Angekommen in Sulz

  05.05.2022 Sulz

Am Montagnachmittag sind mit einer Mutter und ihren zwei Buben die ersten drei von maximal zwölf Personen aus der Ukraine eingezogen.

Susanne Hörth

Der Rasenmäher ist eben verstummt, der Geruch von frischgemähtem Gras mischt sich mit jenem der wenige Meter entfernten Blumenwiese. Vom nahen Sportplatz ertönt das Lachen und Rufen trainierender Kinder, während gleichzeitig zwei Mädchen munter schwatzend ihre Trottinetts in Richtung Schulhaus schieben. So unaufgeregt diese Momentaufnahmen an diesem sonnigen Montagnachmittag in direkter Umgebung des Sulzer Pfarrhauses sind, so friedlich sind sie auch. Es ist zugleich der erste Eindruck, den Ekaterina Milyukova und ihren beiden Söhnen Maxim und Artem vom viel Landschaft umgebenen Dorf Sulz bekommen. Sie sind gerade aus dem Auto gestiegen, mit dem sie von den Sulzer Kirchenpflegemitgliedern Claudia Dünner (Präsidentin) und Tony Kuster aus der kantonalen Flüchtlingsunterkunft in Frick abgeholt wurden.

In Richtung der vor dem Pfarrhaus wartenden Personen meint Tony Kuster: «Es sind erst drei mitgekommen.» Claudia Dünner ergänzt: «Wir hoffen, dass wir noch diese Woche weitere Personen dazu holen können.» Gegenüber der NFZ erklärt sie: «Für uns war sofort klar, als der Krieg in der Ukraine ausgebrochen und seither viele Flüchtlinge in die Schweiz kommen, dass wir auch helfen wollen. Deshalb haben wir das Pfarrhaus als Wohnraum zur Verfügung gestellt.» Dem Kanton Aargau wurde das Pfarrhaus in direkter Nähe zur Schule und den Sportanlagen als Unterbringung für Mütter mit Kindern gemeldet. «Wir wollten eigentlich das Pfarrhaus vermieten, hatten auch bereits einen Mieter gefunden. Doch eben: jetzt haben die ukrainischen Flüchtlinge Vorrang», so Claudia Dünner.

Seit Montag nun sind die ersten der erwarteten Schutzsuchenden eingezogen. Ekaterina Milyukova und ihre beiden Jungs können hier etwas zur Ruhe kommen. Ja, sie sei sehr froh, hier in Sicherheit zu sein, betont sie. Was zuhause in der Ukraine passiert, bereitet ihr grosse Sorgen. Sie konnte nur mit zwei ihrer drei Söhne aus dem Land flüchten. Ihr ältester Sohn musste in der Ukraine bleiben, er wurde als Soldat eingezogen.

Seit die Mutter und die beiden 11- und 13-jährigen Buben am 22. April in der Schweiz angekommen sind, haben sie bereits das Bundesasylzentrum in Basel, die aargauische Unterkunft in Aarau und jene in Frick kennengelernt. Im Sulzer Pfarrhaus kann die kleine Familie zusammen mit weiteren, noch zu erwartenden Schutzsuchenden bleiben. Für die Schutzsuchenden ist in erster Linie der Sozialdienst Laufenburg zuständig. Mit Marianne Schraner konnte die katholische Kirchenpf lege Sulz aber auch jemand finden, der den Flüchtlingen beim ersten Zurechtfinden im Dorf zur Seite steht.

Ein grosses Dankeschön
Dem Aufruf, das Pfarrhaus für die gef lüchteten Menschen vorzubereiten, einzurichten und es auch in Sachen Wasser und Elektrizität funktionstüchtig zu machen, folgten viele, erzählen Claudia Dünner und Tony Kuster stolz. Sie sind voller Dankbarkeit allen Helfenden gegenüber, darunter auch ein sehr engagiertes Putzteam aus Sulz sowie Handwerksbetriebe aus der Region.

Darauf angesprochen, ob sie das Landleben kenne, lächelt Ekaterina Milyukova und nickt. Sie lebt mit ihrer Familie eigentlich in Kiew, ist aber auf dem Land aufgewachsen, fühlt sich entsprechend wohl hier. Um das erste Kennenlernen nicht durch Sprachhürden zu erschweren, kam am Montagnachmittag auch Iryna Brogle mit nach Sulz. Sie stammt ursprünglich aus der Ukraine, lebt aber seit vielen Jahren in Herznach. Sie begleitete die kleine Truppe durch den Rundgang durch das grosse Haus und übersetzte, was Claudia Dünner und Tony Kuster an Erklärungen zum Gebäude wie auch der Umgebung abgaben. Auf dem zur Wohnung gehörenden Balkon zeigt der fussballbegeisterte Artem zum Sportplatz hinunter, auf welchem die Kinder mittlerweile einem Ball hinterherjagen. Er jubelt, hat er doch bereits etwas entdeckt, bei dem er gerne auch mitmachen möchte.


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