach einer Stunde Probe vor dem Eiker Altersheim im Wintergarten; die Bewohner hörten von den Fenstern aus zu. «Das war ein ganz schöner Moment», erzählt Schraner: «Die Bewohner hatten zum Teil Tränen in den Augen; und bei uns tat sich ein Gefühlschaos auf.» Am Aschermittwoch gab es wiederum die guggeninternen traditionellen Rauchwürste samt Senf und Weggli in den Briefkasten oder bei den weiter entfernt lebenden Mitgliedern in Schaffhausen, Zug und Thun per Post. Den Schränzer-Ball 2022 wollte die Gugge erst als Freiluftveranstaltung unter 3G-Reglement planen: «Aber wir sagten: alle oder keine und wollen alle gleichbehandeln.»

Die Barocker behalfen sich im Lockdown 2020/21 mit einer «Videochallenge», bei der jeweils eine Person die nächste für eine gefilmte unterhaltsame Aufgabe nominiert. Für Weihnachten 2020 nahmen die Barocker ihre Version von «Stille Nacht» auf. Die Fasnacht 2021 verbrachte die Gugge online mit der «Barocker-Tour at Home»; die Generalversammlung fand erst im Sommer statt. Wieder dauerte es bis Ende August, bis die Barocker wieder proben konnten. Geprobt wurde im Freien auf der Schulanlage Blauen und später vor der Backstube einer Bäckerei. Trotz der Umstände ist die Vereinspräsidentin sehr zufrieden mit der Leistung ihrer Musiker: «Wir haben zusammengehalten und Fortschritte gemacht.»

Trotz Urlaubsplänen alle dabei
Keine Probe mehr seit vergangenem Herbst hatten die Gasseschränzer aus Rheinfelden wegen der Zertifikatspflicht, wie der Chef der zehn Mann kleinen Formation, Urs Zumsteg, erklärt. Im Sommer 2021 habe man geprobt; für 2020 könne er es gar nicht mehr sagen: «Weil klar war, dass 2021 keine Fasnacht stattfinden würde.» Neue Stücke studierten die Gasseschränzer keine ein. Das mache aber alles «nicht extrem weh», sagt Zumsteg: An der Rheinfelder Strassenfasnacht, die am Wochenende doch noch stattfinden konnte, spielte die Kleingugge spontane Platzkonzerte – immerhin waren alle zehn Musiker trotz mancher Urlaubspläne dabei. Ein Mitglied verloren die Chinzhalde-Schränzer während der Corona-Pause: Es merkte laut Schraner, dass ihm die Termine «nicht so fehlten» und andere Hobbys wichtiger geworden waren. Dafür kehrte nach rund fünf Jahren die ehemalige Musikleiterin Sara Nussbaum in die Gugge zurück, die nun weiterhin 17 Mitglieder hat. Die Barocker hingegen wuchsen 2021 sogar um zehn junge Mitglieder und sind nun 45. Gertisers Wunsch, die Neulinge möchten die Fasnacht auch einmal miterleben, ging dieses Jahr noch in Erfüllung: Schon vor der eigenen Party am Freitag hatten die Barocker dieses Jahr ein paar Auftritte.


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