Wie die beiden Rheinfelden wieder zusammengewachsen sind

  11.01.2023 Rheinfelden

Peter Scholer und Eberhard Niethammer blicken zurück

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Annäherung der beiden Rheinfelden nicht einfach. Doch sie ist gelungen, die zwei Städte arbeiten heute eng zusammen. Wie es dazu kam, schildern der ehemalige Schweizer Vizeammann Peter Scholer und der ehemalige deutsche Oberbürgermeister Eberhard Niethammer.

Valentin Zumsteg

Sie teilen sich den gleichen Namen, sind mit verschiedenen Brücken eng miteinander verbunden und feiern gemeinsam Fasnacht: Die beiden Rheinfelden verbindet vieles. Doch während und nach dem Zweiten Weltkrieg waren die einstmals engen Verbindungen gekappt, viele Bürgerinnen und Bürger konnten und wollten die ehemals guten Kontakte nicht mehr pflegen. Auch auf politischer Ebene ging man auf Distanz. Erst langsam normalisierten sich die Beziehungen wieder und die beiden Städte rückten enger zusammen. Wie es dazu kam, schildern der ehemalige Rheinfelder Vizeammann Peter Scholer und der ehemalige deutsche Oberbürgermeister Eberhard Niethammer in ihren lesenswerten Beiträgen zum Buch «Innovation und Integration – 100 Jahre (Badisch) Rheinfelden», das kürzlich zum deutschen Stadtjubiläum erschienen ist.

«Kriegserinnerungen im Gepäck»
«Es ist noch nicht so lange her, dass die politische Zusammenarbeit der beiden Rheinfelden selbstverständlich ist, hatten doch die früheren Stadtoberhäupter, der langjährige Oberbürgermeister Herbert King und Stadtammann Richard Molinari, noch Kriegserinnerungen im Gepäck», schreibt Peter Scholer in seinem Beitrag. Immerhin: Noch zur Zeit von King und Molinari gelang ein «bahnbrechendes» gemeinsames Vorhaben, nämlich 1975 der Bau einer Kunsteisbahn auf Schweizer Seite, an dem sich auch Badisch Rheinfelden beteiligte. Eine neue Epoche der grenzüberschreitenden kommunalen Kooperation begann schliesslich mit der Wahl von Hansruedi Schnyder 1987 als Nachfolger von Stadtammann Molinari; «denn der ebenfalls neu ins Amt gewählte Oberbürgermeister Eberhard Niethammer reichte dazu seine Hand», hält Scholer fest. Mit der Zeit trafen sich die beiden Stadtoberhäupter jede Woche zu einem Kaffee und einem persönlichen Austausch im Hotel Schiff. Man spürte: Die beiden mögen sich.

Modell für grenzüberschreitendes Zusammenleben
Es wird seither viel gemeinsam geplant, koordiniert und der Kontakt zwischen den Verwaltungen ist ebenfalls gut. Im Jahr 2000 wurde schliesslich der erste gemeinsame Neujahrsempfang durchgeführt, der seither abwechselnd auf deutscher oder auf Schweizer Seite stattfindet.

Eberhard Niethammer, der 1994 die Rede an der 1. August-Feier halten durfte, schreibt erfreut in seinem Artikel: «Am Hochrhein ist bekannt, dass das badische Rheinfelden und seine Schweizer Nachbarstadt enge partnerschaftliche und freundschaftliche Beziehungen pflegen. Sie tragen nicht nur denselben Namen, sie arbeiten, planen, gestalten zusammen, und sie helfen sich gegenseitig.» Für ihn ist klar, dass die beiden Rheinfelden auf gutem Weg sind, Modell für grenzüberschreitendes Zusammenleben zu sein. «Manchmal bedauern wir, dass Problemlösungen in Grenzregionen länger dauern, weil man am Rande von Nationalstaaten weit weg von den Hauptstädten liegt. Grenzlagen haben aber Standortvorteile im freien Personen- und Warenverkehr und Kulturaustausch», so Niethammer. Dies gelte für unsere Dreiländerregion und die beiden Rheinfelden ganz besonders. Und Peter Scholer meint abschliessend: «In vielen Bereichen wurden Brücken geschaffen; in Kultur, Politik, Wirtschaft und Natur. Es ist zu hoffen, dass künftig weitere Vernetzungen entstehen und gedeihen.» Vielleicht sogar ein neuer Rheinsteg…

«Innovation und Integration – 100 Jahre (Badisch) Rheinfelden». Badisch Rheinfelder Geschichtsblätter Nr. 18. Redaktion: Wolfgang Bocks.


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