Frühreife Früchtchen

  16.06.2022 Fricktal

Für Hochstamm-«Chriesi» heisst es: warten auf Freitag

Die «Chriesibluescht» hat gut zwei Wochen früher eingesetzt als im vergangenen Jahr. Die Folgen sind jetzt sichtbar: Nicht nur am «Chriesiwäg» in Gipf-Oberfrick sind viele Bäume schon voll reifer Früchte. Während die ersten Tafel-Kirschen bereits in den Läden angekommen sind, warten die Produzenten von Konserven-Kirschen auf die Abnahme.

Simone Rufli

Am Freitag ist es soweit. Dann endlich wird Hansueli Stäuble die erste Ladung Kirschen abliefern können. Endlich deshalb, weil viele seiner Hochstamm-Kirschbäume bereits schwer an der Last der reifen Früchte tragen und zusätzliche Tage am Baum nicht mehr nötig wären. Als ihn die NFZ am Dienstag dieser Woche auf dem Hohenbühl in Gipf-Oberfrick besuchte, erklärte er, dass er mit dem Pf lücken dennoch zuwartet. Der Grund: Es fehle an der Flexibilität in der Logistik. Ihm fehlen also die Ernte-Helfer? Hansueli Stäuble lacht, schüttelt den Kopf. «Wenn wir jetzt pflücken, liegen die Kirschen bis zu drei Tage herum, bis sie weiterverarbeitet werden. Das ist ihrer Qualität nicht förderlich. Das Problem ist, dass die Maschinen, die unsere Hochstamm-Kirschen zu Konserven verarbeiten sollen, noch nicht bereit sind oder die Liefermengen noch zu gering sind.» Das passiere halt, wenn sich die Natur nicht an die Planung halte.

Ernteschätzungen
So seltsam und überspitzt diese Bemerkung ist, genau da liegt das Problem. Die ersten Ernteschätzungen an die Abnehmer werden von den Landwirten bereits Ende März angefordert. Und auf diesen Schätzungen basierte die weitere Planung seiner Abnehmerin, der Frila. Wobei Ende März noch nicht einmal klar war, ob der April noch Minusgrade bringen würde. Das tat der April dann zwar, aber zum Glück nicht lange genug, um den Kirchbäumen zu schaden.

Und so kam es, dass Hansueli Stäuble am Dienstag dieser Woche vor einem schwer behangenen Hochstämmer stand und die wunderbar reifen Früchte anschaute, anstatt zu pflücken.

Total 270 Obstbäume haben die Gebrüder Stäuble auf ihrem Land, darunter rund 60 Hochstamm-Kirschbäume, die geerntet werden. Nur vereinzelt würden seine Früchte die Anforderungen für die Klassifizierung als Tafel-Kirschen erfüllen, erzählt er. «Die meisten haben einen zu geringen Durchmesser. Dafür schmecken sie noch richtig kräftig.» Wie die Schauenburger-Kirsche, die er gerade zum Versuchen reicht.

Nicht jeder Baum auf dem Hohenbühl träg t gleich v iele «Chriesi». Nicht an jedem Baum ist der Reifeprozess genau gleich weit fortgeschritten. Manche Bäume dienen einzig der Biodiversität. Stäubles arbeiten mit dem Vogelschutzverein Gipf-Oberfrick und auch mit der Vogelwarte Sempach zusammen, freuen sich, wenn Fledermäuse ein- und ausfliegen und der Wiedehopf nistet. Und auch wenn bei Stäubles die Kirschenernte nur ein Betriebszweig ist, sie wären doch froh, die Abnahme ihrer Kirschen könnte flexibler erfolgen – «halt so wie es die Natur erfordert».

Im Fall der Tafelkirschen aus Anlagen (ab einem Durchmesser von selten unter 24 mm) ist die frühe Ernte in diesem Jahr ein klarer Vorteil. Sie kommen jetzt auf den Markt und nicht erst, wenn die Sommerferien angefangen haben. So konnten beispielsweise im Volg-Laden in Gipf-Oberfrick in dieser Woche bereits die ersten Kirschen gekauft werden. Ob der Einsatz von Frostkerzen in den Anlagen ausschlaggebend war oder der Umstand, dass die Minusgrade Anfang April nicht lange anhielten, die Kirschen-Ernte wird in diesem Jahr reichhaltig ausfallen.


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