Geblieben ist der Run

Simone Rufli

Heute ist Freitag, der 25. Oktober. Auch der 25. Oktober 1929 war ein Freitag, ein «Black Friday»: Tausende Menschen standen in der Wall Street in New York vor der Börse. Millionen Amerikaner und Amerikanerinnen verloren innert weniger Tage ihr Vermögen. Der Börsencrash am Schwarzen Freitag löste die schwerste Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts aus.

Nur war der Schwarze Freitag in den USA kein Freitag, sondern ein «Black Thursday», ein Schwarzer Donnerstag. Denn auf dem amerikanischen Kontinent war der Donnerstag noch nicht zu Ende, als Europa an einem schwarzen Freitag erwachte.

Den «Black Friday» gibt es in den USA trotzdem; sehr wahrscheinlich als Reaktion auf den «Black Thursday». Ganz sicher aber im Zusammenhang mit Thanksgiving und Präsident Roosevelt. Er war es, der den traditionellen Familien-Feiertag anno 1939 eine Woche vorverlegte, in der Absicht, die Wirtschaft mit dem Vor-Weihnachtsgeschäft anzukurbeln. Eine Idee, die sich mit der Globalisierung in den letzten 15 Jahren in weiten Teilen der Welt festgesetzt hat.

Dieser «Black Friday» findet jeweils Ende November statt und trotzt jeder Zeitverschiebung. Nicht nur das: Er schluckt gleich mehrere Wochentage, was ihn inzwischen auch bei uns zur «Black Week» gemacht hat.

Wobei: Die Bezeichnung «schwarz» für diese Woche führt dann doch wieder zurück zum Schwarzen Freitag respektive Donnerstag des Jahres 1929. Zum Chaos, als eine dunkel gekleidete und verzweifelte Menschenmasse ihre Ersparnisse bei ihrer Bank noch abzuheben versuchte, was in den USA als «Bank Run» bezeichnet wird.

Heute geht dem «Black Friday» der Schrecken von damals ab. Zurück bleibt der Run der grossen Masse – auf günstige Ware.

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