beRUFLIch
25.04.2025 KolumneHaben Sie eine Minute?
Simone Rufli
Die Minute – ein seltsames Zeitmass. Mal flüchtig wie ein Moment, der zu schnell vergeht. Immer dann endlos lang und gedehnt, wenn man auf etwas wartet.
In der Musik bestimmt sie das Tempo, im Sport entscheiden kleinste Bruchteile davon über Sieg oder Niederlage.
Immer dauert sie 60 Sekunden.
Heute. Es gab Zeiten, da war eine Minute nicht exakt definiert, sondern wurde anhand der Bewegung von Himmelskörpern abgeschätzt. Erst mit der Entwicklung präziser Uhren wurde sie zu dem, was wir heute als 60 Sekunden kennen.
Heute gibt es neben der gängigen Minute auch Winkelminuten, Bogenminuten und Industrieminuten. «Die Zeit verlängert sich für alle, die sie zu nutzen verstehen», soll Leonardo da Vinci gesagt haben.
Dass sich eine Minute verlängern kann, das erlebe ich immer wieder. Die geheimnisvollste und unergründlichste unter allen Minuten ist für mich die Minute, die bis zu viermal 60 Sekunden dauern kann – obwohl sie mir schwarz auf weiss und digital eine einzige Minute weismachen will. Es ist die Minute, die mich immer wieder aufs Neue überrascht – die letzte Minute, bevor die Waschmaschine zum Stillstand kommt.
Eines allerdings muss man dieser elend langen Minute lassen. Wäre sie kürzer, ich hätte mir diese Gedanken über sie nicht gemacht.