Morsche Balken in altem Gemäuer
06.09.2022 RheinfeldenFür rund 1,9 Millionen Franken lässt die Stadt Rheinfelden die Johanniterkapelle, die aus dem 15. Jahrhundert stammt, restaurieren. Aktuell werden morsche Balken ersetzt.
Valentin Zumsteg
Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass dieser einst massive Holzbalken im Glockenstuhl der Rheinfelder Johanniterkapelle so lange gehalten hat. Morsch und von der Fäulnis zersetzt, scheint er jederzeit brechen zu können. Der Mittelteil ist löcherig, es lässt sich mit der Hand hindurchgreifen. «Es kommt selten vor, dass ein Eichenbalken derart verfault ist», erklärt Toni Weiss von der Firma Vögeli Holzbau aus Kleindöttingen, die von der Stadt mit den Holzbau-Arbeiten bei der Sanierung der Johanniterkapelle beauftragt worden ist.
Trocken halten die Balken über Jahrhunderte
Der alte Balken war eine von drei Glockenstuhlschwellen und hatte damit eine tragende Rolle. «Über Jahrzehnte ist Wasser in den Turm eingedrungen, so dass der Balken zu faulen begann. Wäre noch eine Glocke aufgehängt gewesen, wäre er wohl tatsächlich gebrochen», erläutert Weiss. Vergangene Woche ist die morsche Schwelle durch einen neuen Eichenbalken, den das Rheinfelder Sägewerk Albiez vorbereitet hat, ersetzt worden. Der alte Balken ist derzeit beim Eingang der Kapelle ausgestellt, wer ihn besichtigen will, hat dort die Möglichkeit. Die beiden anderen Schwellen, die sich nicht direkt unter dem Fenster befinden, müssen hingegen nicht ausgetauscht werden, sie sind in gutem Zustand. «Bleiben die Eichenbalken trocken, dann halten sie Jahrhunderte», sagt Toni Weiss.
Wenn die Holzbau-Arbeiten am Turm in diesen Tagen abgeschlossen sind, wird er wieder eingedeckt und die Steinmetze, Maurer und Restaurateure können dort ihre Arbeit aufnehmen. Viel Arbeit gibt es für die Holzbauer aber noch im Dachstuhl der eigentlichen Kapelle. Auch dort müssen alte Balken ersetzt werden.
Nicht 08/15
Die Vögeli Holzbau AG arbeitet bei der Johanniterkapelle eng mit Ambrosius Widmer aus Sarnen zusammen, der Restaurator im Holzbau ist und als Koryphäe gilt. «Ein solcher Auftrag ist nie eine 08/15-Arbeit. Wir müssen auf die historische Substanz Rücksicht nehmen», betont Toni Weiss. Das grosse Notdach, das für die Sanierungszeit über der Kapelle montiert wurde, habe sich bislang sehr bewährt. Es erleichtere die Arbeiten und biete Schutz vor Regen und brennender Sonne. Die ehemalige kleine Ordenskirche, die einst zur Johanniterkommende gehörte, wurde zwischen 1456 und 1458 erbaut. Grosse Teile des Dachwerks stammen noch aus jener Zeit. Seit 1958 gehört die Kapelle der Stadt, das Gotteshaus gilt als Denkmal von nationaler Bedeutung.